Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.Sterben. Es sind die beiden Säulen, welche der Sonnengott Herakles am Ende seiner Bahn, am Ende der Erde sich selbst setzt und niemals überschreitet; es sind die beiden Sonnenwenden und Sonnenschranken, die Sonne auf der höchsten Spitze ihrer Bahn und am Ende derselben. Von dem Sonnengotte heissen die Säulen auch Sets oder Seth's Säulen, da Set zufolge, Bunsen, a. a. O., V. S. 291, der älteste urkundliche Name des Sonnengottes ist. Nach dem Sonnengotte ist bei den Aegyptern auch der Sirius oder Hundsstern Sothis genannt worden, weil die Sonne ihre höchste Kraft erlangt, wenn sie im Hundssterne steht, bei ihm angekommen ist, oder vielmehr mit dem Frühaufgange, Heliakalaufgange des Sirius, weshalb bei den Aegyptern alsdann das Jahr endete und neu anfing. Set bedeutet übrigens im Hebräischen wie im Aegyptischen auch die Säule selbst, überhaupt das Aufrechte, Aufgerichtete, das Hohe. Die hohe Säule weiset auf den Höchsten, auf den im hohen Himmel thronenden Gott; sie trägt gleich der Opferflamme den Menschen und sein Gebet von der Erde zu dem himmlischen Vater empor. Der Mensch, Enosch im Hebräischen, ist der Sohn, das Kind des Set, des Sonnengottes; der Mensch ist auch Licht von dem ewigen Lichte. Die Säulen tragen daher nicht blos den Namen Set's oder dem Gotte errichtete Säulen, sondern auch Enoschs oder Enochs, d. h. von den Menschen geweihte Säulen.1) Die Säulen sind das einigende Band zwischen dem Vater im Himmel, Set, und dem Menschen auf Erden, Enosch; sie sind der gemeinsame Weg, auf dem Gott zu seinen Kindern auf die Erde herabsteigt, und die Kinder wieder von der Erde zu ihm sich erheben. - Die Säulen trugen gewöhnlich eine weihende Inschrift und heissen daher in der Geschichte des phönicischen Sanchuniathons Ammunea, Säulen mit alter heiliger Schrift.2) Vielleicht dürfen auch die zwei Cherubim auf dem Deckel der jüdischen Bundeslade, welche Polak, Encyklopädie für Freimaurer I. S. 349, als das Symbol des Osiris 1) Vergl. auch Krause, Kunsturkunden, II. 1. S. 63 u. S. 138, Anm
1. 2) Bunsen, a. a. O., V. S. 293.
Sterben. Es sind die beiden Säulen, welche der Sonnengott Herakles am Ende seiner Bahn, am Ende der Erde sich selbst setzt und niemals überschreitet; es sind die beiden Sonnenwenden und Sonnenschranken, die Sonne auf der höchsten Spitze ihrer Bahn und am Ende derselben. Von dem Sonnengotte heissen die Säulen auch Sets oder Seth’s Säulen, da Set zufolge, Bunsen, a. a. O., V. S. 291, der älteste urkundliche Name des Sonnengottes ist. Nach dem Sonnengotte ist bei den Aegyptern auch der Sirius oder Hundsstern Sothis genannt worden, weil die Sonne ihre höchste Kraft erlangt, wenn sie im Hundssterne steht, bei ihm angekommen ist, oder vielmehr mit dem Frühaufgange, Heliakalaufgange des Sirius, weshalb bei den Aegyptern alsdann das Jahr endete und neu anfing. Set bedeutet übrigens im Hebräischen wie im Aegyptischen auch die Säule selbst, überhaupt das Aufrechte, Aufgerichtete, das Hohe. Die hohe Säule weiset auf den Höchsten, auf den im hohen Himmel thronenden Gott; sie trägt gleich der Opferflamme den Menschen und sein Gebet von der Erde zu dem himmlischen Vater empor. Der Mensch, Enosch im Hebräischen, ist der Sohn, das Kind des Set, des Sonnengottes; der Mensch ist auch Licht von dem ewigen Lichte. Die Säulen tragen daher nicht blos den Namen Set’s oder dem Gotte errichtete Säulen, sondern auch Enoschs oder Enochs, d. h. von den Menschen geweihte Säulen.1) Die Säulen sind das einigende Band zwischen dem Vater im Himmel, Set, und dem Menschen auf Erden, Enosch; sie sind der gemeinsame Weg, auf dem Gott zu seinen Kindern auf die Erde herabsteigt, und die Kinder wieder von der Erde zu ihm sich erheben. – Die Säulen trugen gewöhnlich eine weihende Inschrift und heissen daher in der Geschichte des phönicischen Sanchuniathons Ammunea, Säulen mit alter heiliger Schrift.2) Vielleicht dürfen auch die zwei Cherubim auf dem Deckel der jüdischen Bundeslade, welche Polak, Encyklopädie für Freimaurer I. S. 349, als das Symbol des Osiris 1) Vergl. auch Krause, Kunsturkunden, II. 1. S. 63 u. S. 138, Anm
1. 2) Bunsen, a. a. O., V. S. 293.
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Sterben. Es sind die beiden Säulen, welche der Sonnengott Herakles am Ende seiner Bahn, am Ende der Erde sich selbst setzt und niemals überschreitet; es sind die beiden Sonnenwenden und Sonnenschranken, die Sonne auf der höchsten Spitze ihrer Bahn und am Ende derselben. Von dem Sonnengotte heissen die Säulen auch Sets oder Seth’s Säulen, da Set zufolge, Bunsen, a. a. O., V. S. 291, der älteste urkundliche Name des Sonnengottes ist. Nach dem Sonnengotte ist bei den Aegyptern auch der Sirius oder Hundsstern Sothis genannt worden, weil die Sonne ihre höchste Kraft erlangt, wenn sie im Hundssterne steht, bei ihm angekommen ist, oder vielmehr mit dem Frühaufgange, Heliakalaufgange des Sirius, weshalb bei den Aegyptern alsdann das Jahr endete und neu anfing. Set bedeutet übrigens im Hebräischen wie im Aegyptischen auch die Säule selbst, überhaupt das Aufrechte, Aufgerichtete, das Hohe. Die hohe Säule weiset auf den Höchsten, auf den im hohen Himmel thronenden Gott; sie trägt gleich der Opferflamme den Menschen und sein Gebet von der Erde zu dem himmlischen Vater empor. Der Mensch, Enosch im Hebräischen, ist der Sohn, das Kind des Set, des Sonnengottes; der Mensch ist auch Licht von dem ewigen Lichte. Die Säulen tragen daher nicht blos den Namen Set’s oder dem Gotte errichtete Säulen, sondern auch Enoschs oder Enochs, d. h. von den Menschen geweihte Säulen. 1) Die Säulen sind das einigende Band zwischen dem Vater im Himmel, Set, und dem Menschen auf Erden, Enosch; sie sind der gemeinsame Weg, auf dem Gott zu seinen Kindern auf die Erde herabsteigt, und die Kinder wieder von der Erde zu ihm sich erheben. – Die Säulen trugen gewöhnlich eine weihende Inschrift und heissen daher in der Geschichte des phönicischen Sanchuniathons Ammunea, Säulen mit alter heiliger Schrift. 2)
Vielleicht dürfen auch die zwei Cherubim auf dem Deckel der jüdischen Bundeslade, welche Polak, Encyklopädie für Freimaurer I. S. 349, als das Symbol des Osiris
1) Vergl. auch Krause, Kunsturkunden, II. 1. S. 63 u. S. 138, Anm 1.
2) Bunsen, a. a. O., V. S. 293.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/224>, abgerufen am 18.07.2024. |