Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

führung eines Jungen Ehepaares, der Adoptions- oder Frauenlogen u. s. w. Ragon hatte mit Recht seinen Veröffentlichungen das Motto vorgesetzt:
"Faire connaitre la Maconnerie, c'est la faire aimer."
Der schweizerische Streit gegen die Oeffentlichkeit gleicht somit dem Kampfe jenes bekannten spanischen Ritters gegen die Windmühlen. Die literarische Empfänglichkeit und Dankbarkeit der Maurer stand übrigens stets im schlechten Geruche, wie auch Goethe (III. S. 16) dieselben geisselt:
Will Einer in die Wüste pred'gen
Der mag sich von sich selbst erled'gen.
Spricht aber Einer zu seinen Brüdern,
Dem werden sie's oft schlecht erwiedern!
Dieser Klage reihte aber Goethe unmittelbar den Trost an:
Lass Neid und Missgunst sich verzehren,
Das Gute werden sie nicht wehren!
Denn Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch:
So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch.

Ebenso hat Goethe seine eigenen Logengedichte und Logenvorträge, z. B. seine Trauerrede auf Wieland, unbedenklich in der Cotta'schen Gesammtausgabe seiner Werke (VI. S. 3 ff. und XXVII. S. 422 ff.) abdrucken lassen, wie Andere vor und nach ihm bis herab auf Bischof Draeseke, Hottinger und Lewis auch öffentlich geschrieben haben. Selbst bildliche Darstellungen der Symbole und Gebräuche der Freimaurerei sind sehr häufig, besonders in England und Frankreich. Unter den diessfälligen Werken mag nur erwähnt werden:

Clavel, histoire pittoresque de la Francmaconnerie avec 25 gravures representant les receptions et ceremonies maconniques deerites dans le texte. Paris 1843.

In den Bildern zu dem Conversationslexikon sind gleichfalls solche Abbildungen gegeben.

Es gehört unter solchen Umständen in der That und Wahrheit eine grosse Kühnheit dazu, um auch gegenwärtig maurerische Geheimnisse zu behaupten, und eine noch grössere literarische Unwissenheit, um dieselben ernstlich glauben und in

führung eines Jungen Ehepaares, der Adoptions- oder Frauenlogen u. s. w. Ragon hatte mit Recht seinen Veröffentlichungen das Motto vorgesetzt:
„Faire connaitre la Maçonnerie, c’est la faire aimer.“
Der schweizerische Streit gegen die Oeffentlichkeit gleicht somit dem Kampfe jenes bekannten spanischen Ritters gegen die Windmühlen. Die literarische Empfänglichkeit und Dankbarkeit der Maurer stand übrigens stets im schlechten Geruche, wie auch Goethe (III. S. 16) dieselben geisselt:
Will Einer in die Wüste pred’gen
Der mag sich von sich selbst erled’gen.
Spricht aber Einer zu seinen Brüdern,
Dem werden sie’s oft schlecht erwiedern!
Dieser Klage reihte aber Goethe unmittelbar den Trost an:
Lass Neid und Missgunst sich verzehren,
Das Gute werden sie nicht wehren!
Denn Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch:
So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch.

Ebenso hat Goethe seine eigenen Logengedichte und Logenvorträge, z. B. seine Trauerrede auf Wieland, unbedenklich in der Cotta’schen Gesammtausgabe seiner Werke (VI. S. 3 ff. und XXVII. S. 422 ff.) abdrucken lassen, wie Andere vor und nach ihm bis herab auf Bischof Draeseke, Hottinger und Lewis auch öffentlich geschrieben haben. Selbst bildliche Darstellungen der Symbole und Gebräuche der Freimaurerei sind sehr häufig, besonders in England und Frankreich. Unter den diessfälligen Werken mag nur erwähnt werden:

Clavel, histoire pittoresque de la Francmaçonnerie avec 25 gravures représentant les réceptions et cérémonies maçonniques déerites dans le texte. Paris 1843.

In den Bildern zu dem Conversationslexikon sind gleichfalls solche Abbildungen gegeben.

Es gehört unter solchen Umständen in der That und Wahrheit eine grosse Kühnheit dazu, um auch gegenwärtig maurerische Geheimnisse zu behaupten, und eine noch grössere literarische Unwissenheit, um dieselben ernstlich glauben und in

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface">
        <p><pb facs="#f0016" n="XII"/>
führung eines Jungen Ehepaares, der Adoptions- oder Frauenlogen u. s. w. Ragon hatte mit Recht seinen Veröffentlichungen das Motto vorgesetzt:<lb/>
&#x201E;Faire connaitre la Maçonnerie, c&#x2019;est la faire aimer.&#x201C;<lb/>
Der schweizerische Streit gegen die Oeffentlichkeit gleicht somit dem Kampfe jenes bekannten spanischen Ritters gegen die Windmühlen. Die literarische Empfänglichkeit und Dankbarkeit der Maurer stand übrigens stets im schlechten Geruche, wie auch Goethe (III. S. 16) dieselben geisselt:<lb/><cit rendition="#c"><quote>
 Will Einer in die Wüste pred&#x2019;gen<lb/>
Der mag sich von sich selbst erled&#x2019;gen.<lb/>
Spricht aber Einer <hi rendition="#g">zu seinen Brüdern</hi>,<lb/>
Dem werden sie&#x2019;s oft schlecht erwiedern!</quote></cit>
Dieser Klage reihte aber Goethe unmittelbar den Trost an:
 <cit rendition="#c"><quote><lb/>
Lass Neid und Missgunst sich verzehren,<lb/>
Das Gute werden sie nicht wehren!<lb/>
Denn Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch:<lb/>
So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch.</quote></cit><lb/>
Ebenso hat Goethe seine eigenen Logengedichte und Logenvorträge, z. B. seine Trauerrede auf Wieland, unbedenklich in der Cotta&#x2019;schen Gesammtausgabe seiner Werke (VI. S. 3 ff. und XXVII. S. 422 ff.) abdrucken lassen, wie Andere vor und nach ihm bis herab auf Bischof Draeseke, Hottinger und Lewis auch öffentlich geschrieben haben. Selbst bildliche Darstellungen der Symbole und Gebräuche der Freimaurerei sind sehr häufig, besonders in England und Frankreich. Unter den diessfälligen Werken mag nur erwähnt werden:<lb/><cit rendition="#c"><bibl><lb/>
Clavel, histoire pittoresque de la Francmaçonnerie avec 25 gravures représentant les réceptions et cérémonies maçonniques déerites dans le texte. Paris 1843.</bibl></cit><lb/>
In den Bildern zu dem Conversationslexikon sind gleichfalls solche Abbildungen gegeben.</p>
        <p>Es gehört unter solchen Umständen in der That und Wahrheit eine grosse Kühnheit dazu, um auch gegenwärtig maurerische Geheimnisse zu behaupten, und eine noch grössere literarische Unwissenheit, um dieselben ernstlich glauben und in
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XII/0016] führung eines Jungen Ehepaares, der Adoptions- oder Frauenlogen u. s. w. Ragon hatte mit Recht seinen Veröffentlichungen das Motto vorgesetzt: „Faire connaitre la Maçonnerie, c’est la faire aimer.“ Der schweizerische Streit gegen die Oeffentlichkeit gleicht somit dem Kampfe jenes bekannten spanischen Ritters gegen die Windmühlen. Die literarische Empfänglichkeit und Dankbarkeit der Maurer stand übrigens stets im schlechten Geruche, wie auch Goethe (III. S. 16) dieselben geisselt: Will Einer in die Wüste pred’gen Der mag sich von sich selbst erled’gen. Spricht aber Einer zu seinen Brüdern, Dem werden sie’s oft schlecht erwiedern! Dieser Klage reihte aber Goethe unmittelbar den Trost an: Lass Neid und Missgunst sich verzehren, Das Gute werden sie nicht wehren! Denn Gott sei Dank! es ist ein alter Brauch: So weit die Sonne scheint, so weit erwärmt sie auch. Ebenso hat Goethe seine eigenen Logengedichte und Logenvorträge, z. B. seine Trauerrede auf Wieland, unbedenklich in der Cotta’schen Gesammtausgabe seiner Werke (VI. S. 3 ff. und XXVII. S. 422 ff.) abdrucken lassen, wie Andere vor und nach ihm bis herab auf Bischof Draeseke, Hottinger und Lewis auch öffentlich geschrieben haben. Selbst bildliche Darstellungen der Symbole und Gebräuche der Freimaurerei sind sehr häufig, besonders in England und Frankreich. Unter den diessfälligen Werken mag nur erwähnt werden: Clavel, histoire pittoresque de la Francmaçonnerie avec 25 gravures représentant les réceptions et cérémonies maçonniques déerites dans le texte. Paris 1843. In den Bildern zu dem Conversationslexikon sind gleichfalls solche Abbildungen gegeben. Es gehört unter solchen Umständen in der That und Wahrheit eine grosse Kühnheit dazu, um auch gegenwärtig maurerische Geheimnisse zu behaupten, und eine noch grössere literarische Unwissenheit, um dieselben ernstlich glauben und in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Maxi Grubert: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-21T13:44:32Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-21T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/16
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. XII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/16>, abgerufen am 21.11.2024.