Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

das Gelübde des Maurerlehrlings, der maurerische Eidschwur haben den gleichen parsischen oder mithrischen Ursprung. Von den Persern wird auch berichtet, dass, wenn die persischen Jünglinge in die Reihen der Männer eingetreten seien, ein jeder habe schwören müssen: "Ich will verachten allen schlechten Gewinn, verachten alle Sinneslust, verachten allen eitlen Ruhm; nacheifern aber will ich der Tugend, ehren die Gottheit und die Eltern, die Wahrheit reden, Gutes thun, und nichts hievon mit Wissen und Willen überschreiten." 1)

Es bedarf nunmehr nur noch weniger Worte über den schönen und tiefen Sinn des maurerischen Symbols des Schwertes. Die Maurer tragen Schwerter als Streiter des Lichtes gegen die Finsterniss, des Guten gegen das Schlechte, des Wahren gegen das Falsche und zum Zeichen, dass sie durch die siegreiche Führung des Kampfes in das ewige Licht und Leben einzugehen hoffen. Die Maurer sind milites Mithrae, Lichtstreiter und Lichtsuchende , Illuminandi im höchsten und edelsten Sinne. Der Maurerbund ist kein geistlicher, aber ein geistiger und sittlicher Ritterorden, der mit der Schärfe des Schwertes, des Lichtes, der Wahrheit und der Gerechtigkeit gegen jedes Dunkel, gegen die Lüge und das Unrecht kämpfet. Die Maurer sind Templer, indem sie in ihrem Tempel sich dem Dienste des Lichtes und der Gottheit weihen; erfüllen die Geweihten dieses heilige Gelübde, dann wird nach ihrem Hinübergange in den ewigen Osten das Schwert auf ihrem Sarkophage zum Zeichen ruhen , dass sie nun dort gefunden, was sie hier gesucht, - das Licht und die Wahrheit.

Das Schwert ist als Lichtsymbol wohl erst in dem römischen Reiche durch die römischen Baukorporationen nach dem Vorbilde der Mithrasmysterien in die Maurerweihe eingefügt worden, obwohl nicht ausgeschlossen ist, dass das Symbol auch ägyptischen Ursprunges sein könnte, weil auch die Aegypter sich den Sonnengott im Kampfe gegen die Dunkelheit und die Nacht dachten, 2) also insofern gleichfalls mithrische Vorstellungen hatten. Auch die

1) Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 194.
2) Dunker, a. a. O. , I. S. 57.

das Gelübde des Maurerlehrlings, der maurerische Eidschwur haben den gleichen parsischen oder mithrischen Ursprung. Von den Persern wird auch berichtet, dass, wenn die persischen Jünglinge in die Reihen der Männer eingetreten seien, ein jeder habe schwören müssen: „Ich will verachten allen schlechten Gewinn, verachten alle Sinneslust, verachten allen eitlen Ruhm; nacheifern aber will ich der Tugend, ehren die Gottheit und die Eltern, die Wahrheit reden, Gutes thun, und nichts hievon mit Wissen und Willen überschreiten.“ 1)

Es bedarf nunmehr nur noch weniger Worte über den schönen und tiefen Sinn des maurerischen Symbols des Schwertes. Die Maurer tragen Schwerter als Streiter des Lichtes gegen die Finsterniss, des Guten gegen das Schlechte, des Wahren gegen das Falsche und zum Zeichen, dass sie durch die siegreiche Führung des Kampfes in das ewige Licht und Leben einzugehen hoffen. Die Maurer sind milites Mithrae, Lichtstreiter und Lichtsuchende , Illuminandi im höchsten und edelsten Sinne. Der Maurerbund ist kein geistlicher, aber ein geistiger und sittlicher Ritterorden, der mit der Schärfe des Schwertes, des Lichtes, der Wahrheit und der Gerechtigkeit gegen jedes Dunkel, gegen die Lüge und das Unrecht kämpfet. Die Maurer sind Templer, indem sie in ihrem Tempel sich dem Dienste des Lichtes und der Gottheit weihen; erfüllen die Geweihten dieses heilige Gelübde, dann wird nach ihrem Hinübergange in den ewigen Osten das Schwert auf ihrem Sarkophage zum Zeichen ruhen , dass sie nun dort gefunden, was sie hier gesucht, – das Licht und die Wahrheit.

Das Schwert ist als Lichtsymbol wohl erst in dem römischen Reiche durch die römischen Baukorporationen nach dem Vorbilde der Mithrasmysterien in die Maurerweihe eingefügt worden, obwohl nicht ausgeschlossen ist, dass das Symbol auch ägyptischen Ursprunges sein könnte, weil auch die Aegypter sich den Sonnengott im Kampfe gegen die Dunkelheit und die Nacht dachten, 2) also insofern gleichfalls mithrische Vorstellungen hatten. Auch die

1) Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 194.
2) Dunker, a. a. O. , I. S. 57.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0069" n="53"/>
das Gelübde des Maurerlehrlings, der maurerische
 Eidschwur haben den gleichen parsischen oder mithrischen Ursprung. Von den Persern wird auch
 berichtet, dass, wenn die persischen Jünglinge in die Reihen der Männer eingetreten seien, ein jeder
 habe schwören müssen: &#x201E;Ich will verachten allen schlechten Gewinn, verachten alle Sinneslust,
 verachten allen eitlen Ruhm; nacheifern aber will ich der Tugend, ehren die Gottheit und die Eltern,
 die Wahrheit reden, Gutes thun, und nichts hievon mit Wissen und Willen überschreiten.&#x201C; <note place="foot" n="1)">Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 194.</note>
 </p>
        <p> Es bedarf nunmehr nur noch weniger Worte über den schönen und tiefen Sinn des maurerischen
 Symbols des Schwertes. Die Maurer tragen Schwerter als Streiter des Lichtes gegen die Finsterniss,
 des Guten gegen das Schlechte, des Wahren gegen das Falsche und zum Zeichen, dass sie durch die
 siegreiche Führung des Kampfes in das ewige Licht und Leben einzugehen hoffen. Die Maurer sind
 milites Mithrae, Lichtstreiter und Lichtsuchende , Illuminandi im höchsten und edelsten Sinne. Der
 Maurerbund ist kein geistlicher, aber ein geistiger und sittlicher Ritterorden, der mit der Schärfe
 des Schwertes, des Lichtes, der Wahrheit und der Gerechtigkeit gegen jedes Dunkel, gegen die Lüge
 und das Unrecht kämpfet. Die Maurer sind Templer, indem sie in ihrem Tempel sich dem Dienste des
 Lichtes und der Gottheit weihen; erfüllen die Geweihten dieses heilige Gelübde, dann wird nach ihrem
 Hinübergange in den ewigen Osten das Schwert auf ihrem Sarkophage zum Zeichen ruhen , dass sie nun
 dort gefunden, was sie hier gesucht, &#x2013; das Licht und die Wahrheit.</p>
        <p> Das Schwert ist als Lichtsymbol wohl erst in dem römischen Reiche durch die römischen
 Baukorporationen nach dem Vorbilde der Mithrasmysterien in die Maurerweihe eingefügt worden, obwohl
 nicht ausgeschlossen ist, dass das Symbol auch ägyptischen Ursprunges sein könnte, weil auch die
 Aegypter sich den Sonnengott im Kampfe gegen die Dunkelheit und die Nacht dachten, <note place="foot" n="2)">Dunker, a. a. O. , I. S. 57.</note> also insofern gleichfalls mithrische
 Vorstellungen hatten. Auch die
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0069] das Gelübde des Maurerlehrlings, der maurerische Eidschwur haben den gleichen parsischen oder mithrischen Ursprung. Von den Persern wird auch berichtet, dass, wenn die persischen Jünglinge in die Reihen der Männer eingetreten seien, ein jeder habe schwören müssen: „Ich will verachten allen schlechten Gewinn, verachten alle Sinneslust, verachten allen eitlen Ruhm; nacheifern aber will ich der Tugend, ehren die Gottheit und die Eltern, die Wahrheit reden, Gutes thun, und nichts hievon mit Wissen und Willen überschreiten.“ 1) Es bedarf nunmehr nur noch weniger Worte über den schönen und tiefen Sinn des maurerischen Symbols des Schwertes. Die Maurer tragen Schwerter als Streiter des Lichtes gegen die Finsterniss, des Guten gegen das Schlechte, des Wahren gegen das Falsche und zum Zeichen, dass sie durch die siegreiche Führung des Kampfes in das ewige Licht und Leben einzugehen hoffen. Die Maurer sind milites Mithrae, Lichtstreiter und Lichtsuchende , Illuminandi im höchsten und edelsten Sinne. Der Maurerbund ist kein geistlicher, aber ein geistiger und sittlicher Ritterorden, der mit der Schärfe des Schwertes, des Lichtes, der Wahrheit und der Gerechtigkeit gegen jedes Dunkel, gegen die Lüge und das Unrecht kämpfet. Die Maurer sind Templer, indem sie in ihrem Tempel sich dem Dienste des Lichtes und der Gottheit weihen; erfüllen die Geweihten dieses heilige Gelübde, dann wird nach ihrem Hinübergange in den ewigen Osten das Schwert auf ihrem Sarkophage zum Zeichen ruhen , dass sie nun dort gefunden, was sie hier gesucht, – das Licht und die Wahrheit. Das Schwert ist als Lichtsymbol wohl erst in dem römischen Reiche durch die römischen Baukorporationen nach dem Vorbilde der Mithrasmysterien in die Maurerweihe eingefügt worden, obwohl nicht ausgeschlossen ist, dass das Symbol auch ägyptischen Ursprunges sein könnte, weil auch die Aegypter sich den Sonnengott im Kampfe gegen die Dunkelheit und die Nacht dachten, 2) also insofern gleichfalls mithrische Vorstellungen hatten. Auch die 1) Lasaulx, Studien des klassischen Alterthums, S. 194. 2) Dunker, a. a. O. , I. S. 57.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/69
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/69>, abgerufen am 24.11.2024.