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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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des neuen Zeitgeistes. Fast ähnlich verhält es sich mit dem Schreiben und Abschreiben der Bücher in den Klöstern1) und mit der spätern Buchdruckerkunst und den gedruckten Büchern.

Die christlich-germanische wirkliche und symbolische Maurerei zerfällt in drei Hauptzeiträume oder Perioden. Die erste oder ältere Periode, die alte Zeit, welche bis auf Karl den Grossen oder vielleicht noch genauer bis zum Erscheinen der Mauren und Araber in Spanien während des 8. Jahrhunderts gerechnet werden dürfte, umfasst den Zeitraum, in welchem bloss oder doch vorzugsweise die Geistlichen oder Mönche bauten, die Zeit der geistlichen und mönchischen Baucorporationen, Baubrüderschaften (fratres caementarii), die Zeit des Entstehens der Kirchenbaukunst. Die zweite oder mittlere Periode, das Mittelalter, als die Zeit der allmähligen Entwickelung und der höchsten Blüthe der eigentlichen Kirchenbaukunst in der gothischen Baukunst, welche bald von den eigentlichen Bauleuten, den Steinmetzen und Maurern in befreiten (privilegirten) Genossenschaften, den Bauzünften und Bauhütten oder Logen ausgeübt wurde. Die dritte oder neuere Periode, die Neuzeit, darf bezeichnet werden als die Zeit des Aufhörens der Kirchenbauten und des Untergangs der eigentlichen Baukunst, des Steinwerkes, weshalb nur noch die symbolische Maurerei sich thätig erhält und die eigentlichen befreiten Maurer sich von blos symbolischen Maurern, den Freimaurern nach dem Beispiele der vier zu der neu-englischen Grossloge vereinigten Logen zu London seit dem Jahr 1717 völlig getrennt sehen. In der ersten Periode herrscht der Geist, das Wissen und die Verfassung der griechisch-römischen Baukunst, der römischen und byzantinischen Baumeister und Corporationen vor und wird unter der Leitung der Kirche die christlich germanische Zeit nur vorbereitet; es bauen die Kirche und die Mönche. In der zweiten Periode erstehen auf der Unterlage der römischen und byzantinischen Baucorporationen und gleichsam aus den Trümmern derselben die reinen christlich-germanischen Bauzünfte und Bauhütten , die Baugenossenschaften mit

1) Raumer, a. a. O., VI. S. 447 ff.

des neuen Zeitgeistes. Fast ähnlich verhält es sich mit dem Schreiben und Abschreiben der Bücher in den Klöstern1) und mit der spätern Buchdruckerkunst und den gedruckten Büchern.

Die christlich-germanische wirkliche und symbolische Maurerei zerfällt in drei Hauptzeiträume oder Perioden. Die erste oder ältere Periode, die alte Zeit, welche bis auf Karl den Grossen oder vielleicht noch genauer bis zum Erscheinen der Mauren und Araber in Spanien während des 8. Jahrhunderts gerechnet werden dürfte, umfasst den Zeitraum, in welchem bloss oder doch vorzugsweise die Geistlichen oder Mönche bauten, die Zeit der geistlichen und mönchischen Baucorporationen, Baubrüderschaften (fratres caementarii), die Zeit des Entstehens der Kirchenbaukunst. Die zweite oder mittlere Periode, das Mittelalter, als die Zeit der allmähligen Entwickelung und der höchsten Blüthe der eigentlichen Kirchenbaukunst in der gothischen Baukunst, welche bald von den eigentlichen Bauleuten, den Steinmetzen und Maurern in befreiten (privilegirten) Genossenschaften, den Bauzünften und Bauhütten oder Logen ausgeübt wurde. Die dritte oder neuere Periode, die Neuzeit, darf bezeichnet werden als die Zeit des Aufhörens der Kirchenbauten und des Untergangs der eigentlichen Baukunst, des Steinwerkes, weshalb nur noch die symbolische Maurerei sich thätig erhält und die eigentlichen befreiten Maurer sich von blos symbolischen Maurern, den Freimaurern nach dem Beispiele der vier zu der neu-englischen Grossloge vereinigten Logen zu London seit dem Jahr 1717 völlig getrennt sehen. In der ersten Periode herrscht der Geist, das Wissen und die Verfassung der griechisch-römischen Baukunst, der römischen und byzantinischen Baumeister und Corporationen vor und wird unter der Leitung der Kirche die christlich germanische Zeit nur vorbereitet; es bauen die Kirche und die Mönche. In der zweiten Periode erstehen auf der Unterlage der römischen und byzantinischen Baucorporationen und gleichsam aus den Trümmern derselben die reinen christlich-germanischen Bauzünfte und Bauhütten , die Baugenossenschaften mit

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 Jahrhunderts gerechnet werden dürfte, umfasst den Zeitraum, in welchem bloss oder doch vorzugsweise
 die Geistlichen oder Mönche bauten, die Zeit der geistlichen und mönchischen Baucorporationen,
 Baubrüderschaften (fratres caementarii), die Zeit des Entstehens der Kirchenbaukunst. Die zweite
 oder mittlere Periode, das Mittelalter, als die Zeit der allmähligen Entwickelung und der höchsten
 Blüthe der eigentlichen Kirchenbaukunst in der gothischen Baukunst, welche bald von den eigentlichen
 Bauleuten, den Steinmetzen und Maurern in befreiten (privilegirten) Genossenschaften, den Bauzünften
 und Bauhütten oder Logen ausgeübt wurde. Die dritte oder neuere Periode, die Neuzeit, darf
 bezeichnet werden als die Zeit des Aufhörens der Kirchenbauten und des Untergangs der eigentlichen
 Baukunst, des Steinwerkes, weshalb nur noch die symbolische Maurerei sich thätig erhält und die
 eigentlichen befreiten Maurer sich von blos symbolischen Maurern, den Freimaurern nach dem Beispiele
 der vier zu der neu-englischen Grossloge vereinigten Logen zu London seit dem Jahr 1717 völlig
 getrennt sehen. In der ersten Periode herrscht der Geist, das Wissen und die Verfassung der
 griechisch-römischen Baukunst, der römischen und byzantinischen Baumeister und Corporationen vor und
 wird unter der Leitung der Kirche die christlich germanische Zeit nur vorbereitet; es bauen die
 Kirche und die Mönche. In der zweiten Periode erstehen auf der Unterlage der römischen und
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[365/0381] des neuen Zeitgeistes. Fast ähnlich verhält es sich mit dem Schreiben und Abschreiben der Bücher in den Klöstern 1) und mit der spätern Buchdruckerkunst und den gedruckten Büchern. Die christlich-germanische wirkliche und symbolische Maurerei zerfällt in drei Hauptzeiträume oder Perioden. Die erste oder ältere Periode, die alte Zeit, welche bis auf Karl den Grossen oder vielleicht noch genauer bis zum Erscheinen der Mauren und Araber in Spanien während des 8. Jahrhunderts gerechnet werden dürfte, umfasst den Zeitraum, in welchem bloss oder doch vorzugsweise die Geistlichen oder Mönche bauten, die Zeit der geistlichen und mönchischen Baucorporationen, Baubrüderschaften (fratres caementarii), die Zeit des Entstehens der Kirchenbaukunst. Die zweite oder mittlere Periode, das Mittelalter, als die Zeit der allmähligen Entwickelung und der höchsten Blüthe der eigentlichen Kirchenbaukunst in der gothischen Baukunst, welche bald von den eigentlichen Bauleuten, den Steinmetzen und Maurern in befreiten (privilegirten) Genossenschaften, den Bauzünften und Bauhütten oder Logen ausgeübt wurde. Die dritte oder neuere Periode, die Neuzeit, darf bezeichnet werden als die Zeit des Aufhörens der Kirchenbauten und des Untergangs der eigentlichen Baukunst, des Steinwerkes, weshalb nur noch die symbolische Maurerei sich thätig erhält und die eigentlichen befreiten Maurer sich von blos symbolischen Maurern, den Freimaurern nach dem Beispiele der vier zu der neu-englischen Grossloge vereinigten Logen zu London seit dem Jahr 1717 völlig getrennt sehen. In der ersten Periode herrscht der Geist, das Wissen und die Verfassung der griechisch-römischen Baukunst, der römischen und byzantinischen Baumeister und Corporationen vor und wird unter der Leitung der Kirche die christlich germanische Zeit nur vorbereitet; es bauen die Kirche und die Mönche. In der zweiten Periode erstehen auf der Unterlage der römischen und byzantinischen Baucorporationen und gleichsam aus den Trümmern derselben die reinen christlich-germanischen Bauzünfte und Bauhütten , die Baugenossenschaften mit 1) Raumer, a. a. O., VI. S. 447 ff.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/381>, abgerufen am 22.07.2024.