Bekanntlich waren nach dem ältesten englischen Aufnahmeritus dem Maurerlehrlinge, weil er noch in
der Finsterniss wandelte und das Licht suchte, nicht allein die Augen verbunden, sondern er trug
auch um den Hals eine Fessel oder einen Strick. Nach dem englischen Lehrlingsfragstücke, welches
Krause als das älteste in seinen Kunsturkunden bezeichnete, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass
auch noch ältere, jedoch nicht mehr gebräuchliche Redactionen des Lehrlingsfragestückes vorhanden
seien, antwortete auf die achte Frage des vorsitzenden Meisters: "Wie wurdet ihr vorbereitet,
Bruder-" der Aufzunehmende:
"Ich war weder nackend, noch, bekleidet, weder barfuss, noch beschuhet; alles Metalls
beraubt; mit verbundenen Augen; mit einem Strick um den Nacken, woran ich zur Thüre der Loge
geleitet wurde, in einer haltend-beweglichen Stellung; an der Hand eines Freundes, den ich in der
Folge für einen Bruder erkannte."
Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 139, Anm. 10, bemerkt zu dieser Antwort, dass ihm ein englischer
Bruder (Houseal) mitgetheilt habe, es sei dieses Führen an einem Stricke um den Hals noch jetzt in
vielen Logen alten Systems gebräuchlich; dieser Strick sei kaum Fingers dick und gegen sechs Ellen
lang. Nach einer Correspondenz in Nr. 26 der Bauhütte von 1860 wurde noch im Jahr 1859 der persische
Prinz Mirza Ali Ho Gla Kan in der (engl.) Oriental-Lodge bei seiner Aufnahme an einem Stricke in die
Loge eingeführt. Krause fügt weiter noch bei: "Wahrscheinlich ist dieses Führen an einem Strick oder
einer Schnur, sowie das Tragen desselben ein uralter ostländischer (orientalischer) Gebrauch, der
sich schon bei den Brahminen in Indien und bei den Soofi in Persien findet, wahrscheinlich auch bei
den Essenern eingeführt war, und
XXIII. Das Symbol der Fessel.
Bekanntlich waren nach dem ältesten englischen Aufnahmeritus dem Maurerlehrlinge, weil er noch in
der Finsterniss wandelte und das Licht suchte, nicht allein die Augen verbunden, sondern er trug
auch um den Hals eine Fessel oder einen Strick. Nach dem englischen Lehrlingsfragstücke, welches
Krause als das älteste in seinen Kunsturkunden bezeichnete, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass
auch noch ältere, jedoch nicht mehr gebräuchliche Redactionen des Lehrlingsfragestückes vorhanden
seien, antwortete auf die achte Frage des vorsitzenden Meisters: „Wie wurdet ihr vorbereitet,
Bruder-“ der Aufzunehmende:
„Ich war weder nackend, noch, bekleidet, weder barfuss, noch beschuhet; alles Metalls
beraubt; mit verbundenen Augen; mit einem Strick um den Nacken, woran ich zur Thüre der Loge
geleitet wurde, in einer haltend-beweglichen Stellung; an der Hand eines Freundes, den ich in der
Folge für einen Bruder erkannte.“
Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 139, Anm. 10, bemerkt zu dieser Antwort, dass ihm ein englischer
Bruder (Houseal) mitgetheilt habe, es sei dieses Führen an einem Stricke um den Hals noch jetzt in
vielen Logen alten Systems gebräuchlich; dieser Strick sei kaum Fingers dick und gegen sechs Ellen
lang. Nach einer Correspondenz in Nr. 26 der Bauhütte von 1860 wurde noch im Jahr 1859 der persische
Prinz Mirza Ali Ho Gla Kan in der (engl.) Oriental-Lodge bei seiner Aufnahme an einem Stricke in die
Loge eingeführt. Krause fügt weiter noch bei: „Wahrscheinlich ist dieses Führen an einem Strick oder
einer Schnur, sowie das Tragen desselben ein uralter ostländischer (orientalischer) Gebrauch, der
sich schon bei den Brahminen in Indien und bei den Soofi in Persien findet, wahrscheinlich auch bei
den Essenern eingeführt war, und
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Das Symbol der Fessel.</head><lb/><p>Bekanntlich waren nach dem ältesten englischen Aufnahmeritus dem Maurerlehrlinge, weil er noch in
der Finsterniss wandelte und das Licht suchte, nicht allein die Augen verbunden, sondern er trug
auch um den Hals eine Fessel oder einen Strick. Nach dem englischen Lehrlingsfragstücke, welches
Krause als das älteste in seinen Kunsturkunden bezeichnete, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass
auch noch ältere, jedoch nicht mehr gebräuchliche Redactionen des Lehrlingsfragestückes vorhanden
seien, antwortete auf die achte Frage des vorsitzenden Meisters: „Wie wurdet ihr vorbereitet,
Bruder-“ der Aufzunehmende:</p><citrendition="#et"><quote>„Ich war weder nackend, noch, bekleidet, weder barfuss, noch beschuhet; alles Metalls
beraubt; mit verbundenen Augen; mit einem Strick um den Nacken, woran ich zur Thüre der Loge
geleitet wurde, in einer haltend-beweglichen Stellung; an der Hand eines Freundes, den ich in der
Folge für einen Bruder erkannte.“</quote></cit><p> Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 139, Anm. 10, bemerkt zu dieser Antwort, dass ihm ein englischer
Bruder (Houseal) mitgetheilt habe, es sei dieses Führen an einem Stricke um den Hals noch jetzt in
vielen Logen alten Systems gebräuchlich; dieser Strick sei kaum Fingers dick und gegen sechs Ellen
lang. Nach einer Correspondenz in Nr. 26 der Bauhütte von 1860 wurde noch im Jahr 1859 der persische
Prinz Mirza Ali Ho Gla Kan in der (engl.) Oriental-Lodge bei seiner Aufnahme an einem Stricke in die
Loge eingeführt. Krause fügt weiter noch bei: „Wahrscheinlich ist dieses Führen an einem Strick oder
einer Schnur, sowie das Tragen desselben ein uralter ostländischer (orientalischer) Gebrauch, der
sich schon bei den Brahminen in Indien und bei den Soofi in Persien findet, wahrscheinlich auch bei
den Essenern eingeführt war, und
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XXIII.
Das Symbol der Fessel.
Bekanntlich waren nach dem ältesten englischen Aufnahmeritus dem Maurerlehrlinge, weil er noch in der Finsterniss wandelte und das Licht suchte, nicht allein die Augen verbunden, sondern er trug auch um den Hals eine Fessel oder einen Strick. Nach dem englischen Lehrlingsfragstücke, welches Krause als das älteste in seinen Kunsturkunden bezeichnete, obwohl ihm nicht unbekannt war, dass auch noch ältere, jedoch nicht mehr gebräuchliche Redactionen des Lehrlingsfragestückes vorhanden seien, antwortete auf die achte Frage des vorsitzenden Meisters: „Wie wurdet ihr vorbereitet, Bruder-“ der Aufzunehmende:
„Ich war weder nackend, noch, bekleidet, weder barfuss, noch beschuhet; alles Metalls beraubt; mit verbundenen Augen; mit einem Strick um den Nacken, woran ich zur Thüre der Loge geleitet wurde, in einer haltend-beweglichen Stellung; an der Hand eines Freundes, den ich in der Folge für einen Bruder erkannte.“ Krause, Kunsturkunden, I. 1, S. 139, Anm. 10, bemerkt zu dieser Antwort, dass ihm ein englischer Bruder (Houseal) mitgetheilt habe, es sei dieses Führen an einem Stricke um den Hals noch jetzt in vielen Logen alten Systems gebräuchlich; dieser Strick sei kaum Fingers dick und gegen sechs Ellen lang. Nach einer Correspondenz in Nr. 26 der Bauhütte von 1860 wurde noch im Jahr 1859 der persische Prinz Mirza Ali Ho Gla Kan in der (engl.) Oriental-Lodge bei seiner Aufnahme an einem Stricke in die Loge eingeführt. Krause fügt weiter noch bei: „Wahrscheinlich ist dieses Führen an einem Strick oder einer Schnur, sowie das Tragen desselben ein uralter ostländischer (orientalischer) Gebrauch, der sich schon bei den Brahminen in Indien und bei den Soofi in Persien findet, wahrscheinlich auch bei den Essenern eingeführt war, und
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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/347>, abgerufen am 16.02.2025.
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