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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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und erscheinen als das ganze Christenthum selbst, aber allmälig verschmolz sie sich mit dem alten heidnischen Glaubens- und Wissenskreise, mit der heidnischen Symbolik zu dem jetzt vorliegenden Ganzen. In welcher Weise dieser Vermischungs- und Umgestaltungsprozess vor sich gegangen sei, darüber können nur leise Vermuthungen geäussert werden; das Wahrscheinlichste aber ist, dass man die alte Sache im Ganzen gelassen, jedoch an die Stelle der römisch-griechischen Namen und Götter biblische oder auch rein-christliche und namentlich die beiden Johannes und Christus gesetzt habe. Insbesondere würden darnach Hiram, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer als der christlich umgetaufte und benannte heidnische Natur- und Sonnengott erscheinen, welchem erstern zugleich die von dem letztern vorhandene Legende, so weit und so gut es gehen mochte, angepasst wurde. Auf diese Weise wird auch der sonderbare heidnische oder der natürliche und rein geistige oder christliche Zwiespalt und Dualisunis begreiflich, der uns bei jedem tiefern Eindringen in die alte maurerische Symbolik unverkennbar mehr oder weniger begegnet. Die semitische, die hebräische Sprache ist sonach keineswegs die ursprüngliche heilige Sprache der Baukünstler und Maurer, sondern blos die Sprache der christlich gewordenen heidnischen, der christlich-germanischen Baukünstler. Den christlich-germanischen Baukünstlern konnte unmöglich ein anderes Symbol als der salomonische Tempelbau mit seinem Baumeister Hiram gegeben werden, weil die neuen Christen durchaus noch keine Bauten und keine ausgezeichneten Baumeister hatten und in der ganzen vorchristlichen jüdischen Geschichte die Erbauung des salomonischen Tempels durch den phönicischen Hiram der einzige bemerkenswerthe und hervorragende Bau war. Die Einführung des salomonischen Tempelbaues und seines tyrischen Baumeisters Hiram oder Iliram Abif, wie ihn die Yorker Constitution vom Jahr 926 nennt,1) mochte auch dadurch erleichtert werden, dass von diesem Tempelbau die Sagen und Urkunden der Bauleute bereits Meldung thaten, woran nur erweiternd und mit Zurück-

1) Krause, Kunsturkunden, II. 1. S. 72 oben.

und erscheinen als das ganze Christenthum selbst, aber allmälig verschmolz sie sich mit dem alten heidnischen Glaubens- und Wissenskreise, mit der heidnischen Symbolik zu dem jetzt vorliegenden Ganzen. In welcher Weise dieser Vermischungs- und Umgestaltungsprozess vor sich gegangen sei, darüber können nur leise Vermuthungen geäussert werden; das Wahrscheinlichste aber ist, dass man die alte Sache im Ganzen gelassen, jedoch an die Stelle der römisch-griechischen Namen und Götter biblische oder auch rein-christliche und namentlich die beiden Johannes und Christus gesetzt habe. Insbesondere würden darnach Hiram, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer als der christlich umgetaufte und benannte heidnische Natur- und Sonnengott erscheinen, welchem erstern zugleich die von dem letztern vorhandene Legende, so weit und so gut es gehen mochte, angepasst wurde. Auf diese Weise wird auch der sonderbare heidnische oder der natürliche und rein geistige oder christliche Zwiespalt und Dualisunis begreiflich, der uns bei jedem tiefern Eindringen in die alte maurerische Symbolik unverkennbar mehr oder weniger begegnet. Die semitische, die hebräische Sprache ist sonach keineswegs die ursprüngliche heilige Sprache der Baukünstler und Maurer, sondern blos die Sprache der christlich gewordenen heidnischen, der christlich-germanischen Baukünstler. Den christlich-germanischen Baukünstlern konnte unmöglich ein anderes Symbol als der salomonische Tempelbau mit seinem Baumeister Hiram gegeben werden, weil die neuen Christen durchaus noch keine Bauten und keine ausgezeichneten Baumeister hatten und in der ganzen vorchristlichen jüdischen Geschichte die Erbauung des salomonischen Tempels durch den phönicischen Hiram der einzige bemerkenswerthe und hervorragende Bau war. Die Einführung des salomonischen Tempelbaues und seines tyrischen Baumeisters Hiram oder Iliram Abif, wie ihn die Yorker Constitution vom Jahr 926 nennt,1) mochte auch dadurch erleichtert werden, dass von diesem Tempelbau die Sagen und Urkunden der Bauleute bereits Meldung thaten, woran nur erweiternd und mit Zurück-

1) Krause, Kunsturkunden, II. 1. S. 72 oben.
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[198/0218] und erscheinen als das ganze Christenthum selbst, aber allmälig verschmolz sie sich mit dem alten heidnischen Glaubens- und Wissenskreise, mit der heidnischen Symbolik zu dem jetzt vorliegenden Ganzen. In welcher Weise dieser Vermischungs- und Umgestaltungsprozess vor sich gegangen sei, darüber können nur leise Vermuthungen geäussert werden; das Wahrscheinlichste aber ist, dass man die alte Sache im Ganzen gelassen, jedoch an die Stelle der römisch-griechischen Namen und Götter biblische oder auch rein-christliche und namentlich die beiden Johannes und Christus gesetzt habe. Insbesondere würden darnach Hiram, Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer als der christlich umgetaufte und benannte heidnische Natur- und Sonnengott erscheinen, welchem erstern zugleich die von dem letztern vorhandene Legende, so weit und so gut es gehen mochte, angepasst wurde. Auf diese Weise wird auch der sonderbare heidnische oder der natürliche und rein geistige oder christliche Zwiespalt und Dualisunis begreiflich, der uns bei jedem tiefern Eindringen in die alte maurerische Symbolik unverkennbar mehr oder weniger begegnet. Die semitische, die hebräische Sprache ist sonach keineswegs die ursprüngliche heilige Sprache der Baukünstler und Maurer, sondern blos die Sprache der christlich gewordenen heidnischen, der christlich-germanischen Baukünstler. Den christlich-germanischen Baukünstlern konnte unmöglich ein anderes Symbol als der salomonische Tempelbau mit seinem Baumeister Hiram gegeben werden, weil die neuen Christen durchaus noch keine Bauten und keine ausgezeichneten Baumeister hatten und in der ganzen vorchristlichen jüdischen Geschichte die Erbauung des salomonischen Tempels durch den phönicischen Hiram der einzige bemerkenswerthe und hervorragende Bau war. Die Einführung des salomonischen Tempelbaues und seines tyrischen Baumeisters Hiram oder Iliram Abif, wie ihn die Yorker Constitution vom Jahr 926 nennt, 1) mochte auch dadurch erleichtert werden, dass von diesem Tempelbau die Sagen und Urkunden der Bauleute bereits Meldung thaten, woran nur erweiternd und mit Zurück- 1) Krause, Kunsturkunden, II. 1. S. 72 oben.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/218>, abgerufen am 26.11.2024.