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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

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nach vollbrachter Schöpfung einer höchst menschlichen und kindlichen Vorstellung zufolge gleich einem Menschen von schwerer Arbeit ausruhte. Nunmehr also war der alte Saturntag, der Tag des Herrn, der Sabath, der siebte Tag. Die Auffassung des Saturn als die zusammenfassende und beherrschende Einheit der sieben Planetenwelten bei den Ursemiten beweiset übrigens, dass die Religion aller Semiten, also nicht blos der Juden, eine monotheistische gewesen und erst später durch den baktrisch-chaldäischen und den asiatisch-phönicischen Naturdienst getrübt worden sei.1) Im Englischen wird der Samstag noch jetzt Saturntag, Saturday genannt, im Westphälischen Söterdag und im Münsterlande, sowie in Ostfriesland und Oldenburg Saterdag. Die Christen haben sodann wieder, um sich von den Juden zu unterscheiden, den alten zweiten Wochetag, den Tag der Sonne, zum Tag des Herrn oder zum siebenten Wochetage gemacht. Der christliche Sonntag muss deshalb als der siebente und nicht als der erste betrachtet werden, weil die Christen die mosaische Schöpfungsmythe angenommen haben und somit der Sonntag der Tag des Ausruhens Gottes oder der siebente Wochetag ist. - Bei Jeremia 15, 9 wird gesagt, dass die Mutter verschmachte, welche sieben Söhne geboren hat. Nach Jeremia 28, 17 stirbt der falsche Prophet Hananja im siebenten Monate des Jahres. Wenn Jeremia wiederholt weissaget, es solle die Gefangenschaft zu Babylon 70 Jahre währen, heisst dieses nur: lange. Zum Zeichen der Wiederherstellung Israels kauft Jeremia einen Acker zu Anathoth um siebenzehn Sekel Silbers, (32, 9).

Was nun die beiden Vorhöfe des salomonischen Tempels endlich noch angeht, war die Form derselben nach Baehr, S. 41, ohne allen Zweifel die viereckte, wie dieses die Analogie der Stiftshütte sowohl als des Ezechielschen Tempels und die überall auch sonst bei dem Heiligthum streng festgehaltene viereckte Form mit sich bringt. Kopp, S. 4, übergeht die Hofräume und die sonstigen Gebäude, die den Tempel umgaben, weil selbst das Wenige,

1) Movers, die Phönicier, I. S. 314.

nach vollbrachter Schöpfung einer höchst menschlichen und kindlichen Vorstellung zufolge gleich einem Menschen von schwerer Arbeit ausruhte. Nunmehr also war der alte Saturntag, der Tag des Herrn, der Sabath, der siebte Tag. Die Auffassung des Saturn als die zusammenfassende und beherrschende Einheit der sieben Planetenwelten bei den Ursemiten beweiset übrigens, dass die Religion aller Semiten, also nicht blos der Juden, eine monotheistische gewesen und erst später durch den baktrisch-chaldäischen und den asiatisch-phönicischen Naturdienst getrübt worden sei.1) Im Englischen wird der Samstag noch jetzt Saturntag, Saturday genannt, im Westphälischen Söterdag und im Münsterlande, sowie in Ostfriesland und Oldenburg Saterdag. Die Christen haben sodann wieder, um sich von den Juden zu unterscheiden, den alten zweiten Wochetag, den Tag der Sonne, zum Tag des Herrn oder zum siebenten Wochetage gemacht. Der christliche Sonntag muss deshalb als der siebente und nicht als der erste betrachtet werden, weil die Christen die mosaische Schöpfungsmythe angenommen haben und somit der Sonntag der Tag des Ausruhens Gottes oder der siebente Wochetag ist. – Bei Jeremia 15, 9 wird gesagt, dass die Mutter verschmachte, welche sieben Söhne geboren hat. Nach Jeremia 28, 17 stirbt der falsche Prophet Hananja im siebenten Monate des Jahres. Wenn Jeremia wiederholt weissaget, es solle die Gefangenschaft zu Babylon 70 Jahre währen, heisst dieses nur: lange. Zum Zeichen der Wiederherstellung Israels kauft Jeremia einen Acker zu Anathoth um siebenzehn Sekel Silbers, (32, 9).

Was nun die beiden Vorhöfe des salomonischen Tempels endlich noch angeht, war die Form derselben nach Baehr, S. 41, ohne allen Zweifel die viereckte, wie dieses die Analogie der Stiftshütte sowohl als des Ezechielschen Tempels und die überall auch sonst bei dem Heiligthum streng festgehaltene viereckte Form mit sich bringt. Kopp, S. 4, übergeht die Hofräume und die sonstigen Gebäude, die den Tempel umgaben, weil selbst das Wenige,

1) Movers, die Phönicier, I. S. 314.
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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/188>, abgerufen am 28.11.2024.