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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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In der Ueberschrift des Kapitels 147 des Todtenbuches wird Osiris nach Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, I. S. 103, genannt ponderator et mensurator terrarum. Hieran darf auch angereiht werden der Deus O. M., der [fremdsprachliches Material] der Römer und der Griechen, die Divina Mens bei Cicero. In den Zahlen erkannte die Urmenschheit das göttliche Gesetz, die göttliche Ordnung, und dieses Gesetz und diese Ordnung waren ihr heilig. Das Schaffen Gottes, des allmächtigen Baumeisters, ist ein Messen, Zählen, Wägen, Abgrenzen und Ordnen, und in derselben Weise soll der Mensch, der kleine Baumeister, das sittlich Gute schaffen, den Bau der Menschheit bauen. Die Zahlen 4, 7 und 12 hatte die Urmenschheit zuerst in den Sternen messend und betend erkannt und gelesen und nach dem Bilde des Himmels wurde sodann die irdische Wohnung, - der Tempel, die Loge, die Kirche, der Staat, die Stadt, das Dorf und das Haus gestaltet und eingerichtet. Nach den vier Himmelsgegenden theilen sich der Himmel, die Erde und die Erdenräume und vier Abschnitte hat der Tag, der Monat, das Erden- und das Gottesjahr; in sieben Tönen erschallt der Himmels- und der Erdenaccord und zu dem Hirten mit der siebenstrahligen Sternenkrone flehen sieben Schafe, die Menschheit, denn die Erde und die Menschheit empfangen das Geschenk des Lichtes nur von der Sonne, von Gott; mit zwölf Schritten eilen der Tag und die Nacht, das Erden- und das Weltenjahr der neuen Zeit und dem neuen Leben entgegen.

Die gemessene und messende Monds- und Sonnenbahn haben den asiatischen Völkern, den Aegytern und der gesammten ihnen nachfolgenden Menschheit nicht bloss die heiligen Zahlen 4, 7 und 12 gegeben, sondern an die Bilder des Thierkreises knüpft sich noch eine weitere sehr reiche und bedeutungsvolle heilige Symbolik, indem die Bilder sich gleichsam belebten und in den Mythen und Sagen ihre Geschichte erhielten. Jedenfalls sind die bei den Asiaten und Aegyptern, bei den Griechen und Römern und durch das ganze Mittelalter bis herab auf die Gegenwart so viel gebrauchten Symbole des Lammes und des Widders, des Stiers und des Löwen ursprünglich durchaus nur die Sonne und die Sonnenkraft in dem betreffenden

In der Ueberschrift des Kapitels 147 des Todtenbuches wird Osiris nach Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, I. S. 103, genannt ponderator et mensurator terrarum. Hieran darf auch angereiht werden der Deus O. M., der [fremdsprachliches Material] der Römer und der Griechen, die Divina Mens bei Cicero. In den Zahlen erkannte die Urmenschheit das göttliche Gesetz, die göttliche Ordnung, und dieses Gesetz und diese Ordnung waren ihr heilig. Das Schaffen Gottes, des allmächtigen Baumeisters, ist ein Messen, Zählen, Wägen, Abgrenzen und Ordnen, und in derselben Weise soll der Mensch, der kleine Baumeister, das sittlich Gute schaffen, den Bau der Menschheit bauen. Die Zahlen 4, 7 und 12 hatte die Urmenschheit zuerst in den Sternen messend und betend erkannt und gelesen und nach dem Bilde des Himmels wurde sodann die irdische Wohnung, – der Tempel, die Loge, die Kirche, der Staat, die Stadt, das Dorf und das Haus gestaltet und eingerichtet. Nach den vier Himmelsgegenden theilen sich der Himmel, die Erde und die Erdenräume und vier Abschnitte hat der Tag, der Monat, das Erden- und das Gottesjahr; in sieben Tönen erschallt der Himmels- und der Erdenaccord und zu dem Hirten mit der siebenstrahligen Sternenkrone flehen sieben Schafe, die Menschheit, denn die Erde und die Menschheit empfangen das Geschenk des Lichtes nur von der Sonne, von Gott; mit zwölf Schritten eilen der Tag und die Nacht, das Erden- und das Weltenjahr der neuen Zeit und dem neuen Leben entgegen.

Die gemessene und messende Monds- und Sonnenbahn haben den asiatischen Völkern, den Aegytern und der gesammten ihnen nachfolgenden Menschheit nicht bloss die heiligen Zahlen 4, 7 und 12 gegeben, sondern an die Bilder des Thierkreises knüpft sich noch eine weitere sehr reiche und bedeutungsvolle heilige Symbolik, indem die Bilder sich gleichsam belebten und in den Mythen und Sagen ihre Geschichte erhielten. Jedenfalls sind die bei den Asiaten und Aegyptern, bei den Griechen und Römern und durch das ganze Mittelalter bis herab auf die Gegenwart so viel gebrauchten Symbole des Lammes und des Widders, des Stiers und des Löwen ursprünglich durchaus nur die Sonne und die Sonnenkraft in dem betreffenden

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 Weise soll der Mensch, der kleine Baumeister, das sittlich Gute schaffen, den Bau der Menschheit
 bauen. Die Zahlen 4, 7 und 12 hatte die Urmenschheit zuerst in den Sternen messend und betend
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[20/0036] In der Ueberschrift des Kapitels 147 des Todtenbuches wird Osiris nach Uhlemann, ägyptische Alterthumskunde, I. S. 103, genannt ponderator et mensurator terrarum. Hieran darf auch angereiht werden der Deus O. M., der _ der Römer und der Griechen, die Divina Mens bei Cicero. In den Zahlen erkannte die Urmenschheit das göttliche Gesetz, die göttliche Ordnung, und dieses Gesetz und diese Ordnung waren ihr heilig. Das Schaffen Gottes, des allmächtigen Baumeisters, ist ein Messen, Zählen, Wägen, Abgrenzen und Ordnen, und in derselben Weise soll der Mensch, der kleine Baumeister, das sittlich Gute schaffen, den Bau der Menschheit bauen. Die Zahlen 4, 7 und 12 hatte die Urmenschheit zuerst in den Sternen messend und betend erkannt und gelesen und nach dem Bilde des Himmels wurde sodann die irdische Wohnung, – der Tempel, die Loge, die Kirche, der Staat, die Stadt, das Dorf und das Haus gestaltet und eingerichtet. Nach den vier Himmelsgegenden theilen sich der Himmel, die Erde und die Erdenräume und vier Abschnitte hat der Tag, der Monat, das Erden- und das Gottesjahr; in sieben Tönen erschallt der Himmels- und der Erdenaccord und zu dem Hirten mit der siebenstrahligen Sternenkrone flehen sieben Schafe, die Menschheit, denn die Erde und die Menschheit empfangen das Geschenk des Lichtes nur von der Sonne, von Gott; mit zwölf Schritten eilen der Tag und die Nacht, das Erden- und das Weltenjahr der neuen Zeit und dem neuen Leben entgegen. Die gemessene und messende Monds- und Sonnenbahn haben den asiatischen Völkern, den Aegytern und der gesammten ihnen nachfolgenden Menschheit nicht bloss die heiligen Zahlen 4, 7 und 12 gegeben, sondern an die Bilder des Thierkreises knüpft sich noch eine weitere sehr reiche und bedeutungsvolle heilige Symbolik, indem die Bilder sich gleichsam belebten und in den Mythen und Sagen ihre Geschichte erhielten. Jedenfalls sind die bei den Asiaten und Aegyptern, bei den Griechen und Römern und durch das ganze Mittelalter bis herab auf die Gegenwart so viel gebrauchten Symbole des Lammes und des Widders, des Stiers und des Löwen ursprünglich durchaus nur die Sonne und die Sonnenkraft in dem betreffenden

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/36>, abgerufen am 21.11.2024.