Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.kündet dem Gesellen der Buchstabe G, die Geometrie, in dem fünfeckigen flammenden Sterne, in dem pythagoräischen Pentalpha. Der Maurergeselle, welcher treu und fleissig die Messkunst oder Geometrie übet, - welcher niemals das Winkelmass anzulegen unterlässt, wird in seinem Herzen und Geiste stets mehr gesund werden und in diesem Sinne ist auch dem Maurergesellen wie einst dem Pythagoras der regelmässig in sich selbst zurückkehrende fünfeckige Stern das Symbol des sittlichen und geistigen Wohlbefindens und Wohlverhaltens (Hugiea). Die Maurerei ist nicht allein die sittliche Messkunst, sie ist auch die sittliche Gesundheitslehre. Die Masonen sind auch die Therapeuten, die Seelenärzte, die Pfleger und Stärker des Gemüthes und des Geistes. Das Mittel zur Erlangung dieser Gesundheit, gleichsam die Gesundheit selbst ist das Winkelmass, das rechte Mass in allen Dingen, sit modus in rebus, - moderatio. Moderatio bezeichnet hier aber weniger die Tugend der Mässigung als die Kunst des rechten Lebensmasses, des geraden und rechtwinkligen Lebensschrittes, - der rechten Richtung - in Gedanken, Worten und Werken, - die sittliche und geistige Geometrie. Den rechten Schritt und das rechte Mass, die Gesundheit des Herzens und des Geistes kann nur finden und sich erhalten, wer beständig prüft, welchen Weg er wandele, - der das Unmässige erforscht und meidet, - der die Krankheiten seiner selbst kennet und heilet, wirklich ein Therapeute ist. In dem vorgehaltenen Spiegel soll der Maurer seine Seelen- und Geisteskrankheiten erkennen, um sie heilen und gesund werden zu können; der nach der Gesundheit verlangende Kranke stellt in dem Spiegel, in der Selbsterkenntniss sich die Diagnose. Wie durch den Spiegel die Maurerei den Menschen zur Erkenntniss seiner selbst, zur Erkenntniss seiner Gebrechen und Schwächen und damit zur Selbstvervollkommnung, zur Tugend und Gesundheit leiten will, ebenso will sie dieses durch die Kammer des stillen Nachdenkens und das auferlegte Stillschweigen bei dem Lehrlinge und Gesellen erreichen. So soll auch schon der Aufnahme in die ägyptischen Mysterien ein achtzehntägiges Stillschweigen, welches man die Reinigung der Seele nannte, kündet dem Gesellen der Buchstabe G, die Geometrie, in dem fünfeckigen flammenden Sterne, in dem pythagoräischen Pentalpha. Der Maurergeselle, welcher treu und fleissig die Messkunst oder Geometrie übet, – welcher niemals das Winkelmass anzulegen unterlässt, wird in seinem Herzen und Geiste stets mehr gesund werden und in diesem Sinne ist auch dem Maurergesellen wie einst dem Pythagoras der regelmässig in sich selbst zurückkehrende fünfeckige Stern das Symbol des sittlichen und geistigen Wohlbefindens und Wohlverhaltens (Hugiea). Die Maurerei ist nicht allein die sittliche Messkunst, sie ist auch die sittliche Gesundheitslehre. Die Masonen sind auch die Therapeuten, die Seelenärzte, die Pfleger und Stärker des Gemüthes und des Geistes. Das Mittel zur Erlangung dieser Gesundheit, gleichsam die Gesundheit selbst ist das Winkelmass, das rechte Mass in allen Dingen, sit modus in rebus, – moderatio. Moderatio bezeichnet hier aber weniger die Tugend der Mässigung als die Kunst des rechten Lebensmasses, des geraden und rechtwinkligen Lebensschrittes, – der rechten Richtung – in Gedanken, Worten und Werken, – die sittliche und geistige Geometrie. Den rechten Schritt und das rechte Mass, die Gesundheit des Herzens und des Geistes kann nur finden und sich erhalten, wer beständig prüft, welchen Weg er wandele, – der das Unmässige erforscht und meidet, – der die Krankheiten seiner selbst kennet und heilet, wirklich ein Therapeute ist. In dem vorgehaltenen Spiegel soll der Maurer seine Seelen- und Geisteskrankheiten erkennen, um sie heilen und gesund werden zu können; der nach der Gesundheit verlangende Kranke stellt in dem Spiegel, in der Selbsterkenntniss sich die Diagnose. Wie durch den Spiegel die Maurerei den Menschen zur Erkenntniss seiner selbst, zur Erkenntniss seiner Gebrechen und Schwächen und damit zur Selbstvervollkommnung, zur Tugend und Gesundheit leiten will, ebenso will sie dieses durch die Kammer des stillen Nachdenkens und das auferlegte Stillschweigen bei dem Lehrlinge und Gesellen erreichen. So soll auch schon der Aufnahme in die ägyptischen Mysterien ein achtzehntägiges Stillschweigen, welches man die Reinigung der Seele nannte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0121" n="105"/> kündet dem Gesellen der Buchstabe G, die Geometrie, in dem fünfeckigen flammenden Sterne, in dem pythagoräischen Pentalpha. 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Moderatio bezeichnet hier aber weniger die Tugend der Mässigung als die Kunst des rechten Lebensmasses, des geraden und rechtwinkligen Lebensschrittes, – der rechten Richtung – in Gedanken, Worten und Werken, – die sittliche und geistige Geometrie. Den rechten Schritt und das rechte Mass, die Gesundheit des Herzens und des Geistes kann nur finden und sich erhalten, wer beständig prüft, welchen Weg er wandele, – der das Unmässige erforscht und meidet, – der die Krankheiten seiner selbst kennet und heilet, wirklich ein Therapeute ist. In dem vorgehaltenen Spiegel soll der Maurer seine Seelen- und Geisteskrankheiten erkennen, um sie heilen und gesund werden zu können; der nach der Gesundheit verlangende Kranke stellt in dem Spiegel, in der Selbsterkenntniss sich die Diagnose. Wie durch den Spiegel die Maurerei den Menschen zur Erkenntniss seiner selbst, zur Erkenntniss seiner Gebrechen und Schwächen und damit zur Selbstvervollkommnung, zur Tugend und Gesundheit leiten will, ebenso will sie dieses durch die Kammer des stillen Nachdenkens und das auferlegte Stillschweigen bei dem Lehrlinge und Gesellen erreichen. So soll auch schon der Aufnahme in die ägyptischen Mysterien ein achtzehntägiges Stillschweigen, welches man die Reinigung der Seele nannte, </p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0121]
kündet dem Gesellen der Buchstabe G, die Geometrie, in dem fünfeckigen flammenden Sterne, in dem pythagoräischen Pentalpha. Der Maurergeselle, welcher treu und fleissig die Messkunst oder Geometrie übet, – welcher niemals das Winkelmass anzulegen unterlässt, wird in seinem Herzen und Geiste stets mehr gesund werden und in diesem Sinne ist auch dem Maurergesellen wie einst dem Pythagoras der regelmässig in sich selbst zurückkehrende fünfeckige Stern das Symbol des sittlichen und geistigen Wohlbefindens und Wohlverhaltens (Hugiea). Die Maurerei ist nicht allein die sittliche Messkunst, sie ist auch die sittliche Gesundheitslehre. Die Masonen sind auch die Therapeuten, die Seelenärzte, die Pfleger und Stärker des Gemüthes und des Geistes. Das Mittel zur Erlangung dieser Gesundheit, gleichsam die Gesundheit selbst ist das Winkelmass, das rechte Mass in allen Dingen, sit modus in rebus, – moderatio. Moderatio bezeichnet hier aber weniger die Tugend der Mässigung als die Kunst des rechten Lebensmasses, des geraden und rechtwinkligen Lebensschrittes, – der rechten Richtung – in Gedanken, Worten und Werken, – die sittliche und geistige Geometrie. Den rechten Schritt und das rechte Mass, die Gesundheit des Herzens und des Geistes kann nur finden und sich erhalten, wer beständig prüft, welchen Weg er wandele, – der das Unmässige erforscht und meidet, – der die Krankheiten seiner selbst kennet und heilet, wirklich ein Therapeute ist. In dem vorgehaltenen Spiegel soll der Maurer seine Seelen- und Geisteskrankheiten erkennen, um sie heilen und gesund werden zu können; der nach der Gesundheit verlangende Kranke stellt in dem Spiegel, in der Selbsterkenntniss sich die Diagnose. Wie durch den Spiegel die Maurerei den Menschen zur Erkenntniss seiner selbst, zur Erkenntniss seiner Gebrechen und Schwächen und damit zur Selbstvervollkommnung, zur Tugend und Gesundheit leiten will, ebenso will sie dieses durch die Kammer des stillen Nachdenkens und das auferlegte Stillschweigen bei dem Lehrlinge und Gesellen erreichen. So soll auch schon der Aufnahme in die ägyptischen Mysterien ein achtzehntägiges Stillschweigen, welches man die Reinigung der Seele nannte,
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