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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Den Gott mit dem Hammer, den Lichtschöpfer, den Weltenschöpfer [fremdsprachliches Material], den Werkmeister des Alls'(Vicvakarman in der Sprache der Inder) den Welterbauer den grossen Baumeister (Ptah-Hephästos) des Weltalls stellte der oberste Priester, der Hierophant, d. i. der Vorzeiger des Heiligthums, oder der Mystagog, der Führer der Eingeweihten, dar. Er leitete die ganze Aufnahme und ertheilte das Licht, sprach: "Es werde Licht." Dabei tragen die obersten Priester gleich den Göttern eine blaue, weisse oder rothe Kleidung zur Erinnerung an das blaue Himmelszelt, an das reine Himmelslicht oder an das Feuer als Symbol des letztern; ähnlich sind die Tempel, die Kirchen, die Logen geschmückt. Die Sonne und der Mond wurden in den eleusinischen Geheimnissen durch den Oberfackelträger [fremdsprachliches Material] und den Altardiener [fremdsprachliches Material] versinnbildlicht, indem der Oberfackelträger mit den Attributen der Sonne und der Altardiener mit denen des Mondes bekleidet war. Bei den heutigen Maurern hängt es damit oder wenigstens mit den weit verbreiteten 3 grossen Lichtern zusammen, dass dem ersten Vorsteher sich gegenüber die Sonne erhebt und er die Sonnen-, Licht- oder Mittagskolonne zu leiten hat, während dem zweiten Vorsteher gegenüber der Mond sich senkt und ihm die Mond- oder Mitternachtskolonne untergeben ist. Der Meister vom Stuhl und die beiden ersten Vorsteher sind mithin die lebendigen Symbole der alten Götterdreiheit oder vielmehr des alten dreieinigen Gottes. Ob die heutigen Maurer sich zu dem Glauben an einen 3fachen oder 3einigen Gott bekennen wollen oder nicht, ist höchst gleichgültig und sieht jetzt nicht entfernt in Frage, indem es sich blos darum handelt, was vor Jahrhunderten und Jahrtausenden Jene gedacht haben, welche das Symbol einführten oder aus dem übrigen Zeitglauben aufnahmen und gläubig gebrauchten, nicht aber aus einem geschriebenen Katechismus gefühl- und gedankenlos auswendig lernten. Die geschichtliche Symbolik wäre in der That und Wahrheit in einer sehr peinlichen Lage, wenn sie auf die Gefühle und Gedanken der heutigen Freimaurer beschränkt wäre. Um daher ein für alle Mal jedes mögliche Missverständniss abzuschneiden, sei hier ausdrücklich bemerkt, dass

Den Gott mit dem Hammer, den Lichtschöpfer, den Weltenschöpfer [fremdsprachliches Material], den Werkmeister des Alls’(Vicvakarman in der Sprache der Inder) den Welterbauer den grossen Baumeister (Ptah-Hephästos) des Weltalls stellte der oberste Priester, der Hierophant, d. i. der Vorzeiger des Heiligthums, oder der Mystagog, der Führer der Eingeweihten, dar. Er leitete die ganze Aufnahme und ertheilte das Licht, sprach: „Es werde Licht.“ Dabei tragen die obersten Priester gleich den Göttern eine blaue, weisse oder rothe Kleidung zur Erinnerung an das blaue Himmelszelt, an das reine Himmelslicht oder an das Feuer als Symbol des letztern; ähnlich sind die Tempel, die Kirchen, die Logen geschmückt. Die Sonne und der Mond wurden in den eleusinischen Geheimnissen durch den Oberfackelträger [fremdsprachliches Material] und den Altardiener [fremdsprachliches Material] versinnbildlicht, indem der Oberfackelträger mit den Attributen der Sonne und der Altardiener mit denen des Mondes bekleidet war. Bei den heutigen Maurern hängt es damit oder wenigstens mit den weit verbreiteten 3 grossen Lichtern zusammen, dass dem ersten Vorsteher sich gegenüber die Sonne erhebt und er die Sonnen-, Licht- oder Mittagskolonne zu leiten hat, während dem zweiten Vorsteher gegenüber der Mond sich senkt und ihm die Mond- oder Mitternachtskolonne untergeben ist. Der Meister vom Stuhl und die beiden ersten Vorsteher sind mithin die lebendigen Symbole der alten Götterdreiheit oder vielmehr des alten dreieinigen Gottes. Ob die heutigen Maurer sich zu dem Glauben an einen 3fachen oder 3einigen Gott bekennen wollen oder nicht, ist höchst gleichgültig und sieht jetzt nicht entfernt in Frage, indem es sich blos darum handelt, was vor Jahrhunderten und Jahrtausenden Jene gedacht haben, welche das Symbol einführten oder aus dem übrigen Zeitglauben aufnahmen und gläubig gebrauchten, nicht aber aus einem geschriebenen Katechismus gefühl- und gedankenlos auswendig lernten. Die geschichtliche Symbolik wäre in der That und Wahrheit in einer sehr peinlichen Lage, wenn sie auf die Gefühle und Gedanken der heutigen Freimaurer beschränkt wäre. Um daher ein für alle Mal jedes mögliche Missverständniss abzuschneiden, sei hier ausdrücklich bemerkt, dass

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[233/0249] Den Gott mit dem Hammer, den Lichtschöpfer, den Weltenschöpfer _ , den Werkmeister des Alls’(Vicvakarman in der Sprache der Inder) den Welterbauer den grossen Baumeister (Ptah-Hephästos) des Weltalls stellte der oberste Priester, der Hierophant, d. i. der Vorzeiger des Heiligthums, oder der Mystagog, der Führer der Eingeweihten, dar. Er leitete die ganze Aufnahme und ertheilte das Licht, sprach: „Es werde Licht.“ Dabei tragen die obersten Priester gleich den Göttern eine blaue, weisse oder rothe Kleidung zur Erinnerung an das blaue Himmelszelt, an das reine Himmelslicht oder an das Feuer als Symbol des letztern; ähnlich sind die Tempel, die Kirchen, die Logen geschmückt. Die Sonne und der Mond wurden in den eleusinischen Geheimnissen durch den Oberfackelträger _ und den Altardiener _ versinnbildlicht, indem der Oberfackelträger mit den Attributen der Sonne und der Altardiener mit denen des Mondes bekleidet war. Bei den heutigen Maurern hängt es damit oder wenigstens mit den weit verbreiteten 3 grossen Lichtern zusammen, dass dem ersten Vorsteher sich gegenüber die Sonne erhebt und er die Sonnen-, Licht- oder Mittagskolonne zu leiten hat, während dem zweiten Vorsteher gegenüber der Mond sich senkt und ihm die Mond- oder Mitternachtskolonne untergeben ist. Der Meister vom Stuhl und die beiden ersten Vorsteher sind mithin die lebendigen Symbole der alten Götterdreiheit oder vielmehr des alten dreieinigen Gottes. Ob die heutigen Maurer sich zu dem Glauben an einen 3fachen oder 3einigen Gott bekennen wollen oder nicht, ist höchst gleichgültig und sieht jetzt nicht entfernt in Frage, indem es sich blos darum handelt, was vor Jahrhunderten und Jahrtausenden Jene gedacht haben, welche das Symbol einführten oder aus dem übrigen Zeitglauben aufnahmen und gläubig gebrauchten, nicht aber aus einem geschriebenen Katechismus gefühl- und gedankenlos auswendig lernten. Die geschichtliche Symbolik wäre in der That und Wahrheit in einer sehr peinlichen Lage, wenn sie auf die Gefühle und Gedanken der heutigen Freimaurer beschränkt wäre. Um daher ein für alle Mal jedes mögliche Missverständniss abzuschneiden, sei hier ausdrücklich bemerkt, dass

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/249>, abgerufen am 22.11.2024.