Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

schöpfungslehre oder Kosmogonie, die Lichtlehre, das Licht.

Hat der in der Schöpfung oder auf der Erde angekommene erste Mensch, der Lehrling den Gedanken erfasst, dass Ein ewiger Gott sei, welcher Himmel und Erde geschaffen habe, wird er bald weiter denken und fragen, wer er denn selbst sei und was er thun und erstreben, wie er leben solle. Mit dieser zweiten Frage wird der Lehrling zum thätigen Gesellen und die Maurerei ruft unter Vorhaltung des Spiegels und mit Darreichung des Winkelmasses ihm zu: "Erkenne dich selbst und deine Gebrechen, um dich selbst nach dem Winkelmasse durch ein rechtes Denken, Reden und Handeln zu vervollkommnen , - lerne leben, baue dich selbst zu einem Tempel der Menschheit und der Gottheit." Hat die Maurerei den Lehrling vor Gott und in die Welt geleitet, führt sie den Gesellen vor und in sich selbst. Der Maurergeselle empfängt zu dem Lichte des Lehrlings, zu dem Glauben an Gott die Selbsterkenntniss, die Lebenslehre, die Lebens- und Baukunst, das Winkelmass, das Gesetz. Verkündet der Lehrlingsgrad, dass Gott allein Alles, was da ist, da war und da sein wird, gebauet habe, lehret in verwandtem Sinne der Gesellengrad, dass der Mensch allein der Schöpfer, der Baumeister seines Lebens sei, dass nur er je nach dem Gebrauche des rechten Masses in Gedanken, Worten und Werken sein Glück und Unglück gründe, - dass das Gute belohnt und das Böse bestraft werde. Gott ist der Baumeister der grossen Welt, der Maurergeselle ist der Baumeister der kleinen Welt, seiner selbst und der Menschheit. In dem Lehrlingsgrade wird die himmlische, in dem Gesellengrade die menschliche Baukunst offenbart. Das Gebot, dass der Maurer an Gott, an das ewige Licht glauben solle, wird in dem Gesellengrade zu dem Gebote, ein lichtvolles, ein Gott wohlgefälliges Leben zu leben, gottähnlich oder Licht zu werden. Der Lehrlingsgrad ist die Lehre von der göttlichen, der Gesellengrad von der menschlichen Lichtwerdung; das Licht Gottes aber und des Menschen ist der Geist, das Wort, die That.

Sind die Gesellen fleissige Baumeister geworden und haben sie unermüdlich fortgebauet an dem Lichttempel

schöpfungslehre oder Kosmogonie, die Lichtlehre, das Licht.

Hat der in der Schöpfung oder auf der Erde angekommene erste Mensch, der Lehrling den Gedanken erfasst, dass Ein ewiger Gott sei, welcher Himmel und Erde geschaffen habe, wird er bald weiter denken und fragen, wer er denn selbst sei und was er thun und erstreben, wie er leben solle. Mit dieser zweiten Frage wird der Lehrling zum thätigen Gesellen und die Maurerei ruft unter Vorhaltung des Spiegels und mit Darreichung des Winkelmasses ihm zu: „Erkenne dich selbst und deine Gebrechen, um dich selbst nach dem Winkelmasse durch ein rechtes Denken, Reden und Handeln zu vervollkommnen , – lerne leben, baue dich selbst zu einem Tempel der Menschheit und der Gottheit.“ Hat die Maurerei den Lehrling vor Gott und in die Welt geleitet, führt sie den Gesellen vor und in sich selbst. Der Maurergeselle empfängt zu dem Lichte des Lehrlings, zu dem Glauben an Gott die Selbsterkenntniss, die Lebenslehre, die Lebens- und Baukunst, das Winkelmass, das Gesetz. Verkündet der Lehrlingsgrad, dass Gott allein Alles, was da ist, da war und da sein wird, gebauet habe, lehret in verwandtem Sinne der Gesellengrad, dass der Mensch allein der Schöpfer, der Baumeister seines Lebens sei, dass nur er je nach dem Gebrauche des rechten Masses in Gedanken, Worten und Werken sein Glück und Unglück gründe, – dass das Gute belohnt und das Böse bestraft werde. Gott ist der Baumeister der grossen Welt, der Maurergeselle ist der Baumeister der kleinen Welt, seiner selbst und der Menschheit. In dem Lehrlingsgrade wird die himmlische, in dem Gesellengrade die menschliche Baukunst offenbart. Das Gebot, dass der Maurer an Gott, an das ewige Licht glauben solle, wird in dem Gesellengrade zu dem Gebote, ein lichtvolles, ein Gott wohlgefälliges Leben zu leben, gottähnlich oder Licht zu werden. Der Lehrlingsgrad ist die Lehre von der göttlichen, der Gesellengrad von der menschlichen Lichtwerdung; das Licht Gottes aber und des Menschen ist der Geist, das Wort, die That.

Sind die Gesellen fleissige Baumeister geworden und haben sie unermüdlich fortgebauet an dem Lichttempel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0343" n="327"/>
schöpfungslehre oder Kosmogonie, die Lichtlehre,
 das Licht.</p>
        <p> Hat der in der Schöpfung oder auf der Erde angekommene erste Mensch, der Lehrling den Gedanken
 erfasst, dass Ein ewiger Gott sei, welcher Himmel und Erde geschaffen habe, wird er bald weiter
 denken und fragen, wer er denn selbst sei und was er thun und erstreben, wie er leben solle. Mit
 dieser zweiten Frage wird der Lehrling zum thätigen Gesellen und die Maurerei ruft unter Vorhaltung
 des Spiegels und mit Darreichung des Winkelmasses ihm zu: &#x201E;Erkenne dich selbst und deine Gebrechen,
 um dich selbst nach dem Winkelmasse durch ein rechtes Denken, Reden und Handeln zu vervollkommnen ,
 &#x2013; lerne leben, baue dich selbst zu einem Tempel der Menschheit und der Gottheit.&#x201C; Hat die Maurerei
 den Lehrling vor Gott und in die Welt geleitet, führt sie den Gesellen vor und in sich selbst. Der
 Maurergeselle empfängt zu dem Lichte des Lehrlings, zu dem Glauben an Gott die Selbsterkenntniss,
 die Lebenslehre, die Lebens- und Baukunst, das Winkelmass, das Gesetz. Verkündet der Lehrlingsgrad,
 dass Gott allein Alles, was da ist, da war und da sein wird, gebauet habe, lehret in verwandtem
 Sinne der Gesellengrad, dass der Mensch allein der Schöpfer, der Baumeister seines Lebens sei, dass
 nur er je nach dem Gebrauche des rechten Masses in Gedanken, Worten und Werken sein Glück und
 Unglück gründe, &#x2013; dass das Gute belohnt und das Böse bestraft werde. Gott ist der Baumeister der
 grossen Welt, der Maurergeselle ist der Baumeister der kleinen Welt, seiner selbst und der
 Menschheit. In dem Lehrlingsgrade wird die himmlische, in dem Gesellengrade die menschliche Baukunst
 offenbart. Das Gebot, dass der Maurer an Gott, an das ewige Licht glauben solle, wird in dem
 Gesellengrade zu dem Gebote, ein lichtvolles, ein Gott wohlgefälliges Leben zu leben, gottähnlich
 oder Licht zu werden. Der Lehrlingsgrad ist die Lehre von der göttlichen, der Gesellengrad von der
 menschlichen Lichtwerdung; das Licht Gottes aber und des Menschen ist der Geist, das Wort, die
 That.</p>
        <p> Sind die Gesellen fleissige Baumeister geworden und haben sie unermüdlich fortgebauet an dem
 Lichttempel
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0343] schöpfungslehre oder Kosmogonie, die Lichtlehre, das Licht. Hat der in der Schöpfung oder auf der Erde angekommene erste Mensch, der Lehrling den Gedanken erfasst, dass Ein ewiger Gott sei, welcher Himmel und Erde geschaffen habe, wird er bald weiter denken und fragen, wer er denn selbst sei und was er thun und erstreben, wie er leben solle. Mit dieser zweiten Frage wird der Lehrling zum thätigen Gesellen und die Maurerei ruft unter Vorhaltung des Spiegels und mit Darreichung des Winkelmasses ihm zu: „Erkenne dich selbst und deine Gebrechen, um dich selbst nach dem Winkelmasse durch ein rechtes Denken, Reden und Handeln zu vervollkommnen , – lerne leben, baue dich selbst zu einem Tempel der Menschheit und der Gottheit.“ Hat die Maurerei den Lehrling vor Gott und in die Welt geleitet, führt sie den Gesellen vor und in sich selbst. Der Maurergeselle empfängt zu dem Lichte des Lehrlings, zu dem Glauben an Gott die Selbsterkenntniss, die Lebenslehre, die Lebens- und Baukunst, das Winkelmass, das Gesetz. Verkündet der Lehrlingsgrad, dass Gott allein Alles, was da ist, da war und da sein wird, gebauet habe, lehret in verwandtem Sinne der Gesellengrad, dass der Mensch allein der Schöpfer, der Baumeister seines Lebens sei, dass nur er je nach dem Gebrauche des rechten Masses in Gedanken, Worten und Werken sein Glück und Unglück gründe, – dass das Gute belohnt und das Böse bestraft werde. Gott ist der Baumeister der grossen Welt, der Maurergeselle ist der Baumeister der kleinen Welt, seiner selbst und der Menschheit. In dem Lehrlingsgrade wird die himmlische, in dem Gesellengrade die menschliche Baukunst offenbart. Das Gebot, dass der Maurer an Gott, an das ewige Licht glauben solle, wird in dem Gesellengrade zu dem Gebote, ein lichtvolles, ein Gott wohlgefälliges Leben zu leben, gottähnlich oder Licht zu werden. Der Lehrlingsgrad ist die Lehre von der göttlichen, der Gesellengrad von der menschlichen Lichtwerdung; das Licht Gottes aber und des Menschen ist der Geist, das Wort, die That. Sind die Gesellen fleissige Baumeister geworden und haben sie unermüdlich fortgebauet an dem Lichttempel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/343
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/343>, abgerufen am 25.11.2024.