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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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denen nordischen Sitteneinfluss erneuert habe und wodurch er diese Erneuerung habe bewirken können. In dem Wissen und in den Wissenschaften des Pythagoras sind keine nordischen Bestandtheile enthalten und eben so wenig in seinen theologisch-philosophischen Speculation; sie sind ihrem Grundgehalte nach ägyptisch mit einzelnen später vermehrten Beimengungen zarathustrischer Ansichten und Einrichtungen. Wenn Creuzer, Symbolik II. S. 143, meint, dass die Druiden mit den Pythagoräern in der Lehre verwandt seien und beide dieselbe aus der gleichen Quelle geschöpft haben, ist dieses in dem sehr beschränkten Umfange wahr, dass die zarathustrischen Bestandtheile der pythagoreischen Lehre und die Grundlehren der Druiden gleichmässig Hochasien entstammen.

Endlich ist von den Essäern noch anzuführen, dass sie auch Ordensbücher besassen, welche vermuthlich die Statuten des Ordens und allegorische Deutungen enthielten und getreu von Generation zu Generation überliefert wurden.1) Auch in den Eleusinien hatte man heilige Urkunden, welche zu Pheneos in Arkadien in dem sogenannten Petroma, einem steinernen Behälter aufbewahrt wurden, und bei welchem man besonders feierliche Eide zu schwören pflegte;2) aus diesem neben dem Tempel der Eleusinia befindlichen Behältniss, welches aus zwei genau auf einander passenden Steinplatten bestand, nahmen die Priester heilige Schriften, lasen daraus den Mysten vor und verschlossen sie dann wieder.

Wenn der Szufismus der muhammedanischen Völker, der Araber, der Perser und Türken,3) die Weisheit der Mystiker, die Lehre von der Versenkung in Gott und die Unendlichkeit, nicht aus der indischen Yogalehre, der indischen Geheimlehre oder Freimaurerei4) hervorgegangen ist, was allerdings nicht ausgeschlossen ist, könnte sie auch

1) Stäudlin, a. a. O., I, S. 483.
2) Lasaulx, Studien, S. 188 oben; Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 242 oben und S. 338.
3) Vergl. darüber Tholuk, Ssufismus sive Theosophia Persarurn pantheistiea, Berl. 1821, und derselbe, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, Berlin 1825, S. 28 ff.
4) Humboldt, Bhagavad-Gita, S. 51.

denen nordischen Sitteneinfluss erneuert habe und wodurch er diese Erneuerung habe bewirken können. In dem Wissen und in den Wissenschaften des Pythagoras sind keine nordischen Bestandtheile enthalten und eben so wenig in seinen theologisch-philosophischen Speculation; sie sind ihrem Grundgehalte nach ägyptisch mit einzelnen später vermehrten Beimengungen zarathustrischer Ansichten und Einrichtungen. Wenn Creuzer, Symbolik II. S. 143, meint, dass die Druiden mit den Pythagoräern in der Lehre verwandt seien und beide dieselbe aus der gleichen Quelle geschöpft haben, ist dieses in dem sehr beschränkten Umfange wahr, dass die zarathustrischen Bestandtheile der pythagoreischen Lehre und die Grundlehren der Druiden gleichmässig Hochasien entstammen.

Endlich ist von den Essäern noch anzuführen, dass sie auch Ordensbücher besassen, welche vermuthlich die Statuten des Ordens und allegorische Deutungen enthielten und getreu von Generation zu Generation überliefert wurden.1) Auch in den Eleusinien hatte man heilige Urkunden, welche zu Pheneos in Arkadien in dem sogenannten Petroma, einem steinernen Behälter aufbewahrt wurden, und bei welchem man besonders feierliche Eide zu schwören pflegte;2) aus diesem neben dem Tempel der Eleusinia befindlichen Behältniss, welches aus zwei genau auf einander passenden Steinplatten bestand, nahmen die Priester heilige Schriften, lasen daraus den Mysten vor und verschlossen sie dann wieder.

Wenn der Szufismus der muhammedanischen Völker, der Araber, der Perser und Türken,3) die Weisheit der Mystiker, die Lehre von der Versenkung in Gott und die Unendlichkeit, nicht aus der indischen Yogalehre, der indischen Geheimlehre oder Freimaurerei4) hervorgegangen ist, was allerdings nicht ausgeschlossen ist, könnte sie auch

1) Stäudlin, a. a. O., I, S. 483.
2) Lasaulx, Studien, S. 188 oben; Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 242 oben und S. 338.
3) Vergl. darüber Tholuk, Ssufismus sive Theosophia Persarurn pantheistiea, Berl. 1821, und derselbe, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, Berlin 1825, S. 28 ff.
4) Humboldt, Bhagavad-Gítá, S. 51.
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 erneuert habe und wodurch er diese Erneuerung habe bewirken können. In dem Wissen und in den
 Wissenschaften des Pythagoras sind keine nordischen Bestandtheile enthalten und eben so wenig in
 seinen theologisch-philosophischen Speculation; sie sind ihrem Grundgehalte nach ägyptisch mit
 einzelnen später vermehrten Beimengungen zarathustrischer Ansichten und Einrichtungen. Wenn Creuzer,
 Symbolik II. S. 143, meint, dass die Druiden mit den Pythagoräern in der Lehre verwandt seien und
 beide dieselbe aus der gleichen Quelle geschöpft haben, ist dieses in dem sehr beschränkten Umfange
 wahr, dass die zarathustrischen Bestandtheile der pythagoreischen Lehre und die Grundlehren der
 Druiden gleichmässig Hochasien entstammen.</p>
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[568/0584] denen nordischen Sitteneinfluss erneuert habe und wodurch er diese Erneuerung habe bewirken können. In dem Wissen und in den Wissenschaften des Pythagoras sind keine nordischen Bestandtheile enthalten und eben so wenig in seinen theologisch-philosophischen Speculation; sie sind ihrem Grundgehalte nach ägyptisch mit einzelnen später vermehrten Beimengungen zarathustrischer Ansichten und Einrichtungen. Wenn Creuzer, Symbolik II. S. 143, meint, dass die Druiden mit den Pythagoräern in der Lehre verwandt seien und beide dieselbe aus der gleichen Quelle geschöpft haben, ist dieses in dem sehr beschränkten Umfange wahr, dass die zarathustrischen Bestandtheile der pythagoreischen Lehre und die Grundlehren der Druiden gleichmässig Hochasien entstammen. Endlich ist von den Essäern noch anzuführen, dass sie auch Ordensbücher besassen, welche vermuthlich die Statuten des Ordens und allegorische Deutungen enthielten und getreu von Generation zu Generation überliefert wurden. 1) Auch in den Eleusinien hatte man heilige Urkunden, welche zu Pheneos in Arkadien in dem sogenannten Petroma, einem steinernen Behälter aufbewahrt wurden, und bei welchem man besonders feierliche Eide zu schwören pflegte; 2) aus diesem neben dem Tempel der Eleusinia befindlichen Behältniss, welches aus zwei genau auf einander passenden Steinplatten bestand, nahmen die Priester heilige Schriften, lasen daraus den Mysten vor und verschlossen sie dann wieder. Wenn der Szufismus der muhammedanischen Völker, der Araber, der Perser und Türken, 3) die Weisheit der Mystiker, die Lehre von der Versenkung in Gott und die Unendlichkeit, nicht aus der indischen Yogalehre, der indischen Geheimlehre oder Freimaurerei 4) hervorgegangen ist, was allerdings nicht ausgeschlossen ist, könnte sie auch 1) Stäudlin, a. a. O., I, S. 483. 2) Lasaulx, Studien, S. 188 oben; Schoemann, griech. Alterthümer, II. S. 242 oben und S. 338. 3) Vergl. darüber Tholuk, Ssufismus sive Theosophia Persarurn pantheistiea, Berl. 1821, und derselbe, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, Berlin 1825, S. 28 ff. 4) Humboldt, Bhagavad-Gítá, S. 51.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/584>, abgerufen am 22.11.2024.