Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.findet man bei den Moscheen gebraucht, z. B. bei der prachtvollen Moschee des Sultans Hassan vom Jahr 1356 in Aegypten zu Kairo. Umgekehrt wurden auch wieder Moscheen in Kirchen verwandelt, so z. B. die im Jahr 786 begonnene Moschee zu Cordova nach der Eroberung der Stadt im Jahr 1236.1) Aus dem griechischen Alterthum könnte mit den christlichen Kirchen und den muhammedanischen Moscheen nur der Einweihungstempel zu Eleusis verglichen werden, indem auch er seinem ganzen Zwecke und seiner Anlage nach ausnahmsweise zur Aufnahme einer grössern Volksmasse, der versammelten Eingeweihten und Einzuweihenden bestimmt war.2) Nach der Zerstörung des älteren Tempels durch die Perser war der neuere unter Perikles sehr grossartig im dorischen Baustyle durch den berühmten Iktinos, den Baumeister des Parthenon, aufgeführt worden. Er lag mit dem Eingange gegen Osten gerichtet und die Breite der Tempelzelle betrug beinahe 150'; die Länge, wenn man den Pronaos und den Porticus mit einrechnet, 216'; Guhl und Koner geben die Länge des grossen Vierecks zu 212 - 216' und die Breite zu 178' an. Der Peribolos war 387' lang von Norden nach Süden, 328' breit von Osten nach Westen; die Winkel dieser letzteren Seite endigten sich in einer geraden Linie. Sehr merkwürdig ist, dass der Tempel zu Eleusis einen zweifachen, einen äussern und innern Peribolos, je mit besondern Propyläen hatte, welche bei Guhl und Koner durch Abbildungen oder Grundrisse dargestellt sind und wovon wohl jedenfalls die innern Propyläen schon zu den Einweihungsgebräuchen dienten. Den äussern Propyläen zu Eleusis hatten die Propyläen bei der Akropolis zu Athen zum Vorbilde gedient. Diesen äussern und innern Vorhof finden wir auch bei den alten fürstlichen Privatwohnungen, wie dieselben von Ho- 1) Lübke, S. 227. 2) Vergl. über den Tempel zu Eleusis: Sainte-Croix, Versuch über die alten Mysterien, übersetzt von Lenz, S. 94 ff.; Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer nach antiken Bildwerken, Berlin 1860, S. 47 ff. und S. 54 ff., woselbst zwei Grundrisse des Tempels und seiner Peribolen gegeben sind.
findet man bei den Moscheen gebraucht, z. B. bei der prachtvollen Moschee des Sultans Hassan vom Jahr 1356 in Aegypten zu Kairo. Umgekehrt wurden auch wieder Moscheen in Kirchen verwandelt, so z. B. die im Jahr 786 begonnene Moschee zu Cordova nach der Eroberung der Stadt im Jahr 1236.1) Aus dem griechischen Alterthum könnte mit den christlichen Kirchen und den muhammedanischen Moscheen nur der Einweihungstempel zu Eleusis verglichen werden, indem auch er seinem ganzen Zwecke und seiner Anlage nach ausnahmsweise zur Aufnahme einer grössern Volksmasse, der versammelten Eingeweihten und Einzuweihenden bestimmt war.2) Nach der Zerstörung des älteren Tempels durch die Perser war der neuere unter Perikles sehr grossartig im dorischen Baustyle durch den berühmten Iktinos, den Baumeister des Parthenon, aufgeführt worden. Er lag mit dem Eingange gegen Osten gerichtet und die Breite der Tempelzelle betrug beinahe 150’; die Länge, wenn man den Pronaos und den Porticus mit einrechnet, 216’; Guhl und Koner geben die Länge des grossen Vierecks zu 212 – 216’ und die Breite zu 178’ an. Der Peribolos war 387’ lang von Norden nach Süden, 328’ breit von Osten nach Westen; die Winkel dieser letzteren Seite endigten sich in einer geraden Linie. Sehr merkwürdig ist, dass der Tempel zu Eleusis einen zweifachen, einen äussern und innern Peribolos, je mit besondern Propyläen hatte, welche bei Guhl und Koner durch Abbildungen oder Grundrisse dargestellt sind und wovon wohl jedenfalls die innern Propyläen schon zu den Einweihungsgebräuchen dienten. Den äussern Propyläen zu Eleusis hatten die Propyläen bei der Akropolis zu Athen zum Vorbilde gedient. Diesen äussern und innern Vorhof finden wir auch bei den alten fürstlichen Privatwohnungen, wie dieselben von Ho- 1) Lübke, S. 227. 2) Vergl. über den Tempel zu Eleusis: Sainte-Croix, Versuch über die alten Mysterien, übersetzt von Lenz, S. 94 ff.; Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer nach antiken Bildwerken, Berlin 1860, S. 47 ff. und S. 54 ff., woselbst zwei Grundrisse des Tempels und seiner Peribolen gegeben sind.
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findet man bei den Moscheen gebraucht, z. B. bei der prachtvollen Moschee des Sultans Hassan vom Jahr 1356 in Aegypten zu Kairo. Umgekehrt wurden auch wieder Moscheen in Kirchen verwandelt, so z. B. die im Jahr 786 begonnene Moschee zu Cordova nach der Eroberung der Stadt im Jahr 1236. 1)
Aus dem griechischen Alterthum könnte mit den christlichen Kirchen und den muhammedanischen Moscheen nur der Einweihungstempel zu Eleusis verglichen werden, indem auch er seinem ganzen Zwecke und seiner Anlage nach ausnahmsweise zur Aufnahme einer grössern Volksmasse, der versammelten Eingeweihten und Einzuweihenden bestimmt war. 2) Nach der Zerstörung des älteren Tempels durch die Perser war der neuere unter Perikles sehr grossartig im dorischen Baustyle durch den berühmten Iktinos, den Baumeister des Parthenon, aufgeführt worden. Er lag mit dem Eingange gegen Osten gerichtet und die Breite der Tempelzelle betrug beinahe 150’; die Länge, wenn man den Pronaos und den Porticus mit einrechnet, 216’; Guhl und Koner geben die Länge des grossen Vierecks zu 212 – 216’ und die Breite zu 178’ an. Der Peribolos war 387’ lang von Norden nach Süden, 328’ breit von Osten nach Westen; die Winkel dieser letzteren Seite endigten sich in einer geraden Linie. Sehr merkwürdig ist, dass der Tempel zu Eleusis einen zweifachen, einen äussern und innern Peribolos, je mit besondern Propyläen hatte, welche bei Guhl und Koner durch Abbildungen oder Grundrisse dargestellt sind und wovon wohl jedenfalls die innern Propyläen schon zu den Einweihungsgebräuchen dienten. Den äussern Propyläen zu Eleusis hatten die Propyläen bei der Akropolis zu Athen zum Vorbilde gedient. Diesen äussern und innern Vorhof finden wir auch bei den alten fürstlichen Privatwohnungen, wie dieselben von Ho-
1) Lübke, S. 227.
2) Vergl. über den Tempel zu Eleusis: Sainte-Croix, Versuch über die alten Mysterien, übersetzt von Lenz, S. 94 ff.; Guhl und Koner, das Leben der Griechen und Römer nach antiken Bildwerken, Berlin 1860, S. 47 ff. und S. 54 ff., woselbst zwei Grundrisse des Tempels und seiner Peribolen gegeben sind.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/205>, abgerufen am 16.07.2024. |