verspricht, den Wunsch zu erfüllen, und ertheilt dem Maurergesellen drei Schläge auf die Schultern und die Stirne, dass er als Leichnam in den Sarg zurückstürzt und die Grabesnacht ihn umhüllt. Die drei letzten Schläge des neunfachen Meisterschlages führen zum Tode, aber auch zur Erkenntniss, zum Lichte. Das Licht, welches wir auf Erden suchen, finden wir erst im Tode und durch den Tod; die rechte Antwort auf die drei Fragen, welche in der Kammer des stillen Nachdenkens der Todte dem Lebendigen zu stellen scheint, gibt allein unser Sterben, das Grab, das Jenseits. Wir werden im Grabe das Licht erschauen, wenn wirklich die drei grossen Lichter der Bibel, des Winkelmasses und des Zirkels unser Leben erleuchtet, - wenn wir Gott nicht verlassen haben, wenn wir tugendhaft gewesen sind und liebend die Menschheit umschlungen haben. Das Grab ist das Gericht des Gesellen; dort wird er das Licht erhalten, welches er sich selbst mit der Bibel, mit dem Winkelmasse und dem Zirkel gesucht und gesammelt hat. Nicht der Meister vom Stuhl kann das Licht verleihen, der Maurer muss es sich selbst erringen; er muss durch ein lichtvolles Leben in das Grab hinabsteigen und Gott wird dann aus dem Grabe ihn zu dem Lichte emporrufen. Im Grabe soll die Antwort auf die drei Fragen das ewige Leben, die Wiederauferstehung zu dem Leben sein, welche Denen nicht fehlen werden, die von der Bibel, dem Winkelmasse und dem Zirkel zu Grabe begleitet worden sind. Der neunfachen Meisterschlages bedeutet den durch die Bibel, das Winkelmass und den Zirkel in den Tod und das Licht eingehenden Maurer. - Meine würdigen neu aufgenommenen BBr.! Zwei grosse Lehren verkündet der Meisterschlag, möchten dieselben niemals von Ihnen vergessen werden. Er lehret zuerst: Lebe, um zu sterben, d. h. lebe so, dass du den Tod nicht zu fürchten hast, - dass du jeden Augenblick die tödtlichen drei Schläge empfangen und vor dem ewigen Meister erscheinen darfst. Im reichsten Leben gedenken Sie des Todes, damit das Leben sich des Todes nicht zu schämen habe, - damit der Meistertod der Lohn des Lehrlings- und Gesellenlebens sei. Eilen Sie, das Leben zu gebrauchen, sonst könnte der Tod kommen, ehe Sie gelebt haben.
verspricht, den Wunsch zu erfüllen, und ertheilt dem Maurergesellen drei Schläge auf die Schultern und die Stirne, dass er als Leichnam in den Sarg zurückstürzt und die Grabesnacht ihn umhüllt. Die drei letzten Schläge des neunfachen Meisterschlages führen zum Tode, aber auch zur Erkenntniss, zum Lichte. Das Licht, welches wir auf Erden suchen, finden wir erst im Tode und durch den Tod; die rechte Antwort auf die drei Fragen, welche in der Kammer des stillen Nachdenkens der Todte dem Lebendigen zu stellen scheint, gibt allein unser Sterben, das Grab, das Jenseits. Wir werden im Grabe das Licht erschauen, wenn wirklich die drei grossen Lichter der Bibel, des Winkelmasses und des Zirkels unser Leben erleuchtet, – wenn wir Gott nicht verlassen haben, wenn wir tugendhaft gewesen sind und liebend die Menschheit umschlungen haben. Das Grab ist das Gericht des Gesellen; dort wird er das Licht erhalten, welches er sich selbst mit der Bibel, mit dem Winkelmasse und dem Zirkel gesucht und gesammelt hat. Nicht der Meister vom Stuhl kann das Licht verleihen, der Maurer muss es sich selbst erringen; er muss durch ein lichtvolles Leben in das Grab hinabsteigen und Gott wird dann aus dem Grabe ihn zu dem Lichte emporrufen. Im Grabe soll die Antwort auf die drei Fragen das ewige Leben, die Wiederauferstehung zu dem Leben sein, welche Denen nicht fehlen werden, die von der Bibel, dem Winkelmasse und dem Zirkel zu Grabe begleitet worden sind. Der neunfachen Meisterschlages bedeutet den durch die Bibel, das Winkelmass und den Zirkel in den Tod und das Licht eingehenden Maurer. – Meine würdigen neu aufgenommenen BBr.! Zwei grosse Lehren verkündet der Meisterschlag, möchten dieselben niemals von Ihnen vergessen werden. Er lehret zuerst: Lebe, um zu sterben, d. h. lebe so, dass du den Tod nicht zu fürchten hast, – dass du jeden Augenblick die tödtlichen drei Schläge empfangen und vor dem ewigen Meister erscheinen darfst. Im reichsten Leben gedenken Sie des Todes, damit das Leben sich des Todes nicht zu schämen habe, – damit der Meistertod der Lohn des Lehrlings- und Gesellenlebens sei. Eilen Sie, das Leben zu gebrauchen, sonst könnte der Tod kommen, ehe Sie gelebt haben.
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verspricht, den Wunsch zu erfüllen, und ertheilt dem Maurergesellen drei Schläge auf die Schultern und die Stirne, dass er als Leichnam in den Sarg zurückstürzt und die Grabesnacht ihn umhüllt. Die drei letzten Schläge des neunfachen Meisterschlages führen zum Tode, aber auch zur Erkenntniss, zum Lichte. Das Licht, welches wir auf Erden suchen, finden wir erst im Tode und durch den Tod; die rechte Antwort auf die drei Fragen, welche in der Kammer des stillen Nachdenkens der Todte dem Lebendigen zu stellen scheint, gibt allein unser Sterben, das Grab, das Jenseits. Wir werden im Grabe das Licht erschauen, wenn wirklich die drei grossen Lichter der Bibel, des Winkelmasses und des Zirkels unser Leben erleuchtet, – wenn wir Gott nicht verlassen haben, wenn wir tugendhaft gewesen sind und liebend die Menschheit umschlungen haben. Das Grab ist das Gericht des Gesellen; dort wird er das Licht erhalten, welches er sich selbst mit der Bibel, mit dem Winkelmasse und dem Zirkel gesucht und gesammelt hat. Nicht der Meister vom Stuhl kann das Licht verleihen, der Maurer muss es sich selbst erringen; er muss durch ein lichtvolles Leben in das Grab hinabsteigen und Gott wird dann aus dem Grabe ihn zu dem Lichte emporrufen. Im Grabe soll die Antwort auf die drei Fragen das ewige Leben, die Wiederauferstehung zu dem Leben sein, welche Denen nicht fehlen werden, die von der Bibel, dem Winkelmasse und dem Zirkel zu Grabe begleitet worden sind. Der neunfachen Meisterschlages bedeutet den durch die Bibel, das Winkelmass und den Zirkel in den Tod und das Licht eingehenden Maurer. – Meine würdigen neu aufgenommenen BBr.! Zwei grosse Lehren verkündet der Meisterschlag, möchten dieselben niemals von Ihnen vergessen werden. Er lehret zuerst: <hirendition="#g">Lebe, um zu sterben,</hi> d. h. lebe so, dass du den Tod nicht zu fürchten hast, – dass du jeden Augenblick die tödtlichen drei Schläge empfangen und vor dem ewigen Meister erscheinen darfst. Im reichsten Leben gedenken Sie des Todes, damit das Leben sich des Todes nicht zu schämen habe, – damit der Meistertod der Lohn des Lehrlings- und Gesellenlebens sei. Eilen Sie, das Leben zu gebrauchen, sonst könnte der Tod kommen, ehe Sie gelebt haben.
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verspricht, den Wunsch zu erfüllen, und ertheilt dem Maurergesellen drei Schläge auf die Schultern und die Stirne, dass er als Leichnam in den Sarg zurückstürzt und die Grabesnacht ihn umhüllt. Die drei letzten Schläge des neunfachen Meisterschlages führen zum Tode, aber auch zur Erkenntniss, zum Lichte. Das Licht, welches wir auf Erden suchen, finden wir erst im Tode und durch den Tod; die rechte Antwort auf die drei Fragen, welche in der Kammer des stillen Nachdenkens der Todte dem Lebendigen zu stellen scheint, gibt allein unser Sterben, das Grab, das Jenseits. Wir werden im Grabe das Licht erschauen, wenn wirklich die drei grossen Lichter der Bibel, des Winkelmasses und des Zirkels unser Leben erleuchtet, – wenn wir Gott nicht verlassen haben, wenn wir tugendhaft gewesen sind und liebend die Menschheit umschlungen haben. Das Grab ist das Gericht des Gesellen; dort wird er das Licht erhalten, welches er sich selbst mit der Bibel, mit dem Winkelmasse und dem Zirkel gesucht und gesammelt hat. Nicht der Meister vom Stuhl kann das Licht verleihen, der Maurer muss es sich selbst erringen; er muss durch ein lichtvolles Leben in das Grab hinabsteigen und Gott wird dann aus dem Grabe ihn zu dem Lichte emporrufen. Im Grabe soll die Antwort auf die drei Fragen das ewige Leben, die Wiederauferstehung zu dem Leben sein, welche Denen nicht fehlen werden, die von der Bibel, dem Winkelmasse und dem Zirkel zu Grabe begleitet worden sind. Der neunfachen Meisterschlages bedeutet den durch die Bibel, das Winkelmass und den Zirkel in den Tod und das Licht eingehenden Maurer. – Meine würdigen neu aufgenommenen BBr.! Zwei grosse Lehren verkündet der Meisterschlag, möchten dieselben niemals von Ihnen vergessen werden. Er lehret zuerst: Lebe, um zu sterben, d. h. lebe so, dass du den Tod nicht zu fürchten hast, – dass du jeden Augenblick die tödtlichen drei Schläge empfangen und vor dem ewigen Meister erscheinen darfst. Im reichsten Leben gedenken Sie des Todes, damit das Leben sich des Todes nicht zu schämen habe, – damit der Meistertod der Lohn des Lehrlings- und Gesellenlebens sei. Eilen Sie, das Leben zu gebrauchen, sonst könnte der Tod kommen, ehe Sie gelebt haben.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/138>, abgerufen am 24.02.2025.
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