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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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und religiösen Bildung, welche die phönicischen Seefahrer dem Abendlande brachten, war aber jedenfalls ägyptisch, da die Phönicier seit sehr alten Zeiten mit Aegypten in lebhaften Handelsverbindungen standen; besonders möchten die Waffen, das Glas und der Byssos den Aegyptern angehören. 1) Nach Diodor bedienten sich die Phönicier bei ihrem Bergbaue in Spanien zum Herauspumpen des Grubenwassers ägyptischer Sehneckenpumpen, 2) da seit den frühesten Zeiten die Aegypter besonders Goldbergwerke sehr fleissig und kunstgerecht betrieben. 3) Auf der Sinaihalbinsel gruben schon in uralter Zeit die Aegypter nach Kupfererz, wovon noch heute Hieroglyphen-Inschriften auf den Felsen Kunde geben. 4) Auch die Anordnung der Heere in abgesonderte Abtheilunoen mit besonderen der Thierwelt oder andern Gegenständen entlehnten Feldzeichen ist nach Diodor I. 86 ägyptisch. Die ägyptischen Feldzeichen der einzelnen Heeresabtheilungen waren nämlich wenigstens theilweise die Thiersymbole der einzelnen Localgötter. 5) In ähnlicher Weise war der Adler das Hauptfeldzeichen der Perser 6) und der Römer, und ist es noch jetzt bei den Oestreichern und Franzosen. Die ägyptischen Streitwagen scheinen im Oriente sehr gesucht gewesen zu sein und vorzüglich bedienten sich ihrer die Juden unter König David und Salomo, 7) wie schon lange vor ihnen sich ihrer die Cananiter und Philister bedient hatten.

In dem semitischen Namen des Maurerlehrlings als des Erzbildners und Erzkünstlers mag zugleich die historische Thatsache angedeutet sein, dass die Kunst, das Erz zu graben und zu bearbeiten, von den Semiten und hier besonders von den Phöniciern dem Abendlande überbracht worden sei, wie dieses wirklich der Fall ist. Der

1) Dunker, a. a. O., I. S. 317, Semper, der Styl, I. S. 425; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 121.
2) Dunker, a. a. O., I. S. 319.
3) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S, 149.
4) Braun, a. a. O., I. S. 441.
5) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 97.
6) Kruger, Gesch. der Assyrer und Iranier, S. 473.
7) Uhlemann, a. a. O., II. S. 99.

und religiösen Bildung, welche die phönicischen Seefahrer dem Abendlande brachten, war aber jedenfalls ägyptisch, da die Phönicier seit sehr alten Zeiten mit Aegypten in lebhaften Handelsverbindungen standen; besonders möchten die Waffen, das Glas und der Byssos den Aegyptern angehören. 1) Nach Diodor bedienten sich die Phönicier bei ihrem Bergbaue in Spanien zum Herauspumpen des Grubenwassers ägyptischer Sehneckenpumpen, 2) da seit den frühesten Zeiten die Aegypter besonders Goldbergwerke sehr fleissig und kunstgerecht betrieben. 3) Auf der Sinaihalbinsel gruben schon in uralter Zeit die Aegypter nach Kupfererz, wovon noch heute Hieroglyphen-Inschriften auf den Felsen Kunde geben. 4) Auch die Anordnung der Heere in abgesonderte Abtheilunoen mit besonderen der Thierwelt oder andern Gegenständen entlehnten Feldzeichen ist nach Diodor I. 86 ägyptisch. Die ägyptischen Feldzeichen der einzelnen Heeresabtheilungen waren nämlich wenigstens theilweise die Thiersymbole der einzelnen Localgötter. 5) In ähnlicher Weise war der Adler das Hauptfeldzeichen der Perser 6) und der Römer, und ist es noch jetzt bei den Oestreichern und Franzosen. Die ägyptischen Streitwagen scheinen im Oriente sehr gesucht gewesen zu sein und vorzüglich bedienten sich ihrer die Juden unter König David und Salomo, 7) wie schon lange vor ihnen sich ihrer die Cananiter und Philister bedient hatten.

In dem semitischen Namen des Maurerlehrlings als des Erzbildners und Erzkünstlers mag zugleich die historische Thatsache angedeutet sein, dass die Kunst, das Erz zu graben und zu bearbeiten, von den Semiten und hier besonders von den Phöniciern dem Abendlande überbracht worden sei, wie dieses wirklich der Fall ist. Der

1) Dunker, a. a. O., I. S. 317, Semper, der Styl, I. S. 425; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 121.
2) Dunker, a. a. O., I. S. 319.
3) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S, 149.
4) Braun, a. a. O., I. S. 441.
5) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 97.
6) Kruger, Gesch. der Assyrer und Iranier, S. 473.
7) Uhlemann, a. a. O., II. S. 99.
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und religiösen Bildung, welche die phönicischen Seefahrer dem Abendlande
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 besonders Goldbergwerke sehr fleissig und kunstgerecht betrieben. <note place="foot" n="3)">Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S, 149. </note> Auf der Sinaihalbinsel gruben schon in
 uralter Zeit die Aegypter nach Kupfererz, wovon noch heute Hieroglyphen-Inschriften auf den Felsen
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 Heere in abgesonderte Abtheilunoen mit besonderen der Thierwelt oder andern Gegenständen entlehnten
 Feldzeichen ist nach Diodor I. 86 ägyptisch. Die ägyptischen Feldzeichen der einzelnen
 Heeresabtheilungen waren nämlich wenigstens theilweise die Thiersymbole der einzelnen Localgötter.
 <note place="foot" n="5)">Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 97. </note> In ähnlicher Weise
 war der Adler das Hauptfeldzeichen der Perser <note place="foot" n="6)">Kruger, Gesch. der Assyrer
 und Iranier, S. 473. </note> und der Römer, und ist es noch jetzt bei den Oestreichern und
 Franzosen. Die ägyptischen Streitwagen scheinen im Oriente sehr gesucht gewesen zu sein und
 vorzüglich bedienten sich ihrer die Juden unter König David und Salomo, <note place="foot" n="7)">Uhlemann, a. a. O., II. S. 99.</note> wie schon lange vor ihnen sich ihrer die Cananiter und
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[30/0046] und religiösen Bildung, welche die phönicischen Seefahrer dem Abendlande brachten, war aber jedenfalls ägyptisch, da die Phönicier seit sehr alten Zeiten mit Aegypten in lebhaften Handelsverbindungen standen; besonders möchten die Waffen, das Glas und der Byssos den Aegyptern angehören. 1) Nach Diodor bedienten sich die Phönicier bei ihrem Bergbaue in Spanien zum Herauspumpen des Grubenwassers ägyptischer Sehneckenpumpen, 2) da seit den frühesten Zeiten die Aegypter besonders Goldbergwerke sehr fleissig und kunstgerecht betrieben. 3) Auf der Sinaihalbinsel gruben schon in uralter Zeit die Aegypter nach Kupfererz, wovon noch heute Hieroglyphen-Inschriften auf den Felsen Kunde geben. 4) Auch die Anordnung der Heere in abgesonderte Abtheilunoen mit besonderen der Thierwelt oder andern Gegenständen entlehnten Feldzeichen ist nach Diodor I. 86 ägyptisch. Die ägyptischen Feldzeichen der einzelnen Heeresabtheilungen waren nämlich wenigstens theilweise die Thiersymbole der einzelnen Localgötter. 5) In ähnlicher Weise war der Adler das Hauptfeldzeichen der Perser 6) und der Römer, und ist es noch jetzt bei den Oestreichern und Franzosen. Die ägyptischen Streitwagen scheinen im Oriente sehr gesucht gewesen zu sein und vorzüglich bedienten sich ihrer die Juden unter König David und Salomo, 7) wie schon lange vor ihnen sich ihrer die Cananiter und Philister bedient hatten. In dem semitischen Namen des Maurerlehrlings als des Erzbildners und Erzkünstlers mag zugleich die historische Thatsache angedeutet sein, dass die Kunst, das Erz zu graben und zu bearbeiten, von den Semiten und hier besonders von den Phöniciern dem Abendlande überbracht worden sei, wie dieses wirklich der Fall ist. Der 1) Dunker, a. a. O., I. S. 317, Semper, der Styl, I. S. 425; Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S. 121. 2) Dunker, a. a. O., I. S. 319. 3) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, II. S, 149. 4) Braun, a. a. O., I. S. 441. 5) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 97. 6) Kruger, Gesch. der Assyrer und Iranier, S. 473. 7) Uhlemann, a. a. O., II. S. 99.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/46>, abgerufen am 21.11.2024.