Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Denklehre oder Logik und Erkenntnisstheorie oder Metaphysik ersetzt wurde. Wie aber zufolge Plato alle irdischen Dinge, entsprechend den göttlichen Urbildern oder Ideen [fremdsprachliches Material] und Vorbildern [fremdsprachliches Material] nach Zahl, Mass und Gewicht gebildet sind und dadurch zu Abbildern [fremdsprachliches Material] und Abdrücken [fremdsprachliches Material] der göttlichen Ideen werden:1) ähnlich sollen gemäss dem Symbole des maurerischen Schrittes alle Handlungen, - das ganze Denken, Wollen und Thun des Maurers nach dem Winkelmasse, nach der Vernunft, nach dem göttlichen Gesetze gestaltet und von ihnen durchdrungen und erfüllt sein, damit das irdische Leben des Menschen der Anfang, das Vorbild seines künftigen himmlischen, - ein vernünftiges und rechtes, ein gottähnliches und reines sei. In den in unserer Sprache noch heute allgemein gebräuchlichen bildlichen Ausdrücken: den rechten Weg wählen, abweichen vom rechten Wege, - auf unrechten, ungeraden und krummen Wegen wandeln, - der schmale Pfad der Gerechtigkeit, - den Weg des Herrn ziehen u. s. w. darf wohl ein in das Volk übergegangener Sprachgebrauch der alten Eingeweihten, der alten Mysterien gefunden werden. Trägt doch die allgemein verehrte Nemesis, gleich dem Meister vom Stuhl, d. h. gleich dem allmächtigen Baumeister der Maurer, ein Winkelmass, weshalb ein unsträfliches, ein gottgefälliges Handeln und Wandeln nur dasjenige nach dem Winkelmasse, ein rechtwinkeliges, ein rechtes sein konnte. Schon in Psalm 53, 4 wird geklagt: Doch Alle waren sie abgewichen, zusammt entartet, Die Anhänger von Christus heissen im neuen Testamente zuweilen Diejenigen, welche auf dem rechten Wege sind, [fremdsprachliches Material]. Das Recht, jus, und der Eid, jusjurandum, tragen bei den Römern von dem höchsten Gotte Jupiter selbst den Namen. Denn jus, in alter Wortform jous, ist nichts Anderes als Jovis, jusjurandum aber, wie die Alten selbst 1) Röth, a. a. O., II. S. 911 ff.
Denklehre oder Logik und Erkenntnisstheorie oder Metaphysik ersetzt wurde. Wie aber zufolge Plato alle irdischen Dinge, entsprechend den göttlichen Urbildern oder Ideen [fremdsprachliches Material] und Vorbildern [fremdsprachliches Material] nach Zahl, Mass und Gewicht gebildet sind und dadurch zu Abbildern [fremdsprachliches Material] und Abdrücken [fremdsprachliches Material] der göttlichen Ideen werden:1) ähnlich sollen gemäss dem Symbole des maurerischen Schrittes alle Handlungen, – das ganze Denken, Wollen und Thun des Maurers nach dem Winkelmasse, nach der Vernunft, nach dem göttlichen Gesetze gestaltet und von ihnen durchdrungen und erfüllt sein, damit das irdische Leben des Menschen der Anfang, das Vorbild seines künftigen himmlischen, – ein vernünftiges und rechtes, ein gottähnliches und reines sei. In den in unserer Sprache noch heute allgemein gebräuchlichen bildlichen Ausdrücken: den rechten Weg wählen, abweichen vom rechten Wege, – auf unrechten, ungeraden und krummen Wegen wandeln, – der schmale Pfad der Gerechtigkeit, – den Weg des Herrn ziehen u. s. w. darf wohl ein in das Volk übergegangener Sprachgebrauch der alten Eingeweihten, der alten Mysterien gefunden werden. Trägt doch die allgemein verehrte Nemesis, gleich dem Meister vom Stuhl, d. h. gleich dem allmächtigen Baumeister der Maurer, ein Winkelmass, weshalb ein unsträfliches, ein gottgefälliges Handeln und Wandeln nur dasjenige nach dem Winkelmasse, ein rechtwinkeliges, ein rechtes sein konnte. Schon in Psalm 53, 4 wird geklagt: Doch Alle waren sie abgewichen, zusammt entartet, Die Anhänger von Christus heissen im neuen Testamente zuweilen Diejenigen, welche auf dem rechten Wege sind, [fremdsprachliches Material]. Das Recht, jus, und der Eid, jusjurandum, tragen bei den Römern von dem höchsten Gotte Jupiter selbst den Namen. Denn jus, in alter Wortform jous, ist nichts Anderes als Jovis, jusjurandum aber, wie die Alten selbst 1) Röth, a. a. O., II. S. 911 ff.
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Denklehre oder Logik und Erkenntnisstheorie oder Metaphysik ersetzt wurde. Wie aber zufolge Plato alle irdischen Dinge, entsprechend den göttlichen Urbildern oder Ideen _ und Vorbildern _ nach Zahl, Mass und Gewicht gebildet sind und dadurch zu Abbildern _ und Abdrücken _ der göttlichen Ideen werden: 1) ähnlich sollen gemäss dem Symbole des maurerischen Schrittes alle Handlungen, – das ganze Denken, Wollen und Thun des Maurers nach dem Winkelmasse, nach der Vernunft, nach dem göttlichen Gesetze gestaltet und von ihnen durchdrungen und erfüllt sein, damit das irdische Leben des Menschen der Anfang, das Vorbild seines künftigen himmlischen, – ein vernünftiges und rechtes, ein gottähnliches und reines sei.
In den in unserer Sprache noch heute allgemein gebräuchlichen bildlichen Ausdrücken: den rechten Weg wählen, abweichen vom rechten Wege, – auf unrechten, ungeraden und krummen Wegen wandeln, – der schmale Pfad der Gerechtigkeit, – den Weg des Herrn ziehen u. s. w. darf wohl ein in das Volk übergegangener Sprachgebrauch der alten Eingeweihten, der alten Mysterien gefunden werden. Trägt doch die allgemein verehrte Nemesis, gleich dem Meister vom Stuhl, d. h. gleich dem allmächtigen Baumeister der Maurer, ein Winkelmass, weshalb ein unsträfliches, ein gottgefälliges Handeln und Wandeln nur dasjenige nach dem Winkelmasse, ein rechtwinkeliges, ein rechtes sein konnte. Schon in Psalm 53, 4 wird geklagt:
Doch Alle waren sie abgewichen, zusammt entartet,
Da war Keiner, der Gutes that, auch nicht Einer. Die Anhänger von Christus heissen im neuen Testamente zuweilen Diejenigen, welche auf dem rechten Wege sind, _ .
Das Recht, jus, und der Eid, jusjurandum, tragen bei den Römern von dem höchsten Gotte Jupiter selbst den Namen. Denn jus, in alter Wortform jous, ist nichts Anderes als Jovis, jusjurandum aber, wie die Alten selbst
1) Röth, a. a. O., II. S. 911 ff.
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