England aufgebrachten Eide stand es, dass man das uralte Halszeichen, einen mit der rechten Hand von der linken Schulter zur rechten und von hier abwärts zu beschreibenden rechten Winkel als Symbol des zu erstrebenden rechten Handelns und Wandelns, nunmehr auf das an dem Verräther zu vollziehende Halsabschneiden deutete, wie es in England und in Frankreich leider noch dermalen geschieht. Auch ist in England und in Frankreich jene Eidesformel im Wesentlichen nicht blos beibehalten, sondern in England theilweise selbst verschärft worden, wofür auf "das Freimaurerthum in seinen 7 Graden", Leipzig 1857, S. 7, 16, 60 u. s. w., sowie auf Ragon, rituel de l'apprenti macon, Paris 1860 S. 54 unten und S. 61, verwiesen wird. Wenn anders das von einem englischen königlichen Bogenmaurer (Royal-Arch-Mason) angeblich nach den Archiven der englischen Grossloge verfasste Freimaurerthum Glauben verdient, wird dem Neuaufzunehmenden nach dem jetzigen Rituale bei seiner Einführung in die Loge und vor dem abgelegten eigentlichen Eide auch noch der weihende Stich also gegeben (S. 12): "Ungefähr auf der Mitte der Schwelle drückt ihm der jüngere Aufseher die Spitze des Zirkels auf die linke1) Brust und fragt ihn: "Fühlen Sie etwas, Candidat?" Antw.: "Eine Marter fühle ich." Der jüngere Aufseher: "So wie dieser Stich eine Marter für Ihr Fleisch ist, so mag Ihr Herz und Gewissen ewig gemartert werden, wenn Sie je die Geheimnisse des Freimaurerthums zu enthüllen versuchen sollten." - In Deutschland und in der Schweiz dagegen ist die englische Eidesformel seit längerer Zeit bedeutend verändert und gemildert: allein bei einem jetzt nur auf Selbstveredlung, Freundschaft und Wohlthun berechneten Vereine möchte jeder derartige Eid überflüssig, wenn nicht thöricht erscheinen, wesshalb auch Krause, a. a. O., I. 2 S. 337 ffg., sich mit allem Nachdrucke dagegen erklärt hat, wie
1) Dem aufzunehmenden Gesellen wird die Spitze dann auf die rechte Brust, und dem Meister werden die beiden Zirkelspitzen auf die linke und die rechte Brust gedrückt.
England aufgebrachten Eide stand es, dass man das uralte Halszeichen, einen mit der rechten Hand von der linken Schulter zur rechten und von hier abwärts zu beschreibenden rechten Winkel als Symbol des zu erstrebenden rechten Handelns und Wandelns, nunmehr auf das an dem Verräther zu vollziehende Halsabschneiden deutete, wie es in England und in Frankreich leider noch dermalen geschieht. Auch ist in England und in Frankreich jene Eidesformel im Wesentlichen nicht blos beibehalten, sondern in England theilweise selbst verschärft worden, wofür auf „das Freimaurerthum in seinen 7 Graden“, Leipzig 1857, S. 7, 16, 60 u. s. w., sowie auf Ragon, rituel de l’apprenti maçon, Paris 1860 S. 54 unten und S. 61, verwiesen wird. Wenn anders das von einem englischen königlichen Bogenmaurer (Royal-Arch-Mason) angeblich nach den Archiven der englischen Grossloge verfasste Freimaurerthum Glauben verdient, wird dem Neuaufzunehmenden nach dem jetzigen Rituale bei seiner Einführung in die Loge und vor dem abgelegten eigentlichen Eide auch noch der weihende Stich also gegeben (S. 12): „Ungefähr auf der Mitte der Schwelle drückt ihm der jüngere Aufseher die Spitze des Zirkels auf die linke1) Brust und fragt ihn: „Fühlen Sie etwas, Candidat?“ Antw.: „Eine Marter fühle ich.“ Der jüngere Aufseher: „So wie dieser Stich eine Marter für Ihr Fleisch ist, so mag Ihr Herz und Gewissen ewig gemartert werden, wenn Sie je die Geheimnisse des Freimaurerthums zu enthüllen versuchen sollten.“ – In Deutschland und in der Schweiz dagegen ist die englische Eidesformel seit längerer Zeit bedeutend verändert und gemildert: allein bei einem jetzt nur auf Selbstveredlung, Freundschaft und Wohlthun berechneten Vereine möchte jeder derartige Eid überflüssig, wenn nicht thöricht erscheinen, wesshalb auch Krause, a. a. O., I. 2 S. 337 ffg., sich mit allem Nachdrucke dagegen erklärt hat, wie
1) Dem aufzunehmenden Gesellen wird die Spitze dann auf die rechte Brust, und dem Meister werden die beiden Zirkelspitzen auf die linke und die rechte Brust gedrückt.
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England aufgebrachten Eide stand es, dass man das uralte Halszeichen, einen mit der rechten Hand von der linken Schulter zur rechten und von hier abwärts zu beschreibenden rechten Winkel als Symbol des zu erstrebenden rechten Handelns und Wandelns, nunmehr auf das an dem Verräther zu vollziehende Halsabschneiden deutete, wie es in England und in Frankreich leider noch dermalen geschieht. Auch ist in England und in Frankreich jene Eidesformel im Wesentlichen nicht blos beibehalten, sondern in England theilweise selbst verschärft worden, wofür auf „das Freimaurerthum in seinen 7 Graden“, Leipzig 1857, S. 7, 16, 60 u. s. w., sowie auf Ragon, rituel de l’apprenti maçon, Paris 1860 S. 54 unten und S. 61, verwiesen wird. Wenn anders das von einem englischen königlichen Bogenmaurer (Royal-Arch-Mason) angeblich nach den Archiven der englischen Grossloge verfasste Freimaurerthum Glauben verdient, wird dem Neuaufzunehmenden nach dem jetzigen Rituale bei seiner Einführung in die Loge und vor dem abgelegten eigentlichen Eide auch noch der <hirendition="#g">weihende Stich</hi> also gegeben (S. 12): „Ungefähr auf der Mitte der Schwelle drückt ihm der jüngere Aufseher die Spitze des Zirkels auf die <hirendition="#g">linke</hi><noteplace="foot"n="1)">Dem aufzunehmenden Gesellen wird die Spitze dann auf die rechte Brust, und dem Meister werden die beiden Zirkelspitzen auf die linke und die rechte Brust gedrückt.<lb/></note> Brust und fragt ihn: „Fühlen Sie etwas, Candidat?“ Antw.: „Eine Marter fühle ich.“ Der jüngere Aufseher: „So wie dieser Stich eine Marter für Ihr Fleisch ist, so mag Ihr Herz und Gewissen ewig gemartert werden, wenn Sie je die Geheimnisse des Freimaurerthums zu enthüllen versuchen sollten.“– In Deutschland und in der Schweiz dagegen ist die englische Eidesformel seit längerer Zeit bedeutend verändert und gemildert: allein bei einem jetzt nur auf <hirendition="#g">Selbstveredlung, Freundschaft </hi>und <hirendition="#g">Wohlthun</hi> berechneten Vereine möchte jeder derartige Eid überflüssig, wenn nicht thöricht erscheinen, wesshalb auch Krause, a. a. O., I. 2 S. 337 ffg., sich mit allem Nachdrucke dagegen erklärt hat, wie
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[VIII/0012]
England aufgebrachten Eide stand es, dass man das uralte Halszeichen, einen mit der rechten Hand von der linken Schulter zur rechten und von hier abwärts zu beschreibenden rechten Winkel als Symbol des zu erstrebenden rechten Handelns und Wandelns, nunmehr auf das an dem Verräther zu vollziehende Halsabschneiden deutete, wie es in England und in Frankreich leider noch dermalen geschieht. Auch ist in England und in Frankreich jene Eidesformel im Wesentlichen nicht blos beibehalten, sondern in England theilweise selbst verschärft worden, wofür auf „das Freimaurerthum in seinen 7 Graden“, Leipzig 1857, S. 7, 16, 60 u. s. w., sowie auf Ragon, rituel de l’apprenti maçon, Paris 1860 S. 54 unten und S. 61, verwiesen wird. Wenn anders das von einem englischen königlichen Bogenmaurer (Royal-Arch-Mason) angeblich nach den Archiven der englischen Grossloge verfasste Freimaurerthum Glauben verdient, wird dem Neuaufzunehmenden nach dem jetzigen Rituale bei seiner Einführung in die Loge und vor dem abgelegten eigentlichen Eide auch noch der weihende Stich also gegeben (S. 12): „Ungefähr auf der Mitte der Schwelle drückt ihm der jüngere Aufseher die Spitze des Zirkels auf die linke 1) Brust und fragt ihn: „Fühlen Sie etwas, Candidat?“ Antw.: „Eine Marter fühle ich.“ Der jüngere Aufseher: „So wie dieser Stich eine Marter für Ihr Fleisch ist, so mag Ihr Herz und Gewissen ewig gemartert werden, wenn Sie je die Geheimnisse des Freimaurerthums zu enthüllen versuchen sollten.“ – In Deutschland und in der Schweiz dagegen ist die englische Eidesformel seit längerer Zeit bedeutend verändert und gemildert: allein bei einem jetzt nur auf Selbstveredlung, Freundschaft und Wohlthun berechneten Vereine möchte jeder derartige Eid überflüssig, wenn nicht thöricht erscheinen, wesshalb auch Krause, a. a. O., I. 2 S. 337 ffg., sich mit allem Nachdrucke dagegen erklärt hat, wie
1) Dem aufzunehmenden Gesellen wird die Spitze dann auf die rechte Brust, und dem Meister werden die beiden Zirkelspitzen auf die linke und die rechte Brust gedrückt.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 2. Schaffhausen, 1861, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei02_1861/12>, abgerufen am 16.02.2025.
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