eigenthümlichen und sonst nicht gebräuchlichen Gestaltung entworfen, wesshalb, um die noch immer
unverstandenen Säulen wirklich einmal zu verstehen, man in Phönicien und Syrien vergleichen und
forschen sollte. Den gewöhnlichen Freimaurern gehen dazu die erforderlichen Fachkennmisse und
Fachstudien ab und so wird das mangelnde Geschichtliche entweder durch leere Träume ersetzt oder zu
dem noch weit bequemern Hülfsmittel gegriffen, jeden historischen Zusammenhang der heutigen
Freimaurerei mit dem Alterthum schlechthin zu bestreiten und zu leugnen, wodurch man allerdings für
immer von der Mühe des Forschens und Denkens befreiet ist. Dass aber die beiden Säulen ein uraltes
religiöses Symbol des Orientes seien, erhellt auch aus Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und
Centralafrika in den Jahren 1849-55, Bd. I. Gotha 1857, S. 62 ff. Barth hat nämlich im Gebirge bei
Djebel Mssid von Tarhona unweit Tripoli auch zwei höchst merkwürdige viereckige heilige steinerne
Säulen mit einem ungeheuren dritten Stein darüber aufgefunden, beschrieben und abgebildet. Barth
legt diese Säulen den alten Berbern, d. i. den Kelten, oder nach Rawlinson den Skythen bei und
vergleicht sie mit den ähnlichen Säulen in Aegypten, in Phönicien, im salomonischen Tempel, in
Indien, in Circassien, im südlichen Russland, an der Südküste Arabiens, in England und Irland u. s.
w. Er hält die Säulen für Symbole der Festigkeit und ewigen Unwandelbarkeit der Gottheit (adhue
stat) und denkt dabei an Amun, die Hauptgottheit der heidnischen Berber, welcher wohl nach der
Vermuthung von Movers den Träger und Erhalter bezeichnet, so dass also die tragenden gewaltigen
Säulen sein Symbol wären. Das gleiche Symbol der zwei Säulen fand auch Barth noch an andern Orten
jener Gegenden. 1) Was an diesen
afrikanischen Säulen auffällt, ist der enge Zwischenraum zwischen denselben, indem nach der Angabe
von Barth kaum der schlankeste Mann sich hindurchzupressen vermöchte. Vielleicht sind aber diese
zwei afrikanischen Säulen auf den Dualismus der Natur und der
1) Barth, a. a. O., S. 69, 78 u. 83.
eigenthümlichen und sonst nicht gebräuchlichen Gestaltung entworfen, wesshalb, um die noch immer
unverstandenen Säulen wirklich einmal zu verstehen, man in Phönicien und Syrien vergleichen und
forschen sollte. Den gewöhnlichen Freimaurern gehen dazu die erforderlichen Fachkennmisse und
Fachstudien ab und so wird das mangelnde Geschichtliche entweder durch leere Träume ersetzt oder zu
dem noch weit bequemern Hülfsmittel gegriffen, jeden historischen Zusammenhang der heutigen
Freimaurerei mit dem Alterthum schlechthin zu bestreiten und zu leugnen, wodurch man allerdings für
immer von der Mühe des Forschens und Denkens befreiet ist. Dass aber die beiden Säulen ein uraltes
religiöses Symbol des Orientes seien, erhellt auch aus Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und
Centralafrika in den Jahren 1849-55, Bd. I. Gotha 1857, S. 62 ff. Barth hat nämlich im Gebirge bei
Djebel Mssid von Tarhona unweit Tripoli auch zwei höchst merkwürdige viereckige heilige steinerne
Säulen mit einem ungeheuren dritten Stein darüber aufgefunden, beschrieben und abgebildet. Barth
legt diese Säulen den alten Berbern, d. i. den Kelten, oder nach Rawlinson den Skythen bei und
vergleicht sie mit den ähnlichen Säulen in Aegypten, in Phönicien, im salomonischen Tempel, in
Indien, in Circassien, im südlichen Russland, an der Südküste Arabiens, in England und Irland u. s.
w. Er hält die Säulen für Symbole der Festigkeit und ewigen Unwandelbarkeit der Gottheit (adhue
stat) und denkt dabei an Amun, die Hauptgottheit der heidnischen Berber, welcher wohl nach der
Vermuthung von Movers den Träger und Erhalter bezeichnet, so dass also die tragenden gewaltigen
Säulen sein Symbol wären. Das gleiche Symbol der zwei Säulen fand auch Barth noch an andern Orten
jener Gegenden. 1) Was an diesen
afrikanischen Säulen auffällt, ist der enge Zwischenraum zwischen denselben, indem nach der Angabe
von Barth kaum der schlankeste Mann sich hindurchzupressen vermöchte. Vielleicht sind aber diese
zwei afrikanischen Säulen auf den Dualismus der Natur und der
1) Barth, a. a. O., S. 69, 78 u. 83.
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eigenthümlichen und sonst nicht gebräuchlichen Gestaltung entworfen, wesshalb, um die noch immer
unverstandenen Säulen wirklich einmal zu verstehen, man in Phönicien und Syrien vergleichen und
forschen sollte. Den gewöhnlichen Freimaurern gehen dazu die erforderlichen Fachkennmisse und
Fachstudien ab und so wird das mangelnde Geschichtliche entweder durch leere Träume ersetzt oder zu
dem noch weit bequemern Hülfsmittel gegriffen, jeden historischen Zusammenhang der heutigen
Freimaurerei mit dem Alterthum schlechthin zu bestreiten und zu leugnen, wodurch man allerdings für
immer von der Mühe des Forschens und Denkens befreiet ist. Dass aber die beiden Säulen ein uraltes
religiöses Symbol des Orientes seien, erhellt auch aus Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und
Centralafrika in den Jahren 1849-55, Bd. I. Gotha 1857, S. 62 ff. Barth hat nämlich im Gebirge bei
Djebel Mssid von Tarhona unweit Tripoli auch zwei höchst merkwürdige viereckige heilige steinerne
Säulen mit einem ungeheuren dritten Stein darüber aufgefunden, beschrieben und abgebildet. Barth
legt diese Säulen den alten Berbern, d. i. den Kelten, oder nach Rawlinson den Skythen bei und
vergleicht sie mit den ähnlichen Säulen in Aegypten, in Phönicien, im salomonischen Tempel, in
Indien, in Circassien, im südlichen Russland, an der Südküste Arabiens, in England und Irland u. s.
w. Er hält die Säulen für Symbole der Festigkeit und ewigen Unwandelbarkeit der Gottheit (adhue
stat) und denkt dabei an Amun, die Hauptgottheit der heidnischen Berber, welcher wohl nach der
Vermuthung von Movers den Träger und Erhalter bezeichnet, so dass also die tragenden gewaltigen
Säulen sein Symbol wären. Das gleiche Symbol der zwei Säulen fand auch Barth noch an andern Orten
jener Gegenden. <noteplace="foot"n="1)">Barth, a. a. O., S. 69, 78 u. 83.</note> Was an diesen
afrikanischen Säulen auffällt, ist der enge Zwischenraum zwischen denselben, indem nach der Angabe
von Barth kaum der schlankeste Mann sich hindurchzupressen vermöchte. Vielleicht sind aber diese
zwei afrikanischen Säulen auf den Dualismus der Natur und der
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eigenthümlichen und sonst nicht gebräuchlichen Gestaltung entworfen, wesshalb, um die noch immer unverstandenen Säulen wirklich einmal zu verstehen, man in Phönicien und Syrien vergleichen und forschen sollte. Den gewöhnlichen Freimaurern gehen dazu die erforderlichen Fachkennmisse und Fachstudien ab und so wird das mangelnde Geschichtliche entweder durch leere Träume ersetzt oder zu dem noch weit bequemern Hülfsmittel gegriffen, jeden historischen Zusammenhang der heutigen Freimaurerei mit dem Alterthum schlechthin zu bestreiten und zu leugnen, wodurch man allerdings für immer von der Mühe des Forschens und Denkens befreiet ist. Dass aber die beiden Säulen ein uraltes religiöses Symbol des Orientes seien, erhellt auch aus Barth, Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika in den Jahren 1849-55, Bd. I. Gotha 1857, S. 62 ff. Barth hat nämlich im Gebirge bei Djebel Mssid von Tarhona unweit Tripoli auch zwei höchst merkwürdige viereckige heilige steinerne Säulen mit einem ungeheuren dritten Stein darüber aufgefunden, beschrieben und abgebildet. Barth legt diese Säulen den alten Berbern, d. i. den Kelten, oder nach Rawlinson den Skythen bei und vergleicht sie mit den ähnlichen Säulen in Aegypten, in Phönicien, im salomonischen Tempel, in Indien, in Circassien, im südlichen Russland, an der Südküste Arabiens, in England und Irland u. s. w. Er hält die Säulen für Symbole der Festigkeit und ewigen Unwandelbarkeit der Gottheit (adhue stat) und denkt dabei an Amun, die Hauptgottheit der heidnischen Berber, welcher wohl nach der Vermuthung von Movers den Träger und Erhalter bezeichnet, so dass also die tragenden gewaltigen Säulen sein Symbol wären. Das gleiche Symbol der zwei Säulen fand auch Barth noch an andern Orten jener Gegenden. 1) Was an diesen afrikanischen Säulen auffällt, ist der enge Zwischenraum zwischen denselben, indem nach der Angabe von Barth kaum der schlankeste Mann sich hindurchzupressen vermöchte. Vielleicht sind aber diese zwei afrikanischen Säulen auf den Dualismus der Natur und der
1) Barth, a. a. O., S. 69, 78 u. 83.
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/81>, abgerufen am 24.11.2024.
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