Licht und die Weisheit kommen, dahin muss der Osten verlegt werden.
Der Osten kommt in der Maurerei nicht allein als ein Lichtsymbol, als das Symbol der Wohnung des
ewigen Lichtes und Gottes vor, sondern zugleich als Erinnerung an die geschichtliche Thatsache, dass
die Völker und die menschliche Bildung, besonders aber die Lehre Jesu von Asien, von Osten
ausgegangen seien und von da aus sich über Afrika und Europa ausgebreitet haben, also auch das
menschliche Licht, die menschliche Bildung und Wissenschaft aus Osten stamme und dort als an seiner
Quelle gesucht werden müsse. In diesem Sinne enthält das Lehrlingsfragstück in dem bekannten
englischen Werke "Jakin und Boaz" folgendes:
Frage: Warum ist eure Loge von Osten nach Westen gelegen? Antw.: Weil alle Kirchen oder
Capellen so liegen oder so liegen sollten. Frage: Warum diess? Antw.: Weil das Evangelium
zuerst im Osten gepredigt wurde und sich von da nach Westen ausbreitete. 1)
Auf den Osten in der geographischen und geschichtlichen Bedeutung wird besonders bei der
Aufnahme in den Gesellengrad hingewiesen; nach diesem Osten muss der Geselle an der Hand des zweiten
Vorstehers dreimal reisen, bei dem Antritte welcher drei Reisen ihm z. B. zugerufen wird:
Mein Br., ich führe Sie nach Osten, aus Osten empfingen die Völker der Erde ihr Licht. Folgen Sie mir noch einmal, - ich führe Sie gegen Aufgang der Sonne. Im Osten ward auch der
(geistige) Tempelbau begonnen, aber die Arbeiter haben sich zerstreut. Sie haben noch nicht
vollendet, - folgen Sie mir noch einmal. Ich führe Sie gegen den Aufgang der Sonne, von Osten her
wandelten im Alterthurn die ersten Maurer in die Abendländer.
Da der Gesellengrad im Gegensatze zu dem Lehrlings-
1) Lenning, Encyklopädie, in dem Artikel "Orient."
Licht und die Weisheit kommen, dahin muss der Osten verlegt werden.
Der Osten kommt in der Maurerei nicht allein als ein Lichtsymbol, als das Symbol der Wohnung des
ewigen Lichtes und Gottes vor, sondern zugleich als Erinnerung an die geschichtliche Thatsache, dass
die Völker und die menschliche Bildung, besonders aber die Lehre Jesu von Asien, von Osten
ausgegangen seien und von da aus sich über Afrika und Europa ausgebreitet haben, also auch das
menschliche Licht, die menschliche Bildung und Wissenschaft aus Osten stamme und dort als an seiner
Quelle gesucht werden müsse. In diesem Sinne enthält das Lehrlingsfragstück in dem bekannten
englischen Werke „Jakin und Boaz“ folgendes:
Frage: Warum ist eure Loge von Osten nach Westen gelegen? Antw.: Weil alle Kirchen oder
Capellen so liegen oder so liegen sollten. Frage: Warum diess? Antw.: Weil das Evangelium
zuerst im Osten gepredigt wurde und sich von da nach Westen ausbreitete. 1)
Auf den Osten in der geographischen und geschichtlichen Bedeutung wird besonders bei der
Aufnahme in den Gesellengrad hingewiesen; nach diesem Osten muss der Geselle an der Hand des zweiten
Vorstehers dreimal reisen, bei dem Antritte welcher drei Reisen ihm z. B. zugerufen wird:
Mein Br., ich führe Sie nach Osten, aus Osten empfingen die Völker der Erde ihr Licht. Folgen Sie mir noch einmal, – ich führe Sie gegen Aufgang der Sonne. Im Osten ward auch der
(geistige) Tempelbau begonnen, aber die Arbeiter haben sich zerstreut. Sie haben noch nicht
vollendet, – folgen Sie mir noch einmal. Ich führe Sie gegen den Aufgang der Sonne, von Osten her
wandelten im Alterthurn die ersten Maurer in die Abendländer.
Da der Gesellengrad im Gegensatze zu dem Lehrlings-
1) Lenning, Encyklopädie, in dem Artikel „Orient.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0437"n="421"/>
Licht und die Weisheit kommen, dahin muss der Osten verlegt werden.</p><p> Der Osten kommt in der Maurerei nicht allein als ein Lichtsymbol, als das Symbol der Wohnung des
ewigen Lichtes und Gottes vor, sondern zugleich als Erinnerung an die geschichtliche Thatsache, dass
die Völker und die menschliche Bildung, besonders aber die Lehre Jesu von Asien, von Osten
ausgegangen seien und von da aus sich über Afrika und Europa ausgebreitet haben, also auch das
menschliche Licht, die menschliche Bildung und Wissenschaft aus Osten stamme und dort als an seiner
Quelle gesucht werden müsse. In diesem Sinne enthält das Lehrlingsfragstück in dem bekannten
englischen Werke „Jakin und Boaz“ folgendes:</p><citrendition="#et"><quote> Frage: Warum ist eure Loge von Osten nach Westen gelegen?<lb/>
Antw.: Weil alle Kirchen oder
Capellen so liegen oder so liegen sollten.<lb/>
Frage: Warum diess?<lb/>
Antw.: Weil das Evangelium
zuerst im Osten gepredigt wurde und sich von da nach Westen ausbreitete. <noteplace="foot"n="1)">Lenning, Encyklopädie, in dem Artikel „Orient.“</note></quote></cit><p> Auf den Osten in der geographischen und geschichtlichen Bedeutung wird besonders bei der
Aufnahme in den Gesellengrad hingewiesen; nach diesem Osten muss der Geselle an der Hand des zweiten
Vorstehers dreimal reisen, bei dem Antritte welcher drei Reisen ihm z. B. zugerufen wird:</p><citrendition="#et"><quote> Mein Br., ich führe Sie nach Osten, aus Osten empfingen die Völker der Erde ihr Licht.<lb/>
Folgen Sie mir noch einmal, – ich führe Sie gegen Aufgang der Sonne. Im Osten ward auch der
(geistige) Tempelbau begonnen, aber die Arbeiter haben sich zerstreut.<lb/>
Sie haben noch nicht
vollendet, – folgen Sie mir noch einmal. Ich führe Sie gegen den Aufgang der Sonne, von Osten her
wandelten im Alterthurn die ersten Maurer in die Abendländer.</quote></cit><p> Da der Gesellengrad im Gegensatze zu dem Lehrlings-
</p></div></body></text></TEI>
[421/0437]
Licht und die Weisheit kommen, dahin muss der Osten verlegt werden.
Der Osten kommt in der Maurerei nicht allein als ein Lichtsymbol, als das Symbol der Wohnung des ewigen Lichtes und Gottes vor, sondern zugleich als Erinnerung an die geschichtliche Thatsache, dass die Völker und die menschliche Bildung, besonders aber die Lehre Jesu von Asien, von Osten ausgegangen seien und von da aus sich über Afrika und Europa ausgebreitet haben, also auch das menschliche Licht, die menschliche Bildung und Wissenschaft aus Osten stamme und dort als an seiner Quelle gesucht werden müsse. In diesem Sinne enthält das Lehrlingsfragstück in dem bekannten englischen Werke „Jakin und Boaz“ folgendes:
Frage: Warum ist eure Loge von Osten nach Westen gelegen?
Antw.: Weil alle Kirchen oder Capellen so liegen oder so liegen sollten.
Frage: Warum diess?
Antw.: Weil das Evangelium zuerst im Osten gepredigt wurde und sich von da nach Westen ausbreitete. 1) Auf den Osten in der geographischen und geschichtlichen Bedeutung wird besonders bei der Aufnahme in den Gesellengrad hingewiesen; nach diesem Osten muss der Geselle an der Hand des zweiten Vorstehers dreimal reisen, bei dem Antritte welcher drei Reisen ihm z. B. zugerufen wird:
Mein Br., ich führe Sie nach Osten, aus Osten empfingen die Völker der Erde ihr Licht.
Folgen Sie mir noch einmal, – ich führe Sie gegen Aufgang der Sonne. Im Osten ward auch der (geistige) Tempelbau begonnen, aber die Arbeiter haben sich zerstreut.
Sie haben noch nicht vollendet, – folgen Sie mir noch einmal. Ich führe Sie gegen den Aufgang der Sonne, von Osten her wandelten im Alterthurn die ersten Maurer in die Abendländer. Da der Gesellengrad im Gegensatze zu dem Lehrlings-
1) Lenning, Encyklopädie, in dem Artikel „Orient.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-08-14T13:44:32Z)
Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/437>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.