Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Dämonen der Nacht und des Gewittersturmes in einem rein ethischen Sinne als den Kampf des Lichtes gegen die Finsterniss, des Guten gegen das Böse, des Wahren gegen das Falsche oder die Lüge fasste, und das natürliche Licht mit dem Feuer und die natürliche Dunkelheit, das natürlich Gute und Reine und das natürlich Unreine und Schlechte nur für die Symbole des geistigen Lichtes und des geistig Finstern, des sittlich Guten und Reinen und des sittlich Bösen und Unreinen erklärte. In dem zu kämpfenden grossen Welt- und Erdenkampfe setzte er in dem zu erstrebenden Lichte und in der zu erstrebenden Reinheit den göttlichen und den menschlichen Streitern dasselbe Kampfes- und Siegesziel, und machte mithin die Menschen zu den Kampfgenossen und Kampfgehülfen der Götter, wobei die menschliche Aufgabe dadurch noch eine eigenthümliche Färbung und Gestaltung erhielt, dass die Seelenreinheit sich auch durch körperliche Reinheit und die Liebe zum sittlich Guten zugleich durch die Liebe zum Guten und Nützlichen in dem ganzen Naturleben, an den Pflanzen, Thieren und Menschen, sowie umgekehrt der Hass gegen das sittlich Böse durch den Hass und die möglichste Vertilgung des Bösen und Verderblichen in dem Natur- und Menschenleben beurkunden sollte. Der Grundgedanke des Zarathustra war unstreitig ein erhabener und von ihm in dem bekannten einfachen trilogischen Gesetze ausgesprochen, dass der Mensch von dem reinen Gedanken, dem reinen Worte, der reinen That nicht ablassen, dagegen vermeiden solle, schlecht zu denken , schlecht zu reden und zu handeln; aber die äussere Bethätigung der reinen Gedanken, Worte und Werke wurde den Priestern und dem Volke bald, wie in Indien, wie bei den Buddhisten und selbst bei den Christen, die Hauptsache, worüber das Innere, - das Wahre zu denken, zu reden und zu thun, bald vergessen oder schon durch das blose Aeussere genügend erreicht geglaubt wurde. An der Scheinheiligkeit konnte die Religion des Zarathustra scheitern und ist gescheitert; der Geist ist längst geschwunden, doch einige Formen sind in Kirman in Persien , sowie auf dem Festlande von Indien in Guzerat geblieben. Wenn Haug's Vermuthung begründet ist, spricht Dämonen der Nacht und des Gewittersturmes in einem rein ethischen Sinne als den Kampf des Lichtes gegen die Finsterniss, des Guten gegen das Böse, des Wahren gegen das Falsche oder die Lüge fasste, und das natürliche Licht mit dem Feuer und die natürliche Dunkelheit, das natürlich Gute und Reine und das natürlich Unreine und Schlechte nur für die Symbole des geistigen Lichtes und des geistig Finstern, des sittlich Guten und Reinen und des sittlich Bösen und Unreinen erklärte. In dem zu kämpfenden grossen Welt- und Erdenkampfe setzte er in dem zu erstrebenden Lichte und in der zu erstrebenden Reinheit den göttlichen und den menschlichen Streitern dasselbe Kampfes- und Siegesziel, und machte mithin die Menschen zu den Kampfgenossen und Kampfgehülfen der Götter, wobei die menschliche Aufgabe dadurch noch eine eigenthümliche Färbung und Gestaltung erhielt, dass die Seelenreinheit sich auch durch körperliche Reinheit und die Liebe zum sittlich Guten zugleich durch die Liebe zum Guten und Nützlichen in dem ganzen Naturleben, an den Pflanzen, Thieren und Menschen, sowie umgekehrt der Hass gegen das sittlich Böse durch den Hass und die möglichste Vertilgung des Bösen und Verderblichen in dem Natur- und Menschenleben beurkunden sollte. Der Grundgedanke des Zarathustra war unstreitig ein erhabener und von ihm in dem bekannten einfachen trilogischen Gesetze ausgesprochen, dass der Mensch von dem reinen Gedanken, dem reinen Worte, der reinen That nicht ablassen, dagegen vermeiden solle, schlecht zu denken , schlecht zu reden und zu handeln; aber die äussere Bethätigung der reinen Gedanken, Worte und Werke wurde den Priestern und dem Volke bald, wie in Indien, wie bei den Buddhisten und selbst bei den Christen, die Hauptsache, worüber das Innere, – das Wahre zu denken, zu reden und zu thun, bald vergessen oder schon durch das blose Aeussere genügend erreicht geglaubt wurde. An der Scheinheiligkeit konnte die Religion des Zarathustra scheitern und ist gescheitert; der Geist ist längst geschwunden, doch einige Formen sind in Kirmân in Persien , sowie auf dem Festlande von Indien in Guzerat geblieben. 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In dem zu kämpfenden grossen Welt- und Erdenkampfe setzte er in dem zu erstrebenden Lichte und in der zu erstrebenden Reinheit den göttlichen und den menschlichen Streitern dasselbe Kampfes- und Siegesziel, und machte mithin die Menschen zu den Kampfgenossen und Kampfgehülfen der Götter, wobei die menschliche Aufgabe dadurch noch eine eigenthümliche Färbung und Gestaltung erhielt, dass die Seelenreinheit sich auch durch körperliche Reinheit und die Liebe zum sittlich Guten zugleich durch die Liebe zum Guten und Nützlichen in dem ganzen Naturleben, an den Pflanzen, Thieren und Menschen, sowie umgekehrt der Hass gegen das sittlich Böse durch den Hass und die möglichste Vertilgung des Bösen und Verderblichen in dem Natur- und Menschenleben beurkunden sollte. Der Grundgedanke des Zarathustra war unstreitig ein erhabener und von ihm in dem bekannten einfachen trilogischen Gesetze ausgesprochen, dass der Mensch von dem reinen Gedanken, dem reinen Worte, der reinen That nicht ablassen, dagegen vermeiden solle, schlecht zu denken , schlecht zu reden und zu handeln; aber die äussere Bethätigung der reinen Gedanken, Worte und Werke wurde den Priestern und dem Volke bald, wie in Indien, wie bei den Buddhisten und selbst bei den Christen, die Hauptsache, worüber das Innere, – das Wahre zu denken, zu reden und zu thun, bald vergessen oder schon durch das blose Aeussere genügend erreicht geglaubt wurde. An der Scheinheiligkeit konnte die Religion des Zarathustra scheitern und ist gescheitert; der Geist ist längst geschwunden, doch einige Formen sind in Kirmân in Persien , sowie auf dem Festlande von Indien in Guzerat geblieben. Wenn Haug’s Vermuthung begründet ist, spricht </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0055]
Dämonen der Nacht und des Gewittersturmes in einem rein ethischen Sinne als den Kampf des Lichtes gegen die Finsterniss, des Guten gegen das Böse, des Wahren gegen das Falsche oder die Lüge fasste, und das natürliche Licht mit dem Feuer und die natürliche Dunkelheit, das natürlich Gute und Reine und das natürlich Unreine und Schlechte nur für die Symbole des geistigen Lichtes und des geistig Finstern, des sittlich Guten und Reinen und des sittlich Bösen und Unreinen erklärte. In dem zu kämpfenden grossen Welt- und Erdenkampfe setzte er in dem zu erstrebenden Lichte und in der zu erstrebenden Reinheit den göttlichen und den menschlichen Streitern dasselbe Kampfes- und Siegesziel, und machte mithin die Menschen zu den Kampfgenossen und Kampfgehülfen der Götter, wobei die menschliche Aufgabe dadurch noch eine eigenthümliche Färbung und Gestaltung erhielt, dass die Seelenreinheit sich auch durch körperliche Reinheit und die Liebe zum sittlich Guten zugleich durch die Liebe zum Guten und Nützlichen in dem ganzen Naturleben, an den Pflanzen, Thieren und Menschen, sowie umgekehrt der Hass gegen das sittlich Böse durch den Hass und die möglichste Vertilgung des Bösen und Verderblichen in dem Natur- und Menschenleben beurkunden sollte. Der Grundgedanke des Zarathustra war unstreitig ein erhabener und von ihm in dem bekannten einfachen trilogischen Gesetze ausgesprochen, dass der Mensch von dem reinen Gedanken, dem reinen Worte, der reinen That nicht ablassen, dagegen vermeiden solle, schlecht zu denken , schlecht zu reden und zu handeln; aber die äussere Bethätigung der reinen Gedanken, Worte und Werke wurde den Priestern und dem Volke bald, wie in Indien, wie bei den Buddhisten und selbst bei den Christen, die Hauptsache, worüber das Innere, – das Wahre zu denken, zu reden und zu thun, bald vergessen oder schon durch das blose Aeussere genügend erreicht geglaubt wurde. An der Scheinheiligkeit konnte die Religion des Zarathustra scheitern und ist gescheitert; der Geist ist längst geschwunden, doch einige Formen sind in Kirmân in Persien , sowie auf dem Festlande von Indien in Guzerat geblieben. Wenn Haug’s Vermuthung begründet ist, spricht
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/55>, abgerufen am 16.02.2025. |