Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.die Breidalblik (Weitglanz) heisst. In der deutschen Volkssage wird die Todten- und Seelengöttin Holda, die weisse Frau, als eine Frau von wunderbarer Schönheit mit langem goldgelbem Haare beschrieben; ihr Leib ist so weiss wie Schnee; sie trägt ein langes weisses Gewand und einen Schleier oder auch einen weissen Mantel; von ihr strahlt wunderbares Licht aus; wo sie geht und steht, ist es glockenhell in der dunkelsten Nacht. Der Aufenthalt der Seelen, der Todtenaufenthalt ist nach dem germanischen Urglauben in dem glänzenden von der Sonne durchleuchteten blauen Himmel, im Himmelsfirmamente, auf dem Glasberge, d. i. auf dem glänzenden Berge, in Glerrhimin, Glaesisvellir, Glasir, wie der glänzende und leuchtende Aufenthaltsort der Seelen von dem gothischen Zeitworte glisa, glas, glesum, glisans, nord. gles, glasun, glesinn mit der Bedeutung glänzen, leuchten genannt wird.1) In diesem Lande Glaesisvellir soll ein Ort Odainsakr (Unsterblichkeitsfeld) liegen, wo Niemand stirbt, jeder Kranke genest, jeder Greis sich verjüngt. Der nordische Allvater, der ruhende Gott der Ewigkeit wohnt im höchsten Aether über den Sphären der sieben Planeten, welche die einzelnen jüngern Götter beherrschten. So ist auch bei den Aegyptern Phat oder Ptah, der Gott des Himmelslichtes, der Lichtgott, die Helle, das Licht, dessen Zeichen und Symbol das Feuer ist und der die Sonne geschaffen hat und bewegt. Die Griechen nennen diesen Gott Hephästos. Die Chaldäer hatten auf den armenischen Bergen, wo sie zuerst wohnten, gleichfalls den Lichtglauben sich erworben und Bel war den Chaldäern der Herr des Himmels und des Lichtes, welcher Himmel und Erde getheilt und die Menschen erschaffen hatte, der auf den höchsten Bergen über den Wolken thronte und den Sternen ihre Bahnen anwies.2) Bel, den Gott des Himmels, erkannten die Chaldäer in der mächtig wirkenden Kraft der Sonne, aber sie weihten ihm zugleich den fernsten und darum höchsten Wandelstern, den Saturn, welchen sie mit seinem 1) Mannhardt, gerrnanische Mythen, S. 332 ff. 2) Dunker,
Geschichte des Alterthums, I. S. 115 ff.
die Breidalblik (Weitglanz) heisst. In der deutschen Volkssage wird die Todten- und Seelengöttin Holda, die weisse Frau, als eine Frau von wunderbarer Schönheit mit langem goldgelbem Haare beschrieben; ihr Leib ist so weiss wie Schnee; sie trägt ein langes weisses Gewand und einen Schleier oder auch einen weissen Mantel; von ihr strahlt wunderbares Licht aus; wo sie geht und steht, ist es glockenhell in der dunkelsten Nacht. Der Aufenthalt der Seelen, der Todtenaufenthalt ist nach dem germanischen Urglauben in dem glänzenden von der Sonne durchleuchteten blauen Himmel, im Himmelsfirmamente, auf dem Glasberge, d. i. auf dem glänzenden Berge, in Glerrhimin, Glaesisvellir, Glasir, wie der glänzende und leuchtende Aufenthaltsort der Seelen von dem gothischen Zeitworte glisa, glas, glêsum, glisans, nord. gles, glâsun, glesinn mit der Bedeutung glänzen, leuchten genannt wird.1) In diesem Lande Glaesisvellir soll ein Ort Odainsakr (Unsterblichkeitsfeld) liegen, wo Niemand stirbt, jeder Kranke genest, jeder Greis sich verjüngt. Der nordische Allvater, der ruhende Gott der Ewigkeit wohnt im höchsten Aether über den Sphären der sieben Planeten, welche die einzelnen jüngern Götter beherrschten. So ist auch bei den Aegyptern Phat oder Ptah, der Gott des Himmelslichtes, der Lichtgott, die Helle, das Licht, dessen Zeichen und Symbol das Feuer ist und der die Sonne geschaffen hat und bewegt. Die Griechen nennen diesen Gott Hephästos. Die Chaldäer hatten auf den armenischen Bergen, wo sie zuerst wohnten, gleichfalls den Lichtglauben sich erworben und Bel war den Chaldäern der Herr des Himmels und des Lichtes, welcher Himmel und Erde getheilt und die Menschen erschaffen hatte, der auf den höchsten Bergen über den Wolken thronte und den Sternen ihre Bahnen anwies.2) Bel, den Gott des Himmels, erkannten die Chaldäer in der mächtig wirkenden Kraft der Sonne, aber sie weihten ihm zugleich den fernsten und darum höchsten Wandelstern, den Saturn, welchen sie mit seinem 1) Mannhardt, gerrnanische Mythen, S. 332 ff. 2) Dunker,
Geschichte des Alterthums, I. S. 115 ff.
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die Breidalblik (Weitglanz) heisst. In der deutschen Volkssage wird die Todten- und Seelengöttin Holda, die weisse Frau, als eine Frau von wunderbarer Schönheit mit langem goldgelbem Haare beschrieben; ihr Leib ist so weiss wie Schnee; sie trägt ein langes weisses Gewand und einen Schleier oder auch einen weissen Mantel; von ihr strahlt wunderbares Licht aus; wo sie geht und steht, ist es glockenhell in der dunkelsten Nacht. Der Aufenthalt der Seelen, der Todtenaufenthalt ist nach dem germanischen Urglauben in dem glänzenden von der Sonne durchleuchteten blauen Himmel, im Himmelsfirmamente, auf dem Glasberge, d. i. auf dem glänzenden Berge, in Glerrhimin, Glaesisvellir, Glasir, wie der glänzende und leuchtende Aufenthaltsort der Seelen von dem gothischen Zeitworte glisa, glas, glêsum, glisans, nord. gles, glâsun, glesinn mit der Bedeutung glänzen, leuchten genannt wird. 1) In diesem Lande Glaesisvellir soll ein Ort Odainsakr (Unsterblichkeitsfeld) liegen, wo Niemand stirbt, jeder Kranke genest, jeder Greis sich verjüngt. Der nordische Allvater, der ruhende Gott der Ewigkeit wohnt im höchsten Aether über den Sphären der sieben Planeten, welche die einzelnen jüngern Götter beherrschten. So ist auch bei den Aegyptern Phat oder Ptah, der Gott des Himmelslichtes, der Lichtgott, die Helle, das Licht, dessen Zeichen und Symbol das Feuer ist und der die Sonne geschaffen hat und bewegt. Die Griechen nennen diesen Gott Hephästos. Die Chaldäer hatten auf den armenischen Bergen, wo sie zuerst wohnten, gleichfalls den Lichtglauben sich erworben und Bel war den Chaldäern der Herr des Himmels und des Lichtes, welcher Himmel und Erde getheilt und die Menschen erschaffen hatte, der auf den höchsten Bergen über den Wolken thronte und den Sternen ihre Bahnen anwies. 2) Bel, den Gott des Himmels, erkannten die Chaldäer in der mächtig wirkenden Kraft der Sonne, aber sie weihten ihm zugleich den fernsten und darum höchsten Wandelstern, den Saturn, welchen sie mit seinem
1) Mannhardt, gerrnanische Mythen, S. 332 ff.
2) Dunker, Geschichte des Alterthums, I. S. 115 ff.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/284>, abgerufen am 16.02.2025. |