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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

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Buch III. Herrschaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
Zwecken des Staates, nicht der Städte selbst, von deren
Angehörigen sie getragen wurden (f).

Die Römischen Juristen unterscheiden munus und honor
dadurch, daß jenes nicht, so wie dieses, mit einer persön-
lichen Würde (dignitas) verbunden war (g). Es würde
jedoch irrig sein, dieser Unterscheidung den Sinn beizulegen,
als ob der honor blos als Ehre und Recht, ohne Zwang
und Verpflichtung, betrachtet worden wäre. Für den honor
galt dieselbe Verpflichtung der Uebernahme, wie für das
munus (h), beide wurden gleichmäßig als städtische Lasten
betrachtet, und jene Unterscheidung betraf also blos den
Namen.

Sie unterscheiden ferner Lasten der Person und des
Vermögens (munera personalia und patrimonii), je nach-
dem dabei allein oder doch überwiegend die Mühe und Ar-
beit in Betracht kam, oder vielmehr die auf dem Vermögen
ruhende Ausgabe oder Gefahr (i). Diese Unterscheidung
war jedoch schwankend und von unbestimmter Gränze (k),
auch ohne Erheblichkeit, da beiderlei Lasten gleichmäßig die

(f) Vgl. z. B. L. 18 § 3. 4.
8. 16 de mun.
(50. 4).
(g) L. 14 pr. § 1 L. 6 § 3
de mun.
(50. 4). -- Der Ausdruck
honor wurde aber nicht blos auf
die Obrigkeiten, sondern auch auf
die Decurionen angewendet. L. 5
de vac.
(50. 5).
(h) L. 3 § 2. 3. 15. 17 de
mun.
(50. 4).
(i) L. 1 § 1. 2. 3. 4 de mun.
(50. 4), L. 6 § 3. 4. 5 eod., L. 18
pr. § 1--17 eod.
-- Unter die
persönlichen Lasten gehörte die Ver-
waltung des Richtergeschäfts, so
wie die der Bormundschaft. L. 1
§. 4, L. 18 § 14 eod., L 8 § 4,
L. 13 pr. § 2. 3 de vac.
(50. 5).
(k) Daher nahmen Manche
noch eine Mittelklasse an, mixta
munera. L. 18 pr. § 18--27
de mun.
(50. 4).

Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen.
Zwecken des Staates, nicht der Städte ſelbſt, von deren
Angehörigen ſie getragen wurden (f).

Die Römiſchen Juriſten unterſcheiden munus und honor
dadurch, daß jenes nicht, ſo wie dieſes, mit einer perſön-
lichen Würde (dignitas) verbunden war (g). Es würde
jedoch irrig ſein, dieſer Unterſcheidung den Sinn beizulegen,
als ob der honor blos als Ehre und Recht, ohne Zwang
und Verpflichtung, betrachtet worden wäre. Für den honor
galt dieſelbe Verpflichtung der Uebernahme, wie für das
munus (h), beide wurden gleichmäßig als ſtädtiſche Laſten
betrachtet, und jene Unterſcheidung betraf alſo blos den
Namen.

Sie unterſcheiden ferner Laſten der Perſon und des
Vermögens (munera personalia und patrimonii), je nach-
dem dabei allein oder doch überwiegend die Mühe und Ar-
beit in Betracht kam, oder vielmehr die auf dem Vermögen
ruhende Ausgabe oder Gefahr (i). Dieſe Unterſcheidung
war jedoch ſchwankend und von unbeſtimmter Gränze (k),
auch ohne Erheblichkeit, da beiderlei Laſten gleichmäßig die

(f) Vgl. z. B. L. 18 § 3. 4.
8. 16 de mun.
(50. 4).
(g) L. 14 pr. § 1 L. 6 § 3
de mun.
(50. 4). — Der Ausdruck
honor wurde aber nicht blos auf
die Obrigkeiten, ſondern auch auf
die Decurionen angewendet. L. 5
de vac.
(50. 5).
(h) L. 3 § 2. 3. 15. 17 de
mun.
(50. 4).
(i) L. 1 § 1. 2. 3. 4 de mun.
(50. 4), L. 6 § 3. 4. 5 eod., L. 18
pr. § 1—17 eod.
— Unter die
perſönlichen Laſten gehörte die Ver-
waltung des Richtergeſchäfts, ſo
wie die der Bormundſchaft. L. 1
§. 4, L. 18 § 14 eod., L 8 § 4,
L. 13 pr. § 2. 3 de vac.
(50. 5).
(k) Daher nahmen Manche
noch eine Mittelklaſſe an, mixta
munera. L. 18 pr. § 18—27
de mun.
(50. 4).
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[70/0092] Buch III. Herrſchaft der Rechtsregeln. Kap. I. Örtliche Gränzen. Zwecken des Staates, nicht der Städte ſelbſt, von deren Angehörigen ſie getragen wurden (f). Die Römiſchen Juriſten unterſcheiden munus und honor dadurch, daß jenes nicht, ſo wie dieſes, mit einer perſön- lichen Würde (dignitas) verbunden war (g). Es würde jedoch irrig ſein, dieſer Unterſcheidung den Sinn beizulegen, als ob der honor blos als Ehre und Recht, ohne Zwang und Verpflichtung, betrachtet worden wäre. Für den honor galt dieſelbe Verpflichtung der Uebernahme, wie für das munus (h), beide wurden gleichmäßig als ſtädtiſche Laſten betrachtet, und jene Unterſcheidung betraf alſo blos den Namen. Sie unterſcheiden ferner Laſten der Perſon und des Vermögens (munera personalia und patrimonii), je nach- dem dabei allein oder doch überwiegend die Mühe und Ar- beit in Betracht kam, oder vielmehr die auf dem Vermögen ruhende Ausgabe oder Gefahr (i). Dieſe Unterſcheidung war jedoch ſchwankend und von unbeſtimmter Gränze (k), auch ohne Erheblichkeit, da beiderlei Laſten gleichmäßig die (f) Vgl. z. B. L. 18 § 3. 4. 8. 16 de mun. (50. 4). (g) L. 14 pr. § 1 L. 6 § 3 de mun. (50. 4). — Der Ausdruck honor wurde aber nicht blos auf die Obrigkeiten, ſondern auch auf die Decurionen angewendet. L. 5 de vac. (50. 5). (h) L. 3 § 2. 3. 15. 17 de mun. (50. 4). (i) L. 1 § 1. 2. 3. 4 de mun. (50. 4), L. 6 § 3. 4. 5 eod., L. 18 pr. § 1—17 eod. — Unter die perſönlichen Laſten gehörte die Ver- waltung des Richtergeſchäfts, ſo wie die der Bormundſchaft. L. 1 §. 4, L. 18 § 14 eod., L 8 § 4, L. 13 pr. § 2. 3 de vac. (50. 5). (k) Daher nahmen Manche noch eine Mittelklaſſe an, mixta munera. L. 18 pr. § 18—27 de mun. (50. 4).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/92>, abgerufen am 27.11.2024.