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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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von ihm besorgten Ausgabe des Constitutionenbuchs der englischen Grossloge u. s. w. dieselbe für unbezweifelbar ächt. Wir theilen daher auch noch einige Fragen und Antworten der Urkunde mit:

Fr. 10. "Pflegen alle Maurer, mehr Kenntnisse zu haben, als andere Menschen?"
Das ist nicht der Fall. Sie haben nur die Gerechtsame (rechtmässigen Ansprüche) und die Gelegenheit, sich mehr Kenntnisse zu erwerben, als andere Menschen: es geht indess manchen die Fähigkeit dazu ab; und noch weit mehre lassen es an dem Fleisse fehlen, der schlechterdings nothwendig ist, um sich in den Besitz irgend einer Kenntniss zu setzen."
Fr. 11. "Sind die Maurer bessere Menschen als Andere?"
"Einige Maurer sind nicht so tugendhaft als einige andere Menschen: allein zum grössten Theile sind sie doch besser, als sie sein würden, wenn sie nicht Maurer wären!"
Fr. 12. "Pflegen wohl die Maurer, einander so innig zu lieben, als man sagt?" "Ja, fürwahr! und das kann nicht anders sein; denn gute und redliche Menschen, die einander als solche kennen, pflegen sich jederzeit desto inniger zu lieben, je besser sie sind."

Krause selbst, a. a. O., I. 1. S. 96 ff. unten, sah die Urkunde nicht als vom König Heinrich VI. herrührend an, sondern war der Meinung, dass dieselbe ein schon zu dieses Königs Zeiten seit mehreren Jahrhunderten aus dem Blüthenzeitalter des Bundes vorhanden gewesener Aufsatz sei, welcher in der Absicht verfertigt wurde, um würdige Männer, die Zutritt zu der Brüderschaft suchten, oder an deren richtiger Einsieht über das Wesen und den Zweck der Brüderschaft, sowie an ihrem Wohlwollen, der Brüderschaft viel gelegen war, vorläufig, ohne Etwas von der geheimen Kunst selbst und von den Gebräuchen derselben zu verrathen, im Allgemeinen, aber wahrhaft und vollständig zu belehren. Auch wir können nach ihren schönen Aeusserungen über den Zweck und das Wirken der Maurerei die Urkunde nicht für eine absichtlich gefälschte und untergeschobene, für eine fraude maconnique nach Mounier betrachten, son-

von ihm besorgten Ausgabe des Constitutionenbuchs der englischen Grossloge u. s. w. dieselbe für unbezweifelbar ächt. Wir theilen daher auch noch einige Fragen und Antworten der Urkunde mit:

Fr. 10. „Pflegen alle Maurer, mehr Kenntnisse zu haben, als andere Menschen?“
Das ist nicht der Fall. Sie haben nur die Gerechtsame (rechtmässigen Ansprüche) und die Gelegenheit, sich mehr Kenntnisse zu erwerben, als andere Menschen: es geht indess manchen die Fähigkeit dazu ab; und noch weit mehre lassen es an dem Fleisse fehlen, der schlechterdings nothwendig ist, um sich in den Besitz irgend einer Kenntniss zu setzen.“
Fr. 11. „Sind die Maurer bessere Menschen als Andere?“
„Einige Maurer sind nicht so tugendhaft als einige andere Menschen: allein zum grössten Theile sind sie doch besser, als sie sein würden, wenn sie nicht Maurer wären!“
Fr. 12. „Pflegen wohl die Maurer, einander so innig zu lieben, als man sagt?“ „Ja, fürwahr! und das kann nicht anders sein; denn gute und redliche Menschen, die einander als solche kennen, pflegen sich jederzeit desto inniger zu lieben, je besser sie sind.“

Krause selbst, a. a. O., I. 1. S. 96 ff. unten, sah die Urkunde nicht als vom König Heinrich VI. herrührend an, sondern war der Meinung, dass dieselbe ein schon zu dieses Königs Zeiten seit mehreren Jahrhunderten aus dem Blüthenzeitalter des Bundes vorhanden gewesener Aufsatz sei, welcher in der Absicht verfertigt wurde, um würdige Männer, die Zutritt zu der Brüderschaft suchten, oder an deren richtiger Einsieht über das Wesen und den Zweck der Brüderschaft, sowie an ihrem Wohlwollen, der Brüderschaft viel gelegen war, vorläufig, ohne Etwas von der geheimen Kunst selbst und von den Gebräuchen derselben zu verrathen, im Allgemeinen, aber wahrhaft und vollständig zu belehren. Auch wir können nach ihren schönen Aeusserungen über den Zweck und das Wirken der Maurerei die Urkunde nicht für eine absichtlich gefälschte und untergeschobene, für eine fraude maçonnique nach Mounier betrachten, son-

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 mehreren Jahrhunderten aus dem Blüthenzeitalter des Bundes vorhanden gewesener Aufsatz sei, welcher
 in der Absicht verfertigt wurde, um würdige Männer, die Zutritt zu der Brüderschaft suchten, oder an
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 der Brüderschaft viel gelegen war, vorläufig, ohne Etwas von der geheimen Kunst selbst und von den
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[371/0387] von ihm besorgten Ausgabe des Constitutionenbuchs der englischen Grossloge u. s. w. dieselbe für unbezweifelbar ächt. Wir theilen daher auch noch einige Fragen und Antworten der Urkunde mit: Fr. 10. „Pflegen alle Maurer, mehr Kenntnisse zu haben, als andere Menschen?“ Das ist nicht der Fall. Sie haben nur die Gerechtsame (rechtmässigen Ansprüche) und die Gelegenheit, sich mehr Kenntnisse zu erwerben, als andere Menschen: es geht indess manchen die Fähigkeit dazu ab; und noch weit mehre lassen es an dem Fleisse fehlen, der schlechterdings nothwendig ist, um sich in den Besitz irgend einer Kenntniss zu setzen.“ Fr. 11. „Sind die Maurer bessere Menschen als Andere?“ „Einige Maurer sind nicht so tugendhaft als einige andere Menschen: allein zum grössten Theile sind sie doch besser, als sie sein würden, wenn sie nicht Maurer wären!“ Fr. 12. „Pflegen wohl die Maurer, einander so innig zu lieben, als man sagt?“ „Ja, fürwahr! und das kann nicht anders sein; denn gute und redliche Menschen, die einander als solche kennen, pflegen sich jederzeit desto inniger zu lieben, je besser sie sind.“ Krause selbst, a. a. O., I. 1. S. 96 ff. unten, sah die Urkunde nicht als vom König Heinrich VI. herrührend an, sondern war der Meinung, dass dieselbe ein schon zu dieses Königs Zeiten seit mehreren Jahrhunderten aus dem Blüthenzeitalter des Bundes vorhanden gewesener Aufsatz sei, welcher in der Absicht verfertigt wurde, um würdige Männer, die Zutritt zu der Brüderschaft suchten, oder an deren richtiger Einsieht über das Wesen und den Zweck der Brüderschaft, sowie an ihrem Wohlwollen, der Brüderschaft viel gelegen war, vorläufig, ohne Etwas von der geheimen Kunst selbst und von den Gebräuchen derselben zu verrathen, im Allgemeinen, aber wahrhaft und vollständig zu belehren. Auch wir können nach ihren schönen Aeusserungen über den Zweck und das Wirken der Maurerei die Urkunde nicht für eine absichtlich gefälschte und untergeschobene, für eine fraude maçonnique nach Mounier betrachten, son-

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/387>, abgerufen am 25.11.2024.