Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.mit ihrem Namen Askr nennt. Die peloponnesische Sage lässt den Phoroneus, den ersten Menschen und König, von dem Flussgotte Inachos und der Melia, also der Esche abstammen. Jedoch ist hier, wie schon berührt, der Baum und namentlich die germanische Weltesche Yggdrasil d. i. das (Wolken-) Ross oder der Träger des Ygg oder des schrecklichen Odhin,1) denn Odhin hiess auch Yggr, Schrecken,2) - nur das Bild der Wolken, des Wetterbaumes und die menschenerzeugenden Bäume sind somit gleich den Kindsbrunnen der weissen Frau und der Kore oder Proserpina.3) Auch in Italien scheint die Vorstellung von dem Ursprunge des menschlichen Geschlechts von Bäumen volksthümlich gewesen zu sein.4) Dem Faunus, dem Urmenschen des Waldes, war daher auch der wilde Oelbaum geheiligt. Im eigentlichen Griechenland findet sich der Glauben von der Entstehung des menschlichen Geschlechts aus Bäumen weniger.5) Die Abstammung des menschlichen Geschlechts von Bäumen hat übrigens im Deutschen die Begriffe und Wörter Stamm (eines Volkes, eines Geschlechts, einer Familie), abstammen - aus dem Stamme oder Baume entsprungen, - Stammhalter, Stammbaum u. s. w. erzeugt. 6) Endlich gehören in diesen Vorstellungskreis der Wetterwolken als Bäume auch die Vorstellung der Bäume mit goldenen Aepfeln, indem diese Bäume nichts anders sind als die Wolken, in denen in Kugel- oder Tropfgestalt die goldenen Blitze rollen.7) Dieses sind in der griechischen Mythologie die goldenen Aepfel der Hesperiden und in der nordischen die goldenen Aepfel ldunens, welche die (Wolken-) Götter essen, um sich zu verjüngen. Der Granatapfel ist wohl nur das Symbol des goldenen Blitzapfels. Der phönicischen Astarte war der Granatapfel z. B. ge- 1) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 132. 2) Menzel, Odin, S. 15. 3) Kuhn, a. a. O., S. 25. 104 ff. 131. 4) Kuhn, a. a. O., S. 179; Preller, röm.
Mythologie, S. 341. 5) Preller, griech. Mythologie, I. S.
57. 6) Kuhn, a. a. O., S. 235. 7) Schwartz, Ursprung der
Mythologie, S. 136, Anm. 1.
mit ihrem Namen Askr nennt. Die peloponnesische Sage lässt den Phoroneus, den ersten Menschen und König, von dem Flussgotte Inachos und der Melia, also der Esche abstammen. Jedoch ist hier, wie schon berührt, der Baum und namentlich die germanische Weltesche Yggdrasil d. i. das (Wolken-) Ross oder der Träger des Ygg oder des schrecklichen Odhin,1) denn Odhin hiess auch Yggr, Schrecken,2) – nur das Bild der Wolken, des Wetterbaumes und die menschenerzeugenden Bäume sind somit gleich den Kindsbrunnen der weissen Frau und der Kore oder Proserpina.3) Auch in Italien scheint die Vorstellung von dem Ursprunge des menschlichen Geschlechts von Bäumen volksthümlich gewesen zu sein.4) Dem Faunus, dem Urmenschen des Waldes, war daher auch der wilde Oelbaum geheiligt. Im eigentlichen Griechenland findet sich der Glauben von der Entstehung des menschlichen Geschlechts aus Bäumen weniger.5) Die Abstammung des menschlichen Geschlechts von Bäumen hat übrigens im Deutschen die Begriffe und Wörter Stamm (eines Volkes, eines Geschlechts, einer Familie), abstammen – aus dem Stamme oder Baume entsprungen, – Stammhalter, Stammbaum u. s. w. erzeugt. 6) Endlich gehören in diesen Vorstellungskreis der Wetterwolken als Bäume auch die Vorstellung der Bäume mit goldenen Aepfeln, indem diese Bäume nichts anders sind als die Wolken, in denen in Kugel- oder Tropfgestalt die goldenen Blitze rollen.7) Dieses sind in der griechischen Mythologie die goldenen Aepfel der Hesperiden und in der nordischen die goldenen Aepfel ldunens, welche die (Wolken-) Götter essen, um sich zu verjüngen. Der Granatapfel ist wohl nur das Symbol des goldenen Blitzapfels. Der phönicischen Astarte war der Granatapfel z. B. ge- 1) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 132. 2) Menzel, Odin, S. 15. 3) Kuhn, a. a. O., S. 25. 104 ff. 131. 4) Kuhn, a. a. O., S. 179; Preller, röm.
Mythologie, S. 341. 5) Preller, griech. Mythologie, I. S.
57. 6) Kuhn, a. a. O., S. 235. 7) Schwartz, Ursprung der
Mythologie, S. 136, Anm. 1.
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mit ihrem Namen Askr nennt. Die peloponnesische Sage lässt den Phoroneus, den ersten Menschen und König, von dem Flussgotte Inachos und der Melia, also der Esche abstammen. Jedoch ist hier, wie schon berührt, der Baum und namentlich die germanische Weltesche Yggdrasil d. i. das (Wolken-) Ross oder der Träger des Ygg oder des schrecklichen Odhin, 1) denn Odhin hiess auch Yggr, Schrecken, 2) – nur das Bild der Wolken, des Wetterbaumes und die menschenerzeugenden Bäume sind somit gleich den Kindsbrunnen der weissen Frau und der Kore oder Proserpina. 3) Auch in Italien scheint die Vorstellung von dem Ursprunge des menschlichen Geschlechts von Bäumen volksthümlich gewesen zu sein. 4) Dem Faunus, dem Urmenschen des Waldes, war daher auch der wilde Oelbaum geheiligt. Im eigentlichen Griechenland findet sich der Glauben von der Entstehung des menschlichen Geschlechts aus Bäumen weniger. 5) Die Abstammung des menschlichen Geschlechts von Bäumen hat übrigens im Deutschen die Begriffe und Wörter Stamm (eines Volkes, eines Geschlechts, einer Familie), abstammen – aus dem Stamme oder Baume entsprungen, – Stammhalter, Stammbaum u. s. w. erzeugt. 6)
Endlich gehören in diesen Vorstellungskreis der Wetterwolken als Bäume auch die Vorstellung der Bäume mit goldenen Aepfeln, indem diese Bäume nichts anders sind als die Wolken, in denen in Kugel- oder Tropfgestalt die goldenen Blitze rollen. 7) Dieses sind in der griechischen Mythologie die goldenen Aepfel der Hesperiden und in der nordischen die goldenen Aepfel ldunens, welche die (Wolken-) Götter essen, um sich zu verjüngen. Der Granatapfel ist wohl nur das Symbol des goldenen Blitzapfels. Der phönicischen Astarte war der Granatapfel z. B. ge-
1) Kuhn, die Herabkunft des Feuers, S. 132.
2) Menzel, Odin, S. 15.
3) Kuhn, a. a. O., S. 25. 104 ff. 131.
4) Kuhn, a. a. O., S. 179; Preller, röm. Mythologie, S. 341.
5) Preller, griech. Mythologie, I. S. 57.
6) Kuhn, a. a. O., S. 235.
7) Schwartz, Ursprung der Mythologie, S. 136, Anm. 1.
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Zitationshilfe: | Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/172>, abgerufen am 16.07.2024. |