XLIV. Ueber die Symbolik des salomonischen Tempels.
In dem von Krause als das älteste bezeichneten englischen Lehrlingsfragstücke wird der salomonische Tempel als solcher nur ein einziges Mal symbolisch erwähnt, indem darin in der Antwort auf die 71ste Frage, als der zweite Grund, weshalb drei Mitglieder eine Loge ausmachen, angegeben wird, weil drei grosse Maurer bei dem Baue des salomonischen Tempels waren. Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 200 Anm. 90, folgert hieraus, dass man im Geiste des alten Rituals den salomonischen Tempel nicht als ein maurerisches Grundsymbol anerkennen könne; den Bau der Menschheit als den Bau des salomonischen Tempels vorzustellen, halte die Prüfung der Vernunft und des Schönheitssinnes nicht aus. Dagegen meint Gädicke, Freimaurer-Lexikon unter "Salomonischer Tempel" mit Recht, dieser sei den Freimaurern als Symbol sehr bedeutend, da er zu seiner Zeit für das regelmässigste und prachtvollste Gebäude gegolten habe. Obwohl der hier von Gädicke angegebene Grund nicht historisch zutreffend, bleibt dennoch der salomonische Tempel ein unumgänglich zu erörterndes Symbol theils an und für sich, theils weil er einerseits durch seine Symbolik, wie die beiden Säulen Jakin und Boaz, den 7armigen Leuchter, die Drei- und die Zwölfzahl u. s. w., andererseits durch seinen phönicischen Baumeister Hiram aus dem Stamme Napthali oder nach einer andern Sage Dan und dessen mythische Leidens- und Sterbensgeschichte tief in die maurerische Symbolik hineingreift. In diesem Sinne bemerkt auch
Mossdorf in der Encyklopädie unter "Salomo's Tempel", dieser sei ein Hauptgegenstand in den neueren maurerischen Ritualen, weshalb jeder Freimaurer dessen Entstehung, Bauart, Bestimmung u. s. w. genau kennen sollte, um die Allegorie der ihm in dieser Beziehung sich darbietenden Symbole leichter zu erfassen; allerdings sei er in dem altenglischen Rituale kein Symbol, jedoch sei die Vergeistigung desselben in und ausserhalb der Freimaurerbrüderschaft sehr alt, womit dann auch wörtlich Krause,
XLIV. Ueber die Symbolik des salomonischen Tempels.
In dem von Krause als das älteste bezeichneten englischen Lehrlingsfragstücke wird der salomonische Tempel als solcher nur ein einziges Mal symbolisch erwähnt, indem darin in der Antwort auf die 71ste Frage, als der zweite Grund, weshalb drei Mitglieder eine Loge ausmachen, angegeben wird, weil drei grosse Maurer bei dem Baue des salomonischen Tempels waren. Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 200 Anm. 90, folgert hieraus, dass man im Geiste des alten Rituals den salomonischen Tempel nicht als ein maurerisches Grundsymbol anerkennen könne; den Bau der Menschheit als den Bau des salomonischen Tempels vorzustellen, halte die Prüfung der Vernunft und des Schönheitssinnes nicht aus. Dagegen meint Gädicke, Freimaurer-Lexikon unter „Salomonischer Tempel“ mit Recht, dieser sei den Freimaurern als Symbol sehr bedeutend, da er zu seiner Zeit für das regelmässigste und prachtvollste Gebäude gegolten habe. Obwohl der hier von Gädicke angegebene Grund nicht historisch zutreffend, bleibt dennoch der salomonische Tempel ein unumgänglich zu erörterndes Symbol theils an und für sich, theils weil er einerseits durch seine Symbolik, wie die beiden Säulen Jakin und Boaz, den 7armigen Leuchter, die Drei- und die Zwölfzahl u. s. w., andererseits durch seinen phönicischen Baumeister Hiram aus dem Stamme Napthali oder nach einer andern Sage Dan und dessen mythische Leidens- und Sterbensgeschichte tief in die maurerische Symbolik hineingreift. In diesem Sinne bemerkt auch
Mossdorf in der Encyklopädie unter „Salomo’s Tempel“, dieser sei ein Hauptgegenstand in den neueren maurerischen Ritualen, weshalb jeder Freimaurer dessen Entstehung, Bauart, Bestimmung u. s. w. genau kennen sollte, um die Allegorie der ihm in dieser Beziehung sich darbietenden Symbole leichter zu erfassen; allerdings sei er in dem altenglischen Rituale kein Symbol, jedoch sei die Vergeistigung desselben in und ausserhalb der Freimaurerbrüderschaft sehr alt, womit dann auch wörtlich Krause,
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In dem von Krause als das älteste bezeichneten englischen Lehrlingsfragstücke wird der salomonische Tempel als solcher nur ein einziges Mal symbolisch erwähnt, indem darin in der Antwort auf die 71ste Frage, als der zweite Grund, weshalb drei Mitglieder eine Loge ausmachen, angegeben wird, weil drei grosse Maurer bei dem Baue des salomonischen Tempels waren. Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 200 Anm. 90, folgert hieraus, dass man im Geiste des alten Rituals den salomonischen Tempel nicht als ein maurerisches Grundsymbol anerkennen könne; den Bau der Menschheit als den Bau des salomonischen Tempels vorzustellen, halte die Prüfung der Vernunft und des Schönheitssinnes nicht aus. Dagegen meint Gädicke, Freimaurer-Lexikon unter „Salomonischer Tempel“ mit Recht, dieser sei den Freimaurern als Symbol sehr bedeutend, da er zu seiner Zeit für das regelmässigste und prachtvollste Gebäude gegolten habe. Obwohl der hier von Gädicke angegebene Grund nicht historisch zutreffend, bleibt dennoch der salomonische Tempel ein unumgänglich zu erörterndes Symbol theils an und für sich, theils weil er einerseits durch seine Symbolik, wie die beiden Säulen Jakin und Boaz, den 7armigen Leuchter, die Drei- und die Zwölfzahl u. s. w., andererseits durch seinen phönicischen Baumeister Hiram aus dem Stamme Napthali oder nach einer andern Sage Dan und dessen mythische Leidens- und Sterbensgeschichte tief in die maurerische Symbolik hineingreift. In diesem Sinne bemerkt auch
Mossdorf in der Encyklopädie unter „Salomo’s Tempel“, dieser sei ein Hauptgegenstand in den neueren maurerischen Ritualen, weshalb jeder Freimaurer dessen Entstehung, Bauart, Bestimmung u. s. w. genau kennen sollte, um die Allegorie der ihm in dieser Beziehung sich darbietenden Symbole leichter zu erfassen; allerdings sei er in dem altenglischen Rituale kein Symbol, jedoch sei die Vergeistigung desselben in und ausserhalb der Freimaurerbrüderschaft sehr alt, womit dann auch wörtlich Krause,
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XLIV.
Ueber die Symbolik des salomonischen Tempels.
In dem von Krause als das älteste bezeichneten englischen Lehrlingsfragstücke wird der salomonische Tempel als solcher nur ein einziges Mal symbolisch erwähnt, indem darin in der Antwort auf die 71ste Frage, als der zweite Grund, weshalb drei Mitglieder eine Loge ausmachen, angegeben wird, weil drei grosse Maurer bei dem Baue des salomonischen Tempels waren. Krause, Kunsturkunden, I. 1. S. 200 Anm. 90, folgert hieraus, dass man im Geiste des alten Rituals den salomonischen Tempel nicht als ein maurerisches Grundsymbol anerkennen könne; den Bau der Menschheit als den Bau des salomonischen Tempels vorzustellen, halte die Prüfung der Vernunft und des Schönheitssinnes nicht aus. Dagegen meint Gädicke, Freimaurer-Lexikon unter „Salomonischer Tempel“ mit Recht, dieser sei den Freimaurern als Symbol sehr bedeutend, da er zu seiner Zeit für das regelmässigste und prachtvollste Gebäude gegolten habe. Obwohl der hier von Gädicke angegebene Grund nicht historisch zutreffend, bleibt dennoch der salomonische Tempel ein unumgänglich zu erörterndes Symbol theils an und für sich, theils weil er einerseits durch seine Symbolik, wie die beiden Säulen Jakin und Boaz, den 7armigen Leuchter, die Drei- und die Zwölfzahl u. s. w., andererseits durch seinen phönicischen Baumeister Hiram aus dem Stamme Napthali oder nach einer andern Sage Dan und dessen mythische Leidens- und Sterbensgeschichte tief in die maurerische Symbolik hineingreift. In diesem Sinne bemerkt auch Mossdorf in der Encyklopädie unter „Salomo’s Tempel“, dieser sei ein Hauptgegenstand in den neueren maurerischen Ritualen, weshalb jeder Freimaurer dessen Entstehung, Bauart, Bestimmung u. s. w. genau kennen sollte, um die Allegorie der ihm in dieser Beziehung sich darbietenden Symbole leichter zu erfassen; allerdings sei er in dem altenglischen Rituale kein Symbol, jedoch sei die Vergeistigung desselben in und ausserhalb der Freimaurerbrüderschaft sehr alt, womit dann auch wörtlich Krause,
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/145>, abgerufen am 24.02.2025.
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