Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.die griechischen Wissenschaften hat Röth am ausführlichsten in dem zweiten Bande seiner Geschichte unserer abendländischen Philosophie dargestellt. Sehr beachtenswerth ist indessen auch Gerlach, Zaleukos, Charondas, Pythagoras, - zur Kulturgeschichte von Grossgriechenland, Basel 1858, und aus der ältern Literatur Bellermann, geschichtliche Nachrichten über die Essäer und Therapeuten, Berlin 1821, worin auch die Pythagoräer vergleichend besprochen werden, sowie Meiners, Geschichte der Wissenschaften in Griechenland und Rom, I. Bd. 3. Buchl 3. Kap. Auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. (Berlin 1840) S. 213-259 ist nicht zu übersehen. Röth, a. a. O., II. S. 476-79, bestreitet, dass in dem pythagoreischen Bunde eine auf das bürgerliche Leben oder auf das gesammte Vermögen der Verbündeten sich erstreckende Gütergemeinschaft, wie man oft angenommen, bestanden habe, und will nur eine gemeinschaftliche Kasse für die Schule zugestehen, aus welcher die sämmtlichen Unkosten für die Schule, für die Lehrer und Schüler bestritten worden seien und die aus ihrer eigenen Mitte gewählte Wirthschafter [fremdsprachliches Material] verwaltet haben. Der von Pythagoras für seine Schule aufgestellte Grundsatz: befreundeten Genossen müsse Alles gemeinsam sein, [fremdsprachliches Material] [fremdsprachliches Material], hätte sonach keinen hohen und nur einen sehr beschränkten Sinn gehabt. Abweichend von Röth, glauben wir, dass wenigstens für den engsten und höchsten pythagoreischen Bund, - wie die Maurer sagen würden, für das Innere vollkommene Gütergemeinschaft in dem Sinne bestanden habe, dass jeder Verbündete für den Bund und die Verbündeten habe Alles zu opfern bereit sein müssen, wenn es die Zwecke und das Bedürfniss des Bundes verlangten. Das ist der Sinn des Grundsatzes, dass die Verbündeten Alles mit einander theilen sollen und im Falle der Noth müssen, [fremdsprachliches Material]; kein Pythagoräer sollte vergeblich die Hülfe seines Mitverbündeten angerufen haben, wenn dieser die Mittel zu helfen besass. Nach dem Vorbilde der ägyptischen Priester,1) deren 22jähriger Schüler Pythagoras gewesen, sollte die Schule 1) Hegel,
Geschichte der Philosophie, I. S. 217.
die griechischen Wissenschaften hat Röth am ausführlichsten in dem zweiten Bande seiner Geschichte unserer abendländischen Philosophie dargestellt. Sehr beachtenswerth ist indessen auch Gerlach, Zaleukos, Charondas, Pythagoras, – zur Kulturgeschichte von Grossgriechenland, Basel 1858, und aus der ältern Literatur Bellermann, geschichtliche Nachrichten über die Essäer und Therapeuten, Berlin 1821, worin auch die Pythagoräer vergleichend besprochen werden, sowie Meiners, Geschichte der Wissenschaften in Griechenland und Rom, I. Bd. 3. Buchl 3. Kap. Auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. (Berlin 1840) S. 213-259 ist nicht zu übersehen. Röth, a. a. O., II. S. 476-79, bestreitet, dass in dem pythagoreischen Bunde eine auf das bürgerliche Leben oder auf das gesammte Vermögen der Verbündeten sich erstreckende Gütergemeinschaft, wie man oft angenommen, bestanden habe, und will nur eine gemeinschaftliche Kasse für die Schule zugestehen, aus welcher die sämmtlichen Unkosten für die Schule, für die Lehrer und Schüler bestritten worden seien und die aus ihrer eigenen Mitte gewählte Wirthschafter [fremdsprachliches Material] verwaltet haben. Der von Pythagoras für seine Schule aufgestellte Grundsatz: befreundeten Genossen müsse Alles gemeinsam sein, [fremdsprachliches Material] [fremdsprachliches Material], hätte sonach keinen hohen und nur einen sehr beschränkten Sinn gehabt. Abweichend von Röth, glauben wir, dass wenigstens für den engsten und höchsten pythagoreischen Bund, – wie die Maurer sagen würden, für das Innere vollkommene Gütergemeinschaft in dem Sinne bestanden habe, dass jeder Verbündete für den Bund und die Verbündeten habe Alles zu opfern bereit sein müssen, wenn es die Zwecke und das Bedürfniss des Bundes verlangten. Das ist der Sinn des Grundsatzes, dass die Verbündeten Alles mit einander theilen sollen und im Falle der Noth müssen, [fremdsprachliches Material]; kein Pythagoräer sollte vergeblich die Hülfe seines Mitverbündeten angerufen haben, wenn dieser die Mittel zu helfen besass. Nach dem Vorbilde der ägyptischen Priester,1) deren 22jähriger Schüler Pythagoras gewesen, sollte die Schule 1) Hegel,
Geschichte der Philosophie, I. S. 217.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0549" n="533"/> die griechischen Wissenschaften hat Röth am ausführlichsten in dem zweiten Bande seiner Geschichte unserer abendländischen Philosophie dargestellt. Sehr beachtenswerth ist indessen auch Gerlach, Zaleukos, Charondas, Pythagoras, – zur Kulturgeschichte von Grossgriechenland, Basel 1858, und aus der ältern Literatur Bellermann, geschichtliche Nachrichten über die Essäer und Therapeuten, Berlin 1821, worin auch die Pythagoräer vergleichend besprochen werden, sowie Meiners, Geschichte der Wissenschaften in Griechenland und Rom, I. Bd. 3. Buchl 3. Kap. Auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. (Berlin 1840) S. 213-259 ist nicht zu übersehen. Röth, a. a. O., II. S. 476-79, bestreitet, dass in dem pythagoreischen Bunde eine auf das bürgerliche Leben oder auf das gesammte Vermögen der Verbündeten sich erstreckende Gütergemeinschaft, wie man oft angenommen, bestanden habe, und will nur eine gemeinschaftliche Kasse für die Schule zugestehen, aus welcher die sämmtlichen Unkosten für die Schule, für die Lehrer und Schüler bestritten worden seien und die aus ihrer eigenen Mitte gewählte Wirthschafter <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> verwaltet haben. Der von Pythagoras für seine Schule aufgestellte Grundsatz: befreundeten Genossen müsse Alles gemeinsam sein, <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign> <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>, hätte sonach keinen hohen und nur einen sehr beschränkten Sinn gehabt. Abweichend von Röth, glauben wir, dass wenigstens für den engsten und höchsten pythagoreischen Bund, – wie die Maurer sagen würden, für das Innere vollkommene Gütergemeinschaft in dem Sinne bestanden habe, dass jeder Verbündete für den Bund und die Verbündeten habe Alles zu opfern bereit sein müssen, wenn es die Zwecke und das Bedürfniss des Bundes verlangten. Das ist der Sinn des Grundsatzes, dass die Verbündeten Alles mit einander theilen sollen und im Falle der Noth müssen, <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm"/></foreign>; kein Pythagoräer sollte vergeblich die Hülfe seines Mitverbündeten angerufen haben, wenn dieser die Mittel zu helfen besass. Nach dem Vorbilde der ägyptischen Priester,<note place="foot" n="1)">Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 217. </note> deren 22jähriger Schüler Pythagoras gewesen, sollte die Schule </p> </div> </body> </text> </TEI> [533/0549]
die griechischen Wissenschaften hat Röth am ausführlichsten in dem zweiten Bande seiner Geschichte unserer abendländischen Philosophie dargestellt. Sehr beachtenswerth ist indessen auch Gerlach, Zaleukos, Charondas, Pythagoras, – zur Kulturgeschichte von Grossgriechenland, Basel 1858, und aus der ältern Literatur Bellermann, geschichtliche Nachrichten über die Essäer und Therapeuten, Berlin 1821, worin auch die Pythagoräer vergleichend besprochen werden, sowie Meiners, Geschichte der Wissenschaften in Griechenland und Rom, I. Bd. 3. Buchl 3. Kap. Auch Hegel, Geschichte der Philosophie, I. (Berlin 1840) S. 213-259 ist nicht zu übersehen. Röth, a. a. O., II. S. 476-79, bestreitet, dass in dem pythagoreischen Bunde eine auf das bürgerliche Leben oder auf das gesammte Vermögen der Verbündeten sich erstreckende Gütergemeinschaft, wie man oft angenommen, bestanden habe, und will nur eine gemeinschaftliche Kasse für die Schule zugestehen, aus welcher die sämmtlichen Unkosten für die Schule, für die Lehrer und Schüler bestritten worden seien und die aus ihrer eigenen Mitte gewählte Wirthschafter _ verwaltet haben. Der von Pythagoras für seine Schule aufgestellte Grundsatz: befreundeten Genossen müsse Alles gemeinsam sein, _ _ , hätte sonach keinen hohen und nur einen sehr beschränkten Sinn gehabt. Abweichend von Röth, glauben wir, dass wenigstens für den engsten und höchsten pythagoreischen Bund, – wie die Maurer sagen würden, für das Innere vollkommene Gütergemeinschaft in dem Sinne bestanden habe, dass jeder Verbündete für den Bund und die Verbündeten habe Alles zu opfern bereit sein müssen, wenn es die Zwecke und das Bedürfniss des Bundes verlangten. Das ist der Sinn des Grundsatzes, dass die Verbündeten Alles mit einander theilen sollen und im Falle der Noth müssen, _ ; kein Pythagoräer sollte vergeblich die Hülfe seines Mitverbündeten angerufen haben, wenn dieser die Mittel zu helfen besass. Nach dem Vorbilde der ägyptischen Priester, 1) deren 22jähriger Schüler Pythagoras gewesen, sollte die Schule
1) Hegel, Geschichte der Philosophie, I. S. 217.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/549 |
Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/549>, abgerufen am 16.02.2025. |