Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.unter dem Einen Gotte als ihrem Hirten zu bilden. Ferner hängt mit der orientalischen Ansicht von der reinigenden Kraft und Wirkung des Feuers, die allgemeine Sitte des Alterthums zusammen, dass bei gewissen religiösen Festlichkeiten, bei welchen Feuer gebrannt zu werden pflegten, Menschen und Thiere durch das Feuer sprangen, um dadurch gereinigt und gesühnt zu werden, wovon sich bei unsern Johannisfeuern noch einige schwache Spuren erhalten haben. Vielleicht lässt sich daraus auch der Gebrauch der Inder, der Germanen, der Kelten,1) der Juden, der Griechen und der Römer und anderer alten Völker er]klären, die Leichname zu verbrennen,2) wie ja auch Herakles bei den Griechen auf dem Oeta, Baal-Melkarth zu Tyrus und der diesem verwandte und auch zu Tarsos in Kilikien und Sardes in Lydien verehrte Sardon oder Sandon sich selbst verbrennen, um sich aus ihrer Asche zum Himmel zu erheben und verjüngt wieder zu erstehen.3) Bei den Völkern des Alterthums hat die Behandlungs- und Aufbewahrungsweise, die Beerdigungsweise der Leichname - man denke nur an die Parsen, Aegypter und Kelten - stets einen religiösen Grund, eine symbolische Bedeutung, daher diese auch das Verbrennen der Leichname gehabt haben muss. Nach Simrok, deutsche Mythologie, S. 367, glaubten die Deutschen, dass mit der Rauchsäule die Seele zum Himmel emporwirbele, und einen ähnlichen Glauben hatten die Inder. Bei den Indern wird von Buddha erzählt, dem schuldbaren habe sich ein guter Geist zugesellt und ihn aufgefordert, seinen Leib in Flammen zu baden, damit er von der Schuld sich reinige.4) lsis als Amrne des Königssohnes zu Byblus legt denselben Nachts, wenn Alles schläft, in das Feuer, um ihn von den 1) Brosi,
die Kelten und Althelvetier, S. 100. 2) Vergl. auch J. Grimm, über
die Verbrennung der Leichen, Berlin 1849; Weinhold, die heidnische Todtenbestattung in Deutschland,
S. 1 ff., bes. S. 41 u. 115; Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 261 ff. u. S. 17;
Ettmüller, Beowulf, Zürich 1840, S. 51 ff. u. S. 68, Anm. 52; Preller, Demeter und Persephone, S.
219 ff. 3) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 169 und 296; Preller,
griech. Mythol. II. S. 112 u. 158. 4) Furtwängler, Idee des Todes, S. 108, Anm. 19.
unter dem Einen Gotte als ihrem Hirten zu bilden. Ferner hängt mit der orientalischen Ansicht von der reinigenden Kraft und Wirkung des Feuers, die allgemeine Sitte des Alterthums zusammen, dass bei gewissen religiösen Festlichkeiten, bei welchen Feuer gebrannt zu werden pflegten, Menschen und Thiere durch das Feuer sprangen, um dadurch gereinigt und gesühnt zu werden, wovon sich bei unsern Johannisfeuern noch einige schwache Spuren erhalten haben. Vielleicht lässt sich daraus auch der Gebrauch der Inder, der Germanen, der Kelten,1) der Juden, der Griechen und der Römer und anderer alten Völker er]klären, die Leichname zu verbrennen,2) wie ja auch Herakles bei den Griechen auf dem Oeta, Baal-Melkarth zu Tyrus und der diesem verwandte und auch zu Tarsos in Kilikien und Sardes in Lydien verehrte Sardon oder Sandon sich selbst verbrennen, um sich aus ihrer Asche zum Himmel zu erheben und verjüngt wieder zu erstehen.3) Bei den Völkern des Alterthums hat die Behandlungs- und Aufbewahrungsweise, die Beerdigungsweise der Leichname – man denke nur an die Parsen, Aegypter und Kelten – stets einen religiösen Grund, eine symbolische Bedeutung, daher diese auch das Verbrennen der Leichname gehabt haben muss. Nach Simrok, deutsche Mythologie, S. 367, glaubten die Deutschen, dass mit der Rauchsäule die Seele zum Himmel emporwirbele, und einen ähnlichen Glauben hatten die Inder. Bei den Indern wird von Buddha erzählt, dem schuldbaren habe sich ein guter Geist zugesellt und ihn aufgefordert, seinen Leib in Flammen zu baden, damit er von der Schuld sich reinige.4) lsis als Amrne des Königssohnes zu Byblus legt denselben Nachts, wenn Alles schläft, in das Feuer, um ihn von den 1) Brosi,
die Kelten und Althelvetier, S. 100. 2) Vergl. auch J. Grimm, über
die Verbrennung der Leichen, Berlin 1849; Weinhold, die heidnische Todtenbestattung in Deutschland,
S. 1 ff., bes. S. 41 u. 115; Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 261 ff. u. S. 17;
Ettmüller, Beowulf, Zürich 1840, S. 51 ff. u. S. 68, Anm. 52; Preller, Demeter und Persephone, S.
219 ff. 3) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 169 und 296; Preller,
griech. Mythol. II. S. 112 u. 158. 4) Furtwängler, Idee des Todes, S. 108, Anm. 19.
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unter dem Einen Gotte als ihrem Hirten zu bilden. Ferner hängt mit der orientalischen Ansicht von der reinigenden Kraft und Wirkung des Feuers, die allgemeine Sitte des Alterthums zusammen, dass bei gewissen religiösen Festlichkeiten, bei welchen Feuer gebrannt zu werden pflegten, Menschen und Thiere durch das Feuer sprangen, um dadurch gereinigt und gesühnt zu werden, wovon sich bei unsern Johannisfeuern noch einige schwache Spuren erhalten haben. Vielleicht lässt sich daraus auch der Gebrauch der Inder, der Germanen, der Kelten, 1) der Juden, der Griechen und der Römer und anderer alten Völker er]klären, die Leichname zu verbrennen, 2) wie ja auch Herakles bei den Griechen auf dem Oeta, Baal-Melkarth zu Tyrus und der diesem verwandte und auch zu Tarsos in Kilikien und Sardes in Lydien verehrte Sardon oder Sandon sich selbst verbrennen, um sich aus ihrer Asche zum Himmel zu erheben und verjüngt wieder zu erstehen. 3) Bei den Völkern des Alterthums hat die Behandlungs- und Aufbewahrungsweise, die Beerdigungsweise der Leichname – man denke nur an die Parsen, Aegypter und Kelten – stets einen religiösen Grund, eine symbolische Bedeutung, daher diese auch das Verbrennen der Leichname gehabt haben muss. Nach Simrok, deutsche Mythologie, S. 367, glaubten die Deutschen, dass mit der Rauchsäule die Seele zum Himmel emporwirbele, und einen ähnlichen Glauben hatten die Inder. Bei den Indern wird von Buddha erzählt, dem schuldbaren habe sich ein guter Geist zugesellt und ihn aufgefordert, seinen Leib in Flammen zu baden, damit er von der Schuld sich reinige. 4) lsis als Amrne des Königssohnes zu Byblus legt denselben Nachts, wenn Alles schläft, in das Feuer, um ihn von den
1) Brosi, die Kelten und Althelvetier, S. 100.
2) Vergl. auch J. Grimm, über die Verbrennung der Leichen, Berlin 1849; Weinhold, die heidnische Todtenbestattung in Deutschland, S. 1 ff., bes. S. 41 u. 115; Quitzmann, die heidnische Religion der Baiwaren, S. 261 ff. u. S. 17; Ettmüller, Beowulf, Zürich 1840, S. 51 ff. u. S. 68, Anm. 52; Preller, Demeter und Persephone, S. 219 ff.
3) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 169 und 296; Preller, griech. Mythol. II. S. 112 u. 158.
4) Furtwängler, Idee des Todes, S. 108, Anm. 19.
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