Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.richtenden schon als Knaben die Unterrichtsanstalten bezogen haben, und mit dem ersten Elementarunterrichte begonnen und mit den höhern Wissenschaften geschlossen worden sei, so dass natürlich nur Diejenigen 20 Jahre blieben, welche förmlich studirten. Die Schüler mussten nach Art der Schüler des Pythagoras vorzüglich Verse auswendig lernen, wie Caesar sagt: magnum ibi versuum numerum1) ediscere dicuntur, itaque annos nonnulli vicenos in disciplina permanent, da es keine Bücher gab, die Vorträge nicht aufgezeichnet werden durften und daher nur aus den heiligen, in Versen verfassten Aufzeichnungen auswendig gelernt werden konnte. Der Inhalt der Verse umfasste die Moral- und besonders die Unsterblichkeitslehre, die Kosmogonie und Theogonie, die Astronomie u. s. w.,2) denn Caesar fährt in der angeführten Stelle fort: "In primis hoc volunt persuadere, non interire animas, sed ab aliis post mortem transire ad alios (also die indische, ägyptische, pythagoreische und platonische Seelenwanderungslehre): atque hoc maxime ad virtutem excitari putant, metu mortis neglecto. Multa praeterea de sideribus, atque eorum motu, de mundi ac terrarum magnitudine,3) de rerum natura, de deorum immortalium vi ac potestate disputant et juventuti tradunt." Aehnliche heilige Schriften oder wenigstens heilige Sagen in Versen scheinen die Germanen besessen zu haben, da Tacitus, Germ. cap. 2, von ihnen berichtet: "Celebrant carminibus autiquis (quod unum apud illos memoriae et annalium genus est) Tuisconem, terra editum, et filium Mannum (den Urmenschen), originern gentis." Die Morallehre der Druiden, welche Pomponius Mela, lib. III., cap. 1, magistros sapientiae nennt und die nach 1) Ueber die verwandten
carmina antiqua der Germanen vergl. H. Schweizer, Bemerkungen zu Tacitus' Germania, S. 6 und
7. 2) Vergl. auch Eckermanni, III. 1, S. 17 ff., obwohl das von Eckermann aus
weit späteren Zeiten Beigebrachte nur mit grosser Beschränkung auf die ursprünglichen druidischen
Lehren angewandt werden darf. Ganz besonders gilt dieses hinsichtlich der Lehre von der
Seelenwanderung. 3) Die Druiden sollen schon eine Ahnung von den
Antipoden nach Eckermann, a. a. O., III. 1, S. 57, gehabt haben, wofür er sich auf Macrob. Sat. I,
21 beruft.
richtenden schon als Knaben die Unterrichtsanstalten bezogen haben, und mit dem ersten Elementarunterrichte begonnen und mit den höhern Wissenschaften geschlossen worden sei, so dass natürlich nur Diejenigen 20 Jahre blieben, welche förmlich studirten. Die Schüler mussten nach Art der Schüler des Pythagoras vorzüglich Verse auswendig lernen, wie Caesar sagt: magnum ibi versuum numerum1) ediscere dicuntur, itaque annos nonnulli vicenos in disciplina permanent, da es keine Bücher gab, die Vorträge nicht aufgezeichnet werden durften und daher nur aus den heiligen, in Versen verfassten Aufzeichnungen auswendig gelernt werden konnte. Der Inhalt der Verse umfasste die Moral- und besonders die Unsterblichkeitslehre, die Kosmogonie und Theogonie, die Astronomie u. s. w.,2) denn Caesar fährt in der angeführten Stelle fort: „In primis hoc volunt persuadere, non interire animas, sed ab aliis post mortem transire ad alios (also die indische, ägyptische, pythagoreische und platonische Seelenwanderungslehre): atque hoc maxime ad virtutem excitari putant, metu mortis neglecto. Multa praeterea de sideribus, atque eorum motu, de mundi ac terrarum magnitudine,3) de rerum natura, de deorum immortalium vi ac potestate disputant et juventuti tradunt.“ Aehnliche heilige Schriften oder wenigstens heilige Sagen in Versen scheinen die Germanen besessen zu haben, da Tacitus, Germ. cap. 2, von ihnen berichtet: „Celebrant carminibus autiquis (quod unum apud illos memoriae et annalium genus est) Tuisconem, terra editum, et filium Mannum (den Urmenschen), originern gentis.“ Die Morallehre der Druiden, welche Pomponius Mela, lib. III., cap. 1, magistros sapientiae nennt und die nach 1) Ueber die verwandten
carmina antiqua der Germanen vergl. H. Schweizer, Bemerkungen zu Tacitus’ Germania, S. 6 und
7. 2) Vergl. auch Eckermanni, III. 1, S. 17 ff., obwohl das von Eckermann aus
weit späteren Zeiten Beigebrachte nur mit grosser Beschränkung auf die ursprünglichen druidischen
Lehren angewandt werden darf. Ganz besonders gilt dieses hinsichtlich der Lehre von der
Seelenwanderung. 3) Die Druiden sollen schon eine Ahnung von den
Antipoden nach Eckermann, a. a. O., III. 1, S. 57, gehabt haben, wofür er sich auf Macrob. Sat. I,
21 beruft.
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richtenden schon als Knaben die Unterrichtsanstalten bezogen haben, und mit dem ersten Elementarunterrichte begonnen und mit den höhern Wissenschaften geschlossen worden sei, so dass natürlich nur Diejenigen 20 Jahre blieben, welche förmlich studirten. Die Schüler mussten nach Art der Schüler des Pythagoras vorzüglich Verse auswendig lernen, wie Caesar sagt: magnum ibi versuum numerum 1) ediscere dicuntur, itaque annos nonnulli vicenos in disciplina permanent, da es keine Bücher gab, die Vorträge nicht aufgezeichnet werden durften und daher nur aus den heiligen, in Versen verfassten Aufzeichnungen auswendig gelernt werden konnte. Der Inhalt der Verse umfasste die Moral- und besonders die Unsterblichkeitslehre, die Kosmogonie und Theogonie, die Astronomie u. s. w., 2) denn Caesar fährt in der angeführten Stelle fort: „In primis hoc volunt persuadere, non interire animas, sed ab aliis post mortem transire ad alios (also die indische, ägyptische, pythagoreische und platonische Seelenwanderungslehre): atque hoc maxime ad virtutem excitari putant, metu mortis neglecto. Multa praeterea de sideribus, atque eorum motu, de mundi ac terrarum magnitudine, 3) de rerum natura, de deorum immortalium vi ac potestate disputant et juventuti tradunt.“ Aehnliche heilige Schriften oder wenigstens heilige Sagen in Versen scheinen die Germanen besessen zu haben, da Tacitus, Germ. cap. 2, von ihnen berichtet: „Celebrant carminibus autiquis (quod unum apud illos memoriae et annalium genus est) Tuisconem, terra editum, et filium Mannum (den Urmenschen), originern gentis.“ Die Morallehre der Druiden, welche Pomponius Mela, lib. III., cap. 1, magistros sapientiae nennt und die nach
1) Ueber die verwandten carmina antiqua der Germanen vergl. H. Schweizer, Bemerkungen zu Tacitus’ Germania, S. 6 und 7.
2) Vergl. auch Eckermanni, III. 1, S. 17 ff., obwohl das von Eckermann aus weit späteren Zeiten Beigebrachte nur mit grosser Beschränkung auf die ursprünglichen druidischen Lehren angewandt werden darf. Ganz besonders gilt dieses hinsichtlich der Lehre von der Seelenwanderung.
3) Die Druiden sollen schon eine Ahnung von den Antipoden nach Eckermann, a. a. O., III. 1, S. 57, gehabt haben, wofür er sich auf Macrob. Sat. I, 21 beruft.
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