Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.noch jetzt zur Osterzeit von den Eltern, Verwandten und Freunden, gleichwie zur Zeit der Weihnacht mit dem Christbaume, beschenkt zu werden pflegen, sind gleichfalls Symbole des nun wieder neu beginnenden Sonnen- und Naturlebens, des angebrochenen Jahresmorgens oder Frühlings, der Ostara, - nach Hocker, a. a. O., S. 134, der Freia, der griechischen Aphrodite, der ägyptischen Hathor, der asiatischen Venus unter ihren verschiedenen Benennungen, - der Frühlingssonne mit den duftenden weissen Maiblümchen als ihrem Symbole und dem gross und stark machenden Mairegen. Die Germanen mochten die Osterfeier, das Frühlingsfest, mag dieses nun nach der Natur und Beschaffenheit der verschiedenen, bald wärmeren und bald kälteren Länder im Monat März, April oder Mai begangen werden, aus ihrer Urheimath in Hochasien mitgebracht haben, oder diese schon bei dem indogermanischen Volksstamme vor seinem Auseinandergehen in verschiedene Völker üblich gewesen sein, denn auch die Parsen hatten die Sitte, am Frühlingsfeste, an ihrem Neuruz oder Neujahrstage rothe Eier auszutheilen.1) Um dieselbe Zeit begehen die Hindu und Birmanen ihr grosses Frühlingsfest mit Beleuchtungen, indem sie sich mit rothgefärbtem Wasser als Nachahmung der Frühlingsblumen anspritzen und durchnässen. Nach dem Berichte von Görtz, Reise um die Welt, III. S. 563, bewerfen sich zu Agra die Hindus an dem Frühlingsfeste des Holi von unten bis oben mit rothem Sand. Die Slaven stellten ebenfalls an ihrem Frühlingsfeste Letnice Maibäume auf, wobei gefärbte Eier eine wichtige Rolle spielen.2) Am Mittelrheine, namentlich auch in Rheinbaiern, werden noch heute die Maibäume von den Bauernburschen mit weissen ausgeblasenen, zuweilen vergoldeten Eiern, mit Blumen und farbigen Bändern geschmückt3) welcher Schmuck von den Maibäumen auch auf den Erntekranz4) und die Kirchweihbäume, die Kirmessbäume übertragen worden ist. 1) Schwartz, Ursprung der Mythol., S.
229. 2) Hocker, Stammsagen, S. 139. 3) Vergl. auch Hocker, a. a. O., S. 136 ff. 4) Mühlhause, a. a. O., S. 293.
noch jetzt zur Osterzeit von den Eltern, Verwandten und Freunden, gleichwie zur Zeit der Weihnacht mit dem Christbaume, beschenkt zu werden pflegen, sind gleichfalls Symbole des nun wieder neu beginnenden Sonnen- und Naturlebens, des angebrochenen Jahresmorgens oder Frühlings, der Ostara, – nach Hocker, a. a. O., S. 134, der Freia, der griechischen Aphrodite, der ägyptischen Hathor, der asiatischen Venus unter ihren verschiedenen Benennungen, – der Frühlingssonne mit den duftenden weissen Maiblümchen als ihrem Symbole und dem gross und stark machenden Mairegen. Die Germanen mochten die Osterfeier, das Frühlingsfest, mag dieses nun nach der Natur und Beschaffenheit der verschiedenen, bald wärmeren und bald kälteren Länder im Monat März, April oder Mai begangen werden, aus ihrer Urheimath in Hochasien mitgebracht haben, oder diese schon bei dem indogermanischen Volksstamme vor seinem Auseinandergehen in verschiedene Völker üblich gewesen sein, denn auch die Parsen hatten die Sitte, am Frühlingsfeste, an ihrem Neuruz oder Neujahrstage rothe Eier auszutheilen.1) Um dieselbe Zeit begehen die Hindu und Birmanen ihr grosses Frühlingsfest mit Beleuchtungen, indem sie sich mit rothgefärbtem Wasser als Nachahmung der Frühlingsblumen anspritzen und durchnässen. Nach dem Berichte von Görtz, Reise um die Welt, III. S. 563, bewerfen sich zu Agra die Hindus an dem Frühlingsfeste des Holi von unten bis oben mit rothem Sand. Die Slaven stellten ebenfalls an ihrem Frühlingsfeste Letnice Maibäume auf, wobei gefärbte Eier eine wichtige Rolle spielen.2) Am Mittelrheine, namentlich auch in Rheinbaiern, werden noch heute die Maibäume von den Bauernburschen mit weissen ausgeblasenen, zuweilen vergoldeten Eiern, mit Blumen und farbigen Bändern geschmückt3) welcher Schmuck von den Maibäumen auch auf den Erntekranz4) und die Kirchweihbäume, die Kirmessbäume übertragen worden ist. 1) Schwartz, Ursprung der Mythol., S.
229. 2) Hocker, Stammsagen, S. 139. 3) Vergl. auch Hocker, a. a. O., S. 136 ff. 4) Mühlhause, a. a. O., S. 293.
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noch jetzt zur Osterzeit von den Eltern, Verwandten und Freunden, gleichwie zur Zeit der Weihnacht mit dem Christbaume, beschenkt zu werden pflegen, sind gleichfalls Symbole des nun wieder neu beginnenden Sonnen- und Naturlebens, des angebrochenen Jahresmorgens oder Frühlings, der Ostara, – nach Hocker, a. a. O., S. 134, der Freia, der griechischen Aphrodite, der ägyptischen Hathor, der asiatischen Venus unter ihren verschiedenen Benennungen, – der Frühlingssonne mit den duftenden weissen Maiblümchen als ihrem Symbole und dem gross und stark machenden Mairegen. Die Germanen mochten die Osterfeier, das Frühlingsfest, mag dieses nun nach der Natur und Beschaffenheit der verschiedenen, bald wärmeren und bald kälteren Länder im Monat März, April oder Mai begangen werden, aus ihrer Urheimath in Hochasien mitgebracht haben, oder diese schon bei dem indogermanischen Volksstamme vor seinem Auseinandergehen in verschiedene Völker üblich gewesen sein, denn auch die Parsen hatten die Sitte, am Frühlingsfeste, an ihrem Neuruz oder Neujahrstage rothe Eier auszutheilen. 1) Um dieselbe Zeit begehen die Hindu und Birmanen ihr grosses Frühlingsfest mit Beleuchtungen, indem sie sich mit rothgefärbtem Wasser als Nachahmung der Frühlingsblumen anspritzen und durchnässen. Nach dem Berichte von Görtz, Reise um die Welt, III. S. 563, bewerfen sich zu Agra die Hindus an dem Frühlingsfeste des Holi von unten bis oben mit rothem Sand. Die Slaven stellten ebenfalls an ihrem Frühlingsfeste Letnice Maibäume auf, wobei gefärbte Eier eine wichtige Rolle spielen. 2) Am Mittelrheine, namentlich auch in Rheinbaiern, werden noch heute die Maibäume von den Bauernburschen mit weissen ausgeblasenen, zuweilen vergoldeten Eiern, mit Blumen und farbigen Bändern geschmückt 3) welcher Schmuck von den Maibäumen auch auf den Erntekranz 4) und die Kirchweihbäume, die Kirmessbäume übertragen worden ist.
1) Schwartz, Ursprung der Mythol., S. 229.
2) Hocker, Stammsagen, S. 139.
3) Vergl. auch Hocker, a. a. O., S. 136 ff.
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