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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Stiele hinter allen Pflanzen, Kräutern und Blumen, - dreier Körner oder Striche hinter Allem, was dem Mineralreiche angehört, - und dreier Wellenlinien hinter allen Flüssigkeiten.1) Um den Plural zu bezeichnen, wurde in der ägyptischen Hieroglyphik zunächst das Bild oder der Anfangsbuchstaben des phonetisch geschriebenen Wortes oder das Determinativ verdreifacht;2) die gewöhnlichste Art der Pluralbezeichnung aber, welche sich in unzähligen Beispielen auf den noch erhaltenen ägyptischen Denkmalen vorfindet, war jedoch die, dass dem Bilde drei Striche beigefügt wurden.3) Ebenso wurde nch Champollion, um den Superlativ zu bezeichnen, das Eigenschaftswort verdoppelt oder verdreifacht: der dreimal Grosse Thot oder Hermes Trismegistus ist der Grösste.4) Den Dual, die Zweizahl, deutete die ägyptische Hieroglyphik durch Verdoppelung des Anfangsbildes oder Anfangsbuchstabens oder auch durch zwei Striche an. Nach ägyptischem Vorbilde gebrauchen nun auch die Maurer, welche keinen Dual haben, einfach die Verdoppelung des Bildes oder des Anfangsbuchstabens, z. B. [fremdsprachliches Material] oder BBr [fremdsprachliches Material], SSchw [fremdsprachliches Material], zur Bezeichnung der Mehrzahl, und drei Punkte dienen bei ihnen als allgemeines Abkürzungszeichen, d. h. bezeichnen die Mehrzahl der fehlenden Buchstaben, sind daher an sich die ägyptische Pluralbezeichnung der drei Striche. Selbst im allgemeinen Volksleben möchte es ein Ueberrest ägyptischer Sitte sein, dass Leute, welche nicht schreiben können, sich mit 3 Kreuzen unterzeichnen, d. h. durch drei ägyptische Striche ihren Namen andeuten oder abgekürzt geben. Gleichfalls auf Aegypten dürfte es zurückzuleiten sein, dass die Juristen in erbrechtlichen Stammbäumen oder auf erbrechtlichen Tafeln die Männer durch einen Kreis und die Frauen durch ein Viereck oder auch Dreieck bezeichnen. In der ägyptischen Hieroglyphik wurde das weibliche Geschlecht durch einen Halbkreis oder auch durch einen Halbkreis und ein

1) Uhlemann, a. a. O., I. S. 62.
2) Uhlemann, a. a. O., I. S. 63.
3) Uhlemann, a. a. O., I. S. 62.
4) Uhlemann, a. a. O., II. S. 171.


Stiele hinter allen Pflanzen, Kräutern und Blumen, – dreier Körner oder Striche hinter Allem, was dem Mineralreiche angehört, – und dreier Wellenlinien hinter allen Flüssigkeiten.1) Um den Plural zu bezeichnen, wurde in der ägyptischen Hieroglyphik zunächst das Bild oder der Anfangsbuchstaben des phonetisch geschriebenen Wortes oder das Determinativ verdreifacht;2) die gewöhnlichste Art der Pluralbezeichnung aber, welche sich in unzähligen Beispielen auf den noch erhaltenen ägyptischen Denkmalen vorfindet, war jedoch die, dass dem Bilde drei Striche beigefügt wurden.3) Ebenso wurde nch Champollion, um den Superlativ zu bezeichnen, das Eigenschaftswort verdoppelt oder verdreifacht: der dreimal Grosse Thot oder Hermes Trismegistus ist der Grösste.4) Den Dual, die Zweizahl, deutete die ägyptische Hieroglyphik durch Verdoppelung des Anfangsbildes oder Anfangsbuchstabens oder auch durch zwei Striche an. Nach ägyptischem Vorbilde gebrauchen nun auch die Maurer, welche keinen Dual haben, einfach die Verdoppelung des Bildes oder des Anfangsbuchstabens, z. B. [fremdsprachliches Material] oder BBr [fremdsprachliches Material], SSchw [fremdsprachliches Material], zur Bezeichnung der Mehrzahl, und drei Punkte dienen bei ihnen als allgemeines Abkürzungszeichen, d. h. bezeichnen die Mehrzahl der fehlenden Buchstaben, sind daher an sich die ägyptische Pluralbezeichnung der drei Striche. Selbst im allgemeinen Volksleben möchte es ein Ueberrest ägyptischer Sitte sein, dass Leute, welche nicht schreiben können, sich mit 3 Kreuzen unterzeichnen, d. h. durch drei ägyptische Striche ihren Namen andeuten oder abgekürzt geben. Gleichfalls auf Aegypten dürfte es zurückzuleiten sein, dass die Juristen in erbrechtlichen Stammbäumen oder auf erbrechtlichen Tafeln die Männer durch einen Kreis und die Frauen durch ein Viereck oder auch Dreieck bezeichnen. In der ägyptischen Hieroglyphik wurde das weibliche Geschlecht durch einen Halbkreis oder auch durch einen Halbkreis und ein

1) Uhlemann, a. a. O., I. S. 62.
2) Uhlemann, a. a. O., I. S. 63.
3) Uhlemann, a. a. O., I. S. 62.
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[94/0110] Stiele hinter allen Pflanzen, Kräutern und Blumen, – dreier Körner oder Striche hinter Allem, was dem Mineralreiche angehört, – und dreier Wellenlinien hinter allen Flüssigkeiten. 1) Um den Plural zu bezeichnen, wurde in der ägyptischen Hieroglyphik zunächst das Bild oder der Anfangsbuchstaben des phonetisch geschriebenen Wortes oder das Determinativ verdreifacht; 2) die gewöhnlichste Art der Pluralbezeichnung aber, welche sich in unzähligen Beispielen auf den noch erhaltenen ägyptischen Denkmalen vorfindet, war jedoch die, dass dem Bilde drei Striche beigefügt wurden. 3) Ebenso wurde nch Champollion, um den Superlativ zu bezeichnen, das Eigenschaftswort verdoppelt oder verdreifacht: der dreimal Grosse Thot oder Hermes Trismegistus ist der Grösste. 4) Den Dual, die Zweizahl, deutete die ägyptische Hieroglyphik durch Verdoppelung des Anfangsbildes oder Anfangsbuchstabens oder auch durch zwei Striche an. Nach ägyptischem Vorbilde gebrauchen nun auch die Maurer, welche keinen Dual haben, einfach die Verdoppelung des Bildes oder des Anfangsbuchstabens, z. B. _ oder BBr _ , SSchw _ , zur Bezeichnung der Mehrzahl, und drei Punkte dienen bei ihnen als allgemeines Abkürzungszeichen, d. h. bezeichnen die Mehrzahl der fehlenden Buchstaben, sind daher an sich die ägyptische Pluralbezeichnung der drei Striche. Selbst im allgemeinen Volksleben möchte es ein Ueberrest ägyptischer Sitte sein, dass Leute, welche nicht schreiben können, sich mit 3 Kreuzen unterzeichnen, d. h. durch drei ägyptische Striche ihren Namen andeuten oder abgekürzt geben. Gleichfalls auf Aegypten dürfte es zurückzuleiten sein, dass die Juristen in erbrechtlichen Stammbäumen oder auf erbrechtlichen Tafeln die Männer durch einen Kreis und die Frauen durch ein Viereck oder auch Dreieck bezeichnen. In der ägyptischen Hieroglyphik wurde das weibliche Geschlecht durch einen Halbkreis oder auch durch einen Halbkreis und ein 1) Uhlemann, a. a. O., I. S. 62. 2) Uhlemann, a. a. O., I. S. 63. 3) Uhlemann, a. a. O., I. S. 62. 4) Uhlemann, a. a. O., II. S. 171.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/110>, abgerufen am 24.11.2024.