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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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236 den indischen Samanäern oder den Buddhisten entstammend, wie bei ihnen Vischnu auch Schama, Jineswara (d. i. Tschin, der Genius, und Schama) gleich Buddha heisst.1) Die einmal gewählten und bestimmten Zauber- und Mysterienworte, Sprüche, Formeln, Lieder oder Gesänge u. s. w., welche als das heiligste priesterliche Geheimniss ertheilt und bewahrt wurden, dienten nicht allein als Erkennungszeichen und Erkennungsmittel der Eingeweihten, der Priester, sondern verliehen dem ganzen Bunde erst dauernde Festigkeit, zumal in einer fremden oder schon veralteten Sprache, indem diese nicht den Bewegungen, Zweideutigkeiten und Veränderlichkeiten der lebendigen Volkssprache unterworfen waren und durch ihr Alter, durch ihr Abgestorbensein etwas Ehrfurcht und Bewunderung Gebietendes hatten, gerade wie man deshalb die Alten, die Abgeschiedenen, die Vorfahren und die Väter, die Todten heilig hielt und verehrte. Die verschiedenen Weihe- und Mysteriengrade wurden gebildet und unterschieden durch die Verschiedenheit der ihnen bestimmten und mitgetheilten Mysterienworte u. s. w. Bei den Crivaishnava, einer von Ramanuga im Dekhan in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gestifteten brahmanischen Religionssekte,2) ist die wichtigste Ceremonie die Einweihung durch Mittheilung der mantra oder Gebete vom Lehrer an die Schüler; dieses geschieht durch Zuflüstern; nur die gehörig vorbereiteten und des vollen Vertrauens der Lehrer würdig befundenen Schüler erfreuen sich dieser Gunst und Mittheilung. Die Formel lautet: "om Ramajah namah, d. h. om! Heil dem Rama!"3) Diese Formel, welche so ziemlich allen Einweihungsformeln, auch den maurerischen gleicht, scheint an sich kein grosses und wichtiges Geheinmiss zu bergen und dennoch ist ihre Mittheilung die Mittheilung des wichtigsten Geheimnisses

1) Ritter, a. a. O., S. 349.
2) Derselben Zeit und derselben religiösen Änsicht gehört auch das von Rosenkranz in deutscher Uebersetzung, Königsberg 1842, herausgegebene theologisch - philosophische Drama: Prabodha - Chandrodaya, oder die Geburt des Begriffs von Krishna-Micra, an.
3) Lassen, a. a. O., IV. S. 128.

236 den indischen Samanäern oder den Buddhisten entstammend, wie bei ihnen Vischnu auch Schama, Jineswara (d. i. Tschin, der Genius, und Schama) gleich Buddha heisst.1) Die einmal gewählten und bestimmten Zauber- und Mysterienworte, Sprüche, Formeln, Lieder oder Gesänge u. s. w., welche als das heiligste priesterliche Geheimniss ertheilt und bewahrt wurden, dienten nicht allein als Erkennungszeichen und Erkennungsmittel der Eingeweihten, der Priester, sondern verliehen dem ganzen Bunde erst dauernde Festigkeit, zumal in einer fremden oder schon veralteten Sprache, indem diese nicht den Bewegungen, Zweideutigkeiten und Veränderlichkeiten der lebendigen Volkssprache unterworfen waren und durch ihr Alter, durch ihr Abgestorbensein etwas Ehrfurcht und Bewunderung Gebietendes hatten, gerade wie man deshalb die Alten, die Abgeschiedenen, die Vorfahren und die Väter, die Todten heilig hielt und verehrte. Die verschiedenen Weihe- und Mysteriengrade wurden gebildet und unterschieden durch die Verschiedenheit der ihnen bestimmten und mitgetheilten Mysterienworte u. s. w. Bei den Çrivaishnava, einer von Râmânuga im Dekhan in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gestifteten brahmanischen Religionssekte,2) ist die wichtigste Ceremonie die Einweihung durch Mittheilung der mantra oder Gebete vom Lehrer an die Schüler; dieses geschieht durch Zuflüstern; nur die gehörig vorbereiteten und des vollen Vertrauens der Lehrer würdig befundenen Schüler erfreuen sich dieser Gunst und Mittheilung. Die Formel lautet: „om Râmâjah namah, d. h. om! Heil dem Râma!“3) Diese Formel, welche so ziemlich allen Einweihungsformeln, auch den maurerischen gleicht, scheint an sich kein grosses und wichtiges Geheinmiss zu bergen und dennoch ist ihre Mittheilung die Mittheilung des wichtigsten Geheimnisses

1) Ritter, a. a. O., S. 349.
2) Derselben Zeit und derselben religiösen Änsicht gehört auch das von Rosenkranz in deutscher Uebersetzung, Königsberg 1842, herausgegebene theologisch – philosophische Drama: Prabodha – Chandrodaya, oder die Geburt des Begriffs von Krishna-Miçra, an.
3) Lassen, a. a. O., IV. S. 128.
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[193/0213] 236 den indischen Samanäern oder den Buddhisten entstammend, wie bei ihnen Vischnu auch Schama, Jineswara (d. i. Tschin, der Genius, und Schama) gleich Buddha heisst. 1) Die einmal gewählten und bestimmten Zauber- und Mysterienworte, Sprüche, Formeln, Lieder oder Gesänge u. s. w., welche als das heiligste priesterliche Geheimniss ertheilt und bewahrt wurden, dienten nicht allein als Erkennungszeichen und Erkennungsmittel der Eingeweihten, der Priester, sondern verliehen dem ganzen Bunde erst dauernde Festigkeit, zumal in einer fremden oder schon veralteten Sprache, indem diese nicht den Bewegungen, Zweideutigkeiten und Veränderlichkeiten der lebendigen Volkssprache unterworfen waren und durch ihr Alter, durch ihr Abgestorbensein etwas Ehrfurcht und Bewunderung Gebietendes hatten, gerade wie man deshalb die Alten, die Abgeschiedenen, die Vorfahren und die Väter, die Todten heilig hielt und verehrte. Die verschiedenen Weihe- und Mysteriengrade wurden gebildet und unterschieden durch die Verschiedenheit der ihnen bestimmten und mitgetheilten Mysterienworte u. s. w. Bei den Çrivaishnava, einer von Râmânuga im Dekhan in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts gestifteten brahmanischen Religionssekte, 2) ist die wichtigste Ceremonie die Einweihung durch Mittheilung der mantra oder Gebete vom Lehrer an die Schüler; dieses geschieht durch Zuflüstern; nur die gehörig vorbereiteten und des vollen Vertrauens der Lehrer würdig befundenen Schüler erfreuen sich dieser Gunst und Mittheilung. Die Formel lautet: „om Râmâjah namah, d. h. om! Heil dem Râma!“ 3) Diese Formel, welche so ziemlich allen Einweihungsformeln, auch den maurerischen gleicht, scheint an sich kein grosses und wichtiges Geheinmiss zu bergen und dennoch ist ihre Mittheilung die Mittheilung des wichtigsten Geheimnisses 1) Ritter, a. a. O., S. 349. 2) Derselben Zeit und derselben religiösen Änsicht gehört auch das von Rosenkranz in deutscher Uebersetzung, Königsberg 1842, herausgegebene theologisch – philosophische Drama: Prabodha – Chandrodaya, oder die Geburt des Begriffs von Krishna-Miçra, an. 3) Lassen, a. a. O., IV. S. 128.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/213>, abgerufen am 26.11.2024.