Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.heit und Gleichheit oder der Gerechtigkeit verwirklichen. Nach diesem seinem Wesen hat zugleich das Christenthum den Beruf, die Aufgabe, das Ziel, einmal alle Menschen und alle Völker in sich aufzunehmen, damit die ganze Menschheit wirklich frei und gleich in Liebe verbunden sei. Schon fast tausend Jahre vor Christus ist es die Weissagung der jüdischen Propheten, dass die Religion des Geistes die der Zukunft sei und allgemeines Gut der Menschheit werden solle, denn von Zion wird das Gesetz und des Herrn Wort von Jerusalem ausgehen und sich über den ganzen Erdkreis ausbreiten. Im XXII. Psalm wird gerufen: "Es werden bedenken und zum Herrn sich bekehren aller Welt Enden, Nunmehr kann die Geschichte und die fortschreitende Bildung der Menschheit nicht mehr von dem Christenthum getrennt werden, und die Gegenwart und die Zukunft der christlich gewordenen Zeit nur darin bestehen, im höchsten und vollkommensten Sinn christlich oder eine gleiche und freie Menschheit, Eine Heerde unter Einem Hirten zu werden. Die Menschheit bewegt sich ihrem hohen Ziele zwar sehr langsam und unter vielen Schwankungen und Verirrungen, aber dennoch sicher entgegen, dass ein ununterbrochener Fortgang zum Bessern in dem grossen Leben der Menschheit sich zeigt. Die durch die Menschheit in der Geschichte zu verwirklichende Idee der Menschheit ist erst mit dem Christenthum vollständig gefunden und begriffen worden, und die Geschichte des Christenthums, die Christenheit ist wesentlich und blos die Verwirklichung oder Darstellung dieser Idee in der Menschengeschichte. Die einzelnen Völker gehören einzig insofern der Menschheit an, sind menschliche, weltgeschichtliche Völker, als sie die Idee der Menschheit, das Sittengesetz, die göttliche Weltordnung darstellen und verwirklichen. Die Erkenntniss der Idee der Menschheit in der Geschichte derselben, die Erkenntniss des Geistes und der Gesetze der Geschichte der Menschheit ist die Philosophie der Geschichte heit und Gleichheit oder der Gerechtigkeit verwirklichen. Nach diesem seinem Wesen hat zugleich das Christenthum den Beruf, die Aufgabe, das Ziel, einmal alle Menschen und alle Völker in sich aufzunehmen, damit die ganze Menschheit wirklich frei und gleich in Liebe verbunden sei. Schon fast tausend Jahre vor Christus ist es die Weissagung der jüdischen Propheten, dass die Religion des Geistes die der Zukunft sei und allgemeines Gut der Menschheit werden solle, denn von Zion wird das Gesetz und des Herrn Wort von Jerusalem ausgehen und sich über den ganzen Erdkreis ausbreiten. Im XXII. Psalm wird gerufen: „Es werden bedenken und zum Herrn sich bekehren aller Welt Enden, Nunmehr kann die Geschichte und die fortschreitende Bildung der Menschheit nicht mehr von dem Christenthum getrennt werden, und die Gegenwart und die Zukunft der christlich gewordenen Zeit nur darin bestehen, im höchsten und vollkommensten Sinn christlich oder eine gleiche und freie Menschheit, Eine Heerde unter Einem Hirten zu werden. Die Menschheit bewegt sich ihrem hohen Ziele zwar sehr langsam und unter vielen Schwankungen und Verirrungen, aber dennoch sicher entgegen, dass ein ununterbrochener Fortgang zum Bessern in dem grossen Leben der Menschheit sich zeigt. Die durch die Menschheit in der Geschichte zu verwirklichende Idee der Menschheit ist erst mit dem Christenthum vollständig gefunden und begriffen worden, und die Geschichte des Christenthums, die Christenheit ist wesentlich und blos die Verwirklichung oder Darstellung dieser Idee in der Menschengeschichte. Die einzelnen Völker gehören einzig insofern der Menschheit an, sind menschliche, weltgeschichtliche Völker, als sie die Idee der Menschheit, das Sittengesetz, die göttliche Weltordnung darstellen und verwirklichen. Die Erkenntniss der Idee der Menschheit in der Geschichte derselben, die Erkenntniss des Geistes und der Gesetze der Geschichte der Menschheit ist die Philosophie der Geschichte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0302" n="286"/> heit und Gleichheit oder der Gerechtigkeit verwirklichen. Nach diesem seinem Wesen hat zugleich das Christenthum den Beruf, die Aufgabe, das Ziel, einmal alle Menschen und alle Völker in sich aufzunehmen, damit die ganze Menschheit wirklich frei und gleich in Liebe verbunden sei. Schon fast tausend Jahre vor Christus ist es die Weissagung der jüdischen Propheten, dass die Religion des Geistes die der Zukunft sei und allgemeines Gut der Menschheit werden solle, denn von Zion wird das Gesetz und des Herrn Wort von Jerusalem ausgehen und sich über den ganzen Erdkreis ausbreiten. Im XXII. Psalm wird gerufen:</p> <cit rendition="#et"> <quote> „Es werden bedenken und zum Herrn sich bekehren aller Welt Enden,<lb/> Und vor Dir anbeten alle Geschlechter der Heiden.<lb/> Denn der Herr hat die Herrschaft<lb/> Und er regiert die Völker.“</quote> </cit> <p> Nunmehr kann die Geschichte und die fortschreitende Bildung der Menschheit nicht mehr von dem Christenthum getrennt werden, und die Gegenwart und die Zukunft der christlich gewordenen Zeit nur darin bestehen, im höchsten und vollkommensten Sinn christlich oder eine gleiche und freie Menschheit, Eine Heerde unter Einem Hirten zu werden. Die Menschheit bewegt sich ihrem hohen Ziele zwar sehr langsam und unter vielen Schwankungen und Verirrungen, aber dennoch sicher entgegen, dass ein ununterbrochener Fortgang zum Bessern in dem grossen Leben der Menschheit sich zeigt. Die durch die Menschheit in der Geschichte zu verwirklichende Idee der Menschheit ist erst mit dem Christenthum vollständig gefunden und begriffen worden, und die Geschichte des Christenthums, die Christenheit ist wesentlich und blos die Verwirklichung oder Darstellung dieser Idee in der Menschengeschichte. Die einzelnen Völker gehören einzig insofern der Menschheit an, sind menschliche, weltgeschichtliche Völker, als sie die Idee der Menschheit, das Sittengesetz, die göttliche Weltordnung darstellen und verwirklichen. Die Erkenntniss der Idee der Menschheit in der Geschichte derselben, die Erkenntniss des Geistes und der Gesetze der Geschichte der Menschheit ist die Philosophie der Geschichte </p> </div> </body> </text> </TEI> [286/0302]
heit und Gleichheit oder der Gerechtigkeit verwirklichen. Nach diesem seinem Wesen hat zugleich das Christenthum den Beruf, die Aufgabe, das Ziel, einmal alle Menschen und alle Völker in sich aufzunehmen, damit die ganze Menschheit wirklich frei und gleich in Liebe verbunden sei. Schon fast tausend Jahre vor Christus ist es die Weissagung der jüdischen Propheten, dass die Religion des Geistes die der Zukunft sei und allgemeines Gut der Menschheit werden solle, denn von Zion wird das Gesetz und des Herrn Wort von Jerusalem ausgehen und sich über den ganzen Erdkreis ausbreiten. Im XXII. Psalm wird gerufen:
„Es werden bedenken und zum Herrn sich bekehren aller Welt Enden,
Und vor Dir anbeten alle Geschlechter der Heiden.
Denn der Herr hat die Herrschaft
Und er regiert die Völker.“ Nunmehr kann die Geschichte und die fortschreitende Bildung der Menschheit nicht mehr von dem Christenthum getrennt werden, und die Gegenwart und die Zukunft der christlich gewordenen Zeit nur darin bestehen, im höchsten und vollkommensten Sinn christlich oder eine gleiche und freie Menschheit, Eine Heerde unter Einem Hirten zu werden. Die Menschheit bewegt sich ihrem hohen Ziele zwar sehr langsam und unter vielen Schwankungen und Verirrungen, aber dennoch sicher entgegen, dass ein ununterbrochener Fortgang zum Bessern in dem grossen Leben der Menschheit sich zeigt. Die durch die Menschheit in der Geschichte zu verwirklichende Idee der Menschheit ist erst mit dem Christenthum vollständig gefunden und begriffen worden, und die Geschichte des Christenthums, die Christenheit ist wesentlich und blos die Verwirklichung oder Darstellung dieser Idee in der Menschengeschichte. Die einzelnen Völker gehören einzig insofern der Menschheit an, sind menschliche, weltgeschichtliche Völker, als sie die Idee der Menschheit, das Sittengesetz, die göttliche Weltordnung darstellen und verwirklichen. Die Erkenntniss der Idee der Menschheit in der Geschichte derselben, die Erkenntniss des Geistes und der Gesetze der Geschichte der Menschheit ist die Philosophie der Geschichte
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/302>, abgerufen am 16.02.2025. |