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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

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§. 386. A. Erwerb der Rechte. Grundsatz. (Forts.)

Derselbe Grundsatz nun, den die angeführte Verordnung
in allgemeiner Gestalt ausspricht, findet sich anerkannt in
einer Reihe von Constitutionen, welche als neue Gesetze
über einzelne Rechtsfragen erlassen wurden, mit dem Zusatz,
daß sie nur für die Zukunft gelten, nicht rückwirkend seyn
sollten; dieser Zusatz hat dabei die Natur eines transitori-
schen Gesetzes (§ 383). -- Einige dieser Constitutionen
sind dadurch bemerkenswerth, daß sie sehr bestimmt die oben
erklärte Natur unsres Grundsatzes aussprechen, nach wel-
cher derselbe bestimmt ist, die künftigen Wirkungen
der vergangenen Thatsachen aufrecht zu halten (c).
-- Andere drücken den Grund unserer Regel ganz richtig
dahin aus, daß Der, welcher im Vertrauen auf das beste-
hende Gesetz seine Rechtsgeschäfte einrichte, keinen Tadel
verdiene, indem er das künftige Gesetz nicht habe vorher-
sehen und beachten können (d).

Wir haben nun zunächst zu untersuchen, welche Bedeu-
tung diese Aussprüche des Römischen Rechts für uns, auf
dem Standpunkte des gemeinen Rechts, haben, und wir

(c) L. un. § 16 C. de rei
ux. act.
(5. 13) "instrumenta
enim jam confecta viribus ca-
rere non patimur, sed suum
exspectare eventum". -- L. un.

§ 13 C. de latina libert. toll.
(7. 6). "Sed si quidem liberti
jam mortui sunt et bona eorum
quasi Latinorum his, quorum
intererat, aggregata sunt, vel
adhuc vivunt,
nihil ex hac lege
innovetur, sed maneant apud
eos jure antiquo firmiter deten-
ta et vindicanda"
.
(d) L. 29 C. de test. (6. 23),
Nov. 22 C.
1. -- Andere Con-
stitutionen, die denselben Grund-
satz anerkennen, sind diese: L. 65
C. de decur. (10. 31), L. 18
C. de testibus (4. 20), Nov. 66
C.
1 § 4. 5.
§. 386. A. Erwerb der Rechte. Grundſatz. (Fortſ.)

Derſelbe Grundſatz nun, den die angeführte Verordnung
in allgemeiner Geſtalt ausſpricht, findet ſich anerkannt in
einer Reihe von Conſtitutionen, welche als neue Geſetze
über einzelne Rechtsfragen erlaſſen wurden, mit dem Zuſatz,
daß ſie nur für die Zukunft gelten, nicht rückwirkend ſeyn
ſollten; dieſer Zuſatz hat dabei die Natur eines tranſitori-
ſchen Geſetzes (§ 383). — Einige dieſer Conſtitutionen
ſind dadurch bemerkenswerth, daß ſie ſehr beſtimmt die oben
erklärte Natur unſres Grundſatzes ausſprechen, nach wel-
cher derſelbe beſtimmt iſt, die künftigen Wirkungen
der vergangenen Thatſachen aufrecht zu halten (c).
— Andere drücken den Grund unſerer Regel ganz richtig
dahin aus, daß Der, welcher im Vertrauen auf das beſte-
hende Geſetz ſeine Rechtsgeſchäfte einrichte, keinen Tadel
verdiene, indem er das künftige Geſetz nicht habe vorher-
ſehen und beachten können (d).

Wir haben nun zunächſt zu unterſuchen, welche Bedeu-
tung dieſe Ausſprüche des Römiſchen Rechts für uns, auf
dem Standpunkte des gemeinen Rechts, haben, und wir

(c) L. un. § 16 C. de rei
ux. act.
(5. 13) „instrumenta
enim jam confecta viribus ca-
rere non patimur, sed suum
exspectare eventum”. — L. un.

§ 13 C. de latina libert. toll.
(7. 6). „Sed si quidem liberti
jam mortui sunt et bona eorum
quasi Latinorum his, quorum
intererat, aggregata sunt, vel
adhuc vivunt,
nihil ex hac lege
innovetur, sed maneant apud
eos jure antiquo firmiter deten-
ta et vindicanda”
.
(d) L. 29 C. de test. (6. 23),
Nov. 22 C.
1. — Andere Con-
ſtitutionen, die denſelben Grund-
ſatz anerkennen, ſind dieſe: L. 65
C. de decur. (10. 31), L. 18
C. de testibus (4. 20), Nov. 66
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[395/0417] §. 386. A. Erwerb der Rechte. Grundſatz. (Fortſ.) Derſelbe Grundſatz nun, den die angeführte Verordnung in allgemeiner Geſtalt ausſpricht, findet ſich anerkannt in einer Reihe von Conſtitutionen, welche als neue Geſetze über einzelne Rechtsfragen erlaſſen wurden, mit dem Zuſatz, daß ſie nur für die Zukunft gelten, nicht rückwirkend ſeyn ſollten; dieſer Zuſatz hat dabei die Natur eines tranſitori- ſchen Geſetzes (§ 383). — Einige dieſer Conſtitutionen ſind dadurch bemerkenswerth, daß ſie ſehr beſtimmt die oben erklärte Natur unſres Grundſatzes ausſprechen, nach wel- cher derſelbe beſtimmt iſt, die künftigen Wirkungen der vergangenen Thatſachen aufrecht zu halten (c). — Andere drücken den Grund unſerer Regel ganz richtig dahin aus, daß Der, welcher im Vertrauen auf das beſte- hende Geſetz ſeine Rechtsgeſchäfte einrichte, keinen Tadel verdiene, indem er das künftige Geſetz nicht habe vorher- ſehen und beachten können (d). Wir haben nun zunächſt zu unterſuchen, welche Bedeu- tung dieſe Ausſprüche des Römiſchen Rechts für uns, auf dem Standpunkte des gemeinen Rechts, haben, und wir (c) L. un. § 16 C. de rei ux. act. (5. 13) „instrumenta enim jam confecta viribus ca- rere non patimur, sed suum exspectare eventum”. — L. un. § 13 C. de latina libert. toll. (7. 6). „Sed si quidem liberti jam mortui sunt et bona eorum quasi Latinorum his, quorum intererat, aggregata sunt, vel adhuc vivunt, nihil ex hac lege innovetur, sed maneant apud eos jure antiquo firmiter deten- ta et vindicanda”. (d) L. 29 C. de test. (6. 23), Nov. 22 C. 1. — Andere Con- ſtitutionen, die denſelben Grund- ſatz anerkennen, ſind dieſe: L. 65 C. de decur. (10. 31), L. 18 C. de testibus (4. 20), Nov. 66 C. 1 § 4. 5.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/417>, abgerufen am 25.11.2024.