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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Menschheit ist die Geschichte der Gottheit bei den Menschen und der Menschen in Gott. Der griechische Polytheismus ist der religiöse Ausdruck und das religiöse Erzeugniss der griechischen Freiheit Vieler, der Besten, wie der asiatische Pantheismus mit dem dortigen Despotismus, mit der Unterdrückung Aller durch den übermächtigen Einen zusammenhängt.

Der Grieche hat allein das Räthsel der Sphinx, der Menschheit gelöset und ist der einzige Prometheus, welcher den Menschen das Feuer, den göttlichen Geist, von dem Himmel zur Erde herabgeholt hat. Den Fortschritt des griechischen Gottesbewusstseins gegenüber dem asiatischen beweiset am einfachsten die Vergleichung der asiatischen rohen Götterpuppen und Götterungeheuer, besonders aber der vielköpfigen und vielarmigen indischen Götterbilder mit den griechischen Götteridealen, z. B. mit dem olympischen Zeus des Phidias; dort herrscht das Unmässige und Regellose, hier das Mass und die Anmuth, die Schönheit. Die Freimachung der Menschen und der Menschheit, die Vergöttlichung der Menschheit, welche die Griechen begonnen haben, haben aus ihrer Hand durch Vermittelung der Römer die Germanen übernommen und ist jetzt die grosse Aufgabe der christlich-germanischen Welt. Klar hat diese Aufgabe Christus gestellt, denn dieser Göttliche ist Mensch geworden, ist als Mensch geboren und gestorben, damit alle Menschen als die gleich geliebten Kinder des Einen Gottes frei und göttlich werden möchten. Die christliche Religion allein ist die Religion der allgemeinen Menschenliebe, der menschlichen Freiheit und Gleichheit, der Einen Gottheit und Menschheit, der Gottmenschheit, des Gottmenschen, des menschlichen Gewissens. Das Gewissen, welches bei dem gewöhnlichen Menschen nur als das richtige Gefühl sich geltend macht und deshalb auch in das Herz, in die Brust verlegt wird,1) in der eigent-

1) Auch der Jude Philo glaubte, dass Gott jedem Menschen ein allgemeines, heiliges Gesetz in die Seele gegraben habe, welches ganz untrüglich sei, welches alle bürgerlichen Gesetze an Allgemeinheit und Dauer übertreffe , welches die Quelle aller übrigen Gesetze sei und in dessen Beobachtung die wahre Freiheit bestehe (Stäudlin, Gesch. der Sittenlehre Jesu, I. S. 499).

Menschheit ist die Geschichte der Gottheit bei den Menschen und der Menschen in Gott. Der griechische Polytheismus ist der religiöse Ausdruck und das religiöse Erzeugniss der griechischen Freiheit Vieler, der Besten, wie der asiatische Pantheismus mit dem dortigen Despotismus, mit der Unterdrückung Aller durch den übermächtigen Einen zusammenhängt.

Der Grieche hat allein das Räthsel der Sphinx, der Menschheit gelöset und ist der einzige Prometheus, welcher den Menschen das Feuer, den göttlichen Geist, von dem Himmel zur Erde herabgeholt hat. Den Fortschritt des griechischen Gottesbewusstseins gegenüber dem asiatischen beweiset am einfachsten die Vergleichung der asiatischen rohen Götterpuppen und Götterungeheuer, besonders aber der vielköpfigen und vielarmigen indischen Götterbilder mit den griechischen Götteridealen, z. B. mit dem olympischen Zeus des Phidias; dort herrscht das Unmässige und Regellose, hier das Mass und die Anmuth, die Schönheit. Die Freimachung der Menschen und der Menschheit, die Vergöttlichung der Menschheit, welche die Griechen begonnen haben, haben aus ihrer Hand durch Vermittelung der Römer die Germanen übernommen und ist jetzt die grosse Aufgabe der christlich-germanischen Welt. Klar hat diese Aufgabe Christus gestellt, denn dieser Göttliche ist Mensch geworden, ist als Mensch geboren und gestorben, damit alle Menschen als die gleich geliebten Kinder des Einen Gottes frei und göttlich werden möchten. Die christliche Religion allein ist die Religion der allgemeinen Menschenliebe, der menschlichen Freiheit und Gleichheit, der Einen Gottheit und Menschheit, der Gottmenschheit, des Gottmenschen, des menschlichen Gewissens. Das Gewissen, welches bei dem gewöhnlichen Menschen nur als das richtige Gefühl sich geltend macht und deshalb auch in das Herz, in die Brust verlegt wird,1) in der eigent-

1) Auch der Jude Philo glaubte, dass Gott jedem Menschen ein allgemeines, heiliges Gesetz in die Seele gegraben habe, welches ganz untrüglich sei, welches alle bürgerlichen Gesetze an Allgemeinheit und Dauer übertreffe , welches die Quelle aller übrigen Gesetze sei und in dessen Beobachtung die wahre Freiheit bestehe (Stäudlin, Gesch. der Sittenlehre Jesu, I. S. 499).
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 besonders aber der vielköpfigen und vielarmigen indischen Götterbilder mit den griechischen
 Götteridealen, z. B. mit dem olympischen Zeus des Phidias; dort herrscht das Unmässige und
 Regellose, hier das Mass und die Anmuth, die Schönheit. Die Freimachung der Menschen und der
 Menschheit, die Vergöttlichung der Menschheit, welche die Griechen begonnen haben, haben aus ihrer
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 christlich-germanischen Welt. Klar hat diese Aufgabe Christus gestellt, denn dieser Göttliche ist
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 Kinder des Einen Gottes frei und göttlich werden möchten. Die christliche Religion allein ist die
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[387/0403] Menschheit ist die Geschichte der Gottheit bei den Menschen und der Menschen in Gott. Der griechische Polytheismus ist der religiöse Ausdruck und das religiöse Erzeugniss der griechischen Freiheit Vieler, der Besten, wie der asiatische Pantheismus mit dem dortigen Despotismus, mit der Unterdrückung Aller durch den übermächtigen Einen zusammenhängt. Der Grieche hat allein das Räthsel der Sphinx, der Menschheit gelöset und ist der einzige Prometheus, welcher den Menschen das Feuer, den göttlichen Geist, von dem Himmel zur Erde herabgeholt hat. Den Fortschritt des griechischen Gottesbewusstseins gegenüber dem asiatischen beweiset am einfachsten die Vergleichung der asiatischen rohen Götterpuppen und Götterungeheuer, besonders aber der vielköpfigen und vielarmigen indischen Götterbilder mit den griechischen Götteridealen, z. B. mit dem olympischen Zeus des Phidias; dort herrscht das Unmässige und Regellose, hier das Mass und die Anmuth, die Schönheit. Die Freimachung der Menschen und der Menschheit, die Vergöttlichung der Menschheit, welche die Griechen begonnen haben, haben aus ihrer Hand durch Vermittelung der Römer die Germanen übernommen und ist jetzt die grosse Aufgabe der christlich-germanischen Welt. Klar hat diese Aufgabe Christus gestellt, denn dieser Göttliche ist Mensch geworden, ist als Mensch geboren und gestorben, damit alle Menschen als die gleich geliebten Kinder des Einen Gottes frei und göttlich werden möchten. Die christliche Religion allein ist die Religion der allgemeinen Menschenliebe, der menschlichen Freiheit und Gleichheit, der Einen Gottheit und Menschheit, der Gottmenschheit, des Gottmenschen, des menschlichen Gewissens. Das Gewissen, welches bei dem gewöhnlichen Menschen nur als das richtige Gefühl sich geltend macht und deshalb auch in das Herz, in die Brust verlegt wird, 1) in der eigent- 1) Auch der Jude Philo glaubte, dass Gott jedem Menschen ein allgemeines, heiliges Gesetz in die Seele gegraben habe, welches ganz untrüglich sei, welches alle bürgerlichen Gesetze an Allgemeinheit und Dauer übertreffe , welches die Quelle aller übrigen Gesetze sei und in dessen Beobachtung die wahre Freiheit bestehe (Stäudlin, Gesch. der Sittenlehre Jesu, I. S. 499).

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/403>, abgerufen am 22.11.2024.