Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

Djupiter, Diespiter, Jupiter.1) Es muss ein Gott, ein Schöpfer sein, weil die Schöpfung ist, weil Sonne, Mond und die Sterne leuchten. Daher sind bei den arischen oder indo-germanischen Völkern die Sonne, der Mond und dazu auch die Sterne das ursprünglichste und allgemeinste Symbol der Gottheit, gleichsam die lebenden Zeugen und Bürgen Gottes. Das Feuer und das Licht sind nur die Symbole der Symbole. Die höchste Vorstellung Gottes bei den Indern ist eine unendlich strahlende Sonne. Da'her heisst es in der Bhagavad-Gita als Krischnas auf die Bitten des Ardchunas sich diesem in seinem wahren Wesen zeigt:

"Wenn hoch am Himmel urplötzlich von tausend Sonnen rings empor Licht flammte, gliche sein Strahlen dem Glanze dieses Erhabenen."

Ebenso wird Indra als der Gott des unermesslichen Glanzes geschildert. 2)

Im ägyptischen Todtenbuche, herausgegeben von Lepsius, Leipzig 1842, sagt Osiris von sich selbst: "Ich bin der Lichtgott, der Sohn des Lichtes; ich wohne im erhabenen Lande des Lichtes, geboren und gezogen im erhabenen Lande des Lichtes."

Die erhabenste Vorstellung von der Gottheit haben die Juden; denn ihnen ist Gott nicht allein der unsichtbare, sondern auch der unerblickbare; der Sterbliche vermag den Anblick des unendlichen Lichtes und Glanzes Gottes nicht zu ertragen. Daher wird Moses V. 4, 10 ff. gesagt, dass Gott vom Berge Horeb herab aus dem Feuer zu dem Volke Israels gesprochen und man ausser der Stimme keine Gestalt gewahrt habe. Noch schöner wird dieses bei Moses II. 33, 18 ff. dargestellt. Als Moses den Ewigen bittet, ihn doch seine Herrlichkeit sehen zu lassen, antwortet der Ewige:

"Er aber sprach, lass mich doch deine Herrlichkeit sehen. Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht

1) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 756; Gfrörer Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, Schaffhausen 1855, I. S. 180 vergl. mit S. 165; Spiegel, Avesta, I. S. 6; Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 96.
2) Lassen, a. a. O. I. S. 638, Anm. 1.

Djupiter, Diespiter, Jupiter.1) Es muss ein Gott, ein Schöpfer sein, weil die Schöpfung ist, weil Sonne, Mond und die Sterne leuchten. Daher sind bei den arischen oder indo-germanischen Völkern die Sonne, der Mond und dazu auch die Sterne das ursprünglichste und allgemeinste Symbol der Gottheit, gleichsam die lebenden Zeugen und Bürgen Gottes. Das Feuer und das Licht sind nur die Symbole der Symbole. Die höchste Vorstellung Gottes bei den Indern ist eine unendlich strahlende Sonne. Da’her heisst es in der Bhagavad-Gitá als Krischnas auf die Bitten des Ardchunas sich diesem in seinem wahren Wesen zeigt:

„Wenn hoch am Himmel urplötzlich von tausend Sonnen rings empor Licht flammte, gliche sein Strahlen dem Glanze dieses Erhabenen.“

Ebenso wird Indra als der Gott des unermesslichen Glanzes geschildert. 2)

Im ägyptischen Todtenbuche, herausgegeben von Lepsius, Leipzig 1842, sagt Osiris von sich selbst: „Ich bin der Lichtgott, der Sohn des Lichtes; ich wohne im erhabenen Lande des Lichtes, geboren und gezogen im erhabenen Lande des Lichtes.“

Die erhabenste Vorstellung von der Gottheit haben die Juden; denn ihnen ist Gott nicht allein der unsichtbare, sondern auch der unerblickbare; der Sterbliche vermag den Anblick des unendlichen Lichtes und Glanzes Gottes nicht zu ertragen. Daher wird Moses V. 4, 10 ff. gesagt, dass Gott vom Berge Horeb herab aus dem Feuer zu dem Volke Israels gesprochen und man ausser der Stimme keine Gestalt gewahrt habe. Noch schöner wird dieses bei Moses II. 33, 18 ff. dargestellt. Als Moses den Ewigen bittet, ihn doch seine Herrlichkeit sehen zu lassen, antwortet der Ewige:

„Er aber sprach, lass mich doch deine Herrlichkeit sehen. Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht

1) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 756; Gfrörer Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, Schaffhausen 1855, I. S. 180 vergl. mit S. 165; Spiegel, Avesta, I. S. 6; Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 96.
2) Lassen, a. a. O. I. S. 638, Anm. 1.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0241" n="225"/>
Djupiter, Diespiter, Jupiter.<note place="foot" n="1)">Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 756;
 Gfrörer Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, Schaffhausen 1855, I. S. 180 vergl. mit S. 165;
 Spiegel, Avesta, I. S. 6; Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 96.</note> Es muss ein Gott, ein
 Schöpfer sein, weil die Schöpfung ist, weil Sonne, Mond und die Sterne leuchten. Daher sind bei den
 arischen oder indo-germanischen Völkern die Sonne, der Mond und dazu auch die Sterne das
 ursprünglichste und allgemeinste Symbol der Gottheit, gleichsam die lebenden Zeugen und Bürgen
 Gottes. Das Feuer und das Licht sind nur die Symbole der Symbole. Die höchste Vorstellung Gottes bei
 den Indern ist eine unendlich strahlende Sonne. Da&#x2019;her heisst es in der Bhagavad-Gitá als Krischnas
 auf die Bitten des Ardchunas sich diesem in seinem wahren Wesen zeigt:</p>
        <cit rendition="#et">
          <quote> &#x201E;Wenn hoch am Himmel urplötzlich von tausend Sonnen rings empor Licht flammte, gliche sein
 Strahlen dem Glanze dieses Erhabenen.&#x201C;</quote>
        </cit>
        <p> Ebenso wird Indra als der Gott des unermesslichen Glanzes geschildert. <note place="foot" n="2)">Lassen, a. a. O. I. S. 638, Anm. 1.</note></p>
        <p> Im ägyptischen Todtenbuche, herausgegeben von Lepsius, Leipzig 1842, sagt Osiris von sich
 selbst: &#x201E;Ich bin der Lichtgott, der Sohn des Lichtes; ich wohne im erhabenen Lande des Lichtes,
 geboren und gezogen im erhabenen Lande des Lichtes.&#x201C;</p>
        <p> Die erhabenste Vorstellung von der Gottheit haben die Juden; denn ihnen ist Gott nicht allein
 der unsichtbare, sondern auch der unerblickbare; der Sterbliche vermag den Anblick des unendlichen
 Lichtes und Glanzes Gottes nicht zu ertragen. Daher wird Moses V. 4, 10 ff. gesagt, dass Gott vom
 Berge Horeb herab aus dem Feuer zu dem Volke Israels gesprochen und man ausser der Stimme keine
 Gestalt gewahrt habe. Noch schöner wird dieses bei Moses II. 33, 18 ff. dargestellt. Als Moses den
 Ewigen bittet, ihn doch seine Herrlichkeit sehen zu lassen, antwortet der Ewige:</p>
        <p> &#x201E;Er aber sprach, lass mich doch deine Herrlichkeit sehen. Und er sprach: Ich will vor deinem
 Angesicht
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[225/0241] Djupiter, Diespiter, Jupiter. 1) Es muss ein Gott, ein Schöpfer sein, weil die Schöpfung ist, weil Sonne, Mond und die Sterne leuchten. Daher sind bei den arischen oder indo-germanischen Völkern die Sonne, der Mond und dazu auch die Sterne das ursprünglichste und allgemeinste Symbol der Gottheit, gleichsam die lebenden Zeugen und Bürgen Gottes. Das Feuer und das Licht sind nur die Symbole der Symbole. Die höchste Vorstellung Gottes bei den Indern ist eine unendlich strahlende Sonne. Da’her heisst es in der Bhagavad-Gitá als Krischnas auf die Bitten des Ardchunas sich diesem in seinem wahren Wesen zeigt: „Wenn hoch am Himmel urplötzlich von tausend Sonnen rings empor Licht flammte, gliche sein Strahlen dem Glanze dieses Erhabenen.“ Ebenso wird Indra als der Gott des unermesslichen Glanzes geschildert. 2) Im ägyptischen Todtenbuche, herausgegeben von Lepsius, Leipzig 1842, sagt Osiris von sich selbst: „Ich bin der Lichtgott, der Sohn des Lichtes; ich wohne im erhabenen Lande des Lichtes, geboren und gezogen im erhabenen Lande des Lichtes.“ Die erhabenste Vorstellung von der Gottheit haben die Juden; denn ihnen ist Gott nicht allein der unsichtbare, sondern auch der unerblickbare; der Sterbliche vermag den Anblick des unendlichen Lichtes und Glanzes Gottes nicht zu ertragen. Daher wird Moses V. 4, 10 ff. gesagt, dass Gott vom Berge Horeb herab aus dem Feuer zu dem Volke Israels gesprochen und man ausser der Stimme keine Gestalt gewahrt habe. Noch schöner wird dieses bei Moses II. 33, 18 ff. dargestellt. Als Moses den Ewigen bittet, ihn doch seine Herrlichkeit sehen zu lassen, antwortet der Ewige: „Er aber sprach, lass mich doch deine Herrlichkeit sehen. Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht 1) Lassen, indische Alterthumskunde, I. S. 756; Gfrörer Urgeschichte des menschlichen Geschlechts, Schaffhausen 1855, I. S. 180 vergl. mit S. 165; Spiegel, Avesta, I. S. 6; Wollheim, Mythol. des alten Indien, S. 96. 2) Lassen, a. a. O. I. S. 638, Anm. 1.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/241
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/241>, abgerufen am 24.11.2024.