Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Die zu Confirmirenden werden zugleich neu gekleidet und besonders sollen die Mädchen an diesem Tage weiss gekleidet sein und eigentlich sollten am weissen Sonntag die Neophyten die weisse Kleidung zum letzten Mal tragen. 1) Die neue Kleidung weiset darauf hin, dass die zu Weihenden neue Menschen werden und namentlich nunmehr im Lichte wandeln sollen, wie anderwärts die Geweihten einen ganz neuen Namen empfangen oder bei den Indern als neu, als zum zweiten Mal geboren gelten. Auch tragen am weissen Sonntag die Knaben, die Geweihten zum ersten Mal einen Hut zum Zeichen der erlangten Freiheit und Selbstständigkeit, wie dem Maurerlehrlinge bei seiner Aufnahme der Hut in diesem Sinne übergeben wird; wie sich aber der Maurerlehrling mit dem Hute noch nicht bedecken darf, muss ihn auch der zum Altare schreitende Confirmand in der Hand tragen. Besonders auch den Römern war der Hut ein Zeichen der Freiheit oder vielmehr der Abwerfung des Joches; 2) daher bei den Maurern dem Empfange des Hutes früher sinnvoll die Loslösung der Fessel oder des Strickes vorausging und in den englischen Logen noch vorausgeht. Bei den Römern wurde der Hut den Freigelassenen in dem Tempel der Feronia als Symbol der Freiheit aufgesetzt und die durch Testament freigelassenen Sklaven gingen mit dem Hute auf dem Haupte (pileati et eapite induto) vor dem Sarge des Testators her. Gesslers aufgesteckter Hut in der Tellssage ist Symbol der Obergewalt zu Gericht und zu Feld und dem aufgesteckten Hute des Herrn sollte derselbe Gehorsam bewiesen werden, wie dem Herrn selbst. 3)

Das heilige Abendmahl, dessen Genuss die Confirmation beschliesst, und das Brod, welches in den Mithrasmysterien geopfert wird, sind die Daruns, die kleinen Brode, welche noch heute der Parse darbringt und die unter dem Namen draono in Yacna XI. 4, 5 vorkommen. 4) Das Abendmahlgelübde der christlichen Confirmanden und

1) Creuzer, Symbolik, IV. S. 590.
2) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 152.
3) Besoldi thesaurus practicus s. v.: Hut tragen, Hut abziehen.
4) Windischmann, S. 72; Alpina für 1860, S. 179.

Die zu Confirmirenden werden zugleich neu gekleidet und besonders sollen die Mädchen an diesem Tage weiss gekleidet sein und eigentlich sollten am weissen Sonntag die Neophyten die weisse Kleidung zum letzten Mal tragen. 1) Die neue Kleidung weiset darauf hin, dass die zu Weihenden neue Menschen werden und namentlich nunmehr im Lichte wandeln sollen, wie anderwärts die Geweihten einen ganz neuen Namen empfangen oder bei den Indern als neu, als zum zweiten Mal geboren gelten. Auch tragen am weissen Sonntag die Knaben, die Geweihten zum ersten Mal einen Hut zum Zeichen der erlangten Freiheit und Selbstständigkeit, wie dem Maurerlehrlinge bei seiner Aufnahme der Hut in diesem Sinne übergeben wird; wie sich aber der Maurerlehrling mit dem Hute noch nicht bedecken darf, muss ihn auch der zum Altare schreitende Confirmand in der Hand tragen. Besonders auch den Römern war der Hut ein Zeichen der Freiheit oder vielmehr der Abwerfung des Joches; 2) daher bei den Maurern dem Empfange des Hutes früher sinnvoll die Loslösung der Fessel oder des Strickes vorausging und in den englischen Logen noch vorausgeht. Bei den Römern wurde der Hut den Freigelassenen in dem Tempel der Feronia als Symbol der Freiheit aufgesetzt und die durch Testament freigelassenen Sklaven gingen mit dem Hute auf dem Haupte (pileati et eapite induto) vor dem Sarge des Testators her. Gesslers aufgesteckter Hut in der Tellssage ist Symbol der Obergewalt zu Gericht und zu Feld und dem aufgesteckten Hute des Herrn sollte derselbe Gehorsam bewiesen werden, wie dem Herrn selbst. 3)

Das heilige Abendmahl, dessen Genuss die Confirmation beschliesst, und das Brod, welches in den Mithrasmysterien geopfert wird, sind die Daruns, die kleinen Brode, welche noch heute der Parse darbringt und die unter dem Namen draonô in Yacna XI. 4, 5 vorkommen. 4) Das Abendmahlgelübde der christlichen Confirmanden und

1) Creuzer, Symbolik, IV. S. 590.
2) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 152.
3) Besoldi thesaurus practicus s. v.: Hut tragen, Hut abziehen.
4) Windischmann, S. 72; Alpina für 1860, S. 179.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0068" n="52"/>
        <p> Die zu Confirmirenden werden zugleich neu gekleidet und besonders sollen die Mädchen an diesem
 Tage weiss gekleidet sein und eigentlich sollten am weissen Sonntag die Neophyten die weisse
 Kleidung zum letzten Mal tragen. <note place="foot" n="1)">Creuzer, Symbolik, IV. S. 590. </note>
 Die neue Kleidung weiset darauf hin, dass die zu Weihenden neue Menschen werden und namentlich
 nunmehr im Lichte wandeln sollen, wie anderwärts die Geweihten einen ganz neuen Namen empfangen oder
 bei den Indern als neu, als zum zweiten Mal geboren gelten. Auch tragen am weissen Sonntag die
 Knaben, die Geweihten zum ersten Mal einen Hut zum Zeichen der erlangten Freiheit und
 Selbstständigkeit, wie dem Maurerlehrlinge bei seiner Aufnahme der Hut in diesem Sinne übergeben
 wird; wie sich aber der Maurerlehrling mit dem Hute noch nicht bedecken darf, muss ihn auch der zum
 Altare schreitende Confirmand in der Hand tragen. Besonders auch den Römern war der Hut ein Zeichen
 der Freiheit oder vielmehr der Abwerfung des Joches; <note place="foot" n="2)">Grimm,
 Rechtsalterthümer, S. 152. </note> daher bei den Maurern dem Empfange des Hutes früher sinnvoll die
 Loslösung der Fessel oder des Strickes vorausging und in den englischen Logen noch vorausgeht. Bei
 den Römern wurde der Hut den Freigelassenen in dem Tempel der Feronia als Symbol der Freiheit
 aufgesetzt und die durch Testament freigelassenen Sklaven gingen mit dem Hute auf dem Haupte
 (pileati et eapite induto) vor dem Sarge des Testators her. Gesslers aufgesteckter Hut in der
 Tellssage ist Symbol der Obergewalt zu Gericht und zu Feld und dem aufgesteckten Hute des Herrn
 sollte derselbe Gehorsam bewiesen werden, wie dem Herrn selbst. <note place="foot" n="3)">Besoldi
 thesaurus practicus s. v.: Hut tragen, Hut abziehen.</note></p>
        <p> Das heilige Abendmahl, dessen Genuss die Confirmation beschliesst, und das Brod, welches in den
 Mithrasmysterien geopfert wird, sind die Daruns, die kleinen Brode, welche noch heute der Parse
 darbringt und die unter dem Namen draonô in Yacna XI. 4, 5 vorkommen. <note place="foot" n="4)">Windischmann, S. 72; Alpina für 1860, S. 179.</note> Das Abendmahlgelübde der christlichen
 Confirmanden und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0068] Die zu Confirmirenden werden zugleich neu gekleidet und besonders sollen die Mädchen an diesem Tage weiss gekleidet sein und eigentlich sollten am weissen Sonntag die Neophyten die weisse Kleidung zum letzten Mal tragen. 1) Die neue Kleidung weiset darauf hin, dass die zu Weihenden neue Menschen werden und namentlich nunmehr im Lichte wandeln sollen, wie anderwärts die Geweihten einen ganz neuen Namen empfangen oder bei den Indern als neu, als zum zweiten Mal geboren gelten. Auch tragen am weissen Sonntag die Knaben, die Geweihten zum ersten Mal einen Hut zum Zeichen der erlangten Freiheit und Selbstständigkeit, wie dem Maurerlehrlinge bei seiner Aufnahme der Hut in diesem Sinne übergeben wird; wie sich aber der Maurerlehrling mit dem Hute noch nicht bedecken darf, muss ihn auch der zum Altare schreitende Confirmand in der Hand tragen. Besonders auch den Römern war der Hut ein Zeichen der Freiheit oder vielmehr der Abwerfung des Joches; 2) daher bei den Maurern dem Empfange des Hutes früher sinnvoll die Loslösung der Fessel oder des Strickes vorausging und in den englischen Logen noch vorausgeht. Bei den Römern wurde der Hut den Freigelassenen in dem Tempel der Feronia als Symbol der Freiheit aufgesetzt und die durch Testament freigelassenen Sklaven gingen mit dem Hute auf dem Haupte (pileati et eapite induto) vor dem Sarge des Testators her. Gesslers aufgesteckter Hut in der Tellssage ist Symbol der Obergewalt zu Gericht und zu Feld und dem aufgesteckten Hute des Herrn sollte derselbe Gehorsam bewiesen werden, wie dem Herrn selbst. 3) Das heilige Abendmahl, dessen Genuss die Confirmation beschliesst, und das Brod, welches in den Mithrasmysterien geopfert wird, sind die Daruns, die kleinen Brode, welche noch heute der Parse darbringt und die unter dem Namen draonô in Yacna XI. 4, 5 vorkommen. 4) Das Abendmahlgelübde der christlichen Confirmanden und 1) Creuzer, Symbolik, IV. S. 590. 2) Grimm, Rechtsalterthümer, S. 152. 3) Besoldi thesaurus practicus s. v.: Hut tragen, Hut abziehen. 4) Windischmann, S. 72; Alpina für 1860, S. 179.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/68
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/68>, abgerufen am 25.11.2024.