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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849.

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§. 370. III. Obligationenrecht. Gerichtsstand der Obligation.
wie sie in unseren Rechtsquellen erwähnt werden, mit An-
erkennung des dadurch begründeten Gerichtsstandes, wird
die Sache anschaulich machen (i).

Es gehören dahin folgende Fälle. Die Tutel über Un-
mündige, so wie jede Art von Curatel. Ferner die Be-
sorgung der Geschäfte eines Anderen, sey es aller seiner
Geschäfte (Generalmandat), sey es einer gewissen Klasse
derselben, etwa einer Fabrik, Handlung u. s. w.; sey es
in Folge eines Vertrags (Mandat oder operae locatae),
oder aber aus einseitigem Willen (negotiorum gestio) (k).
Endlich ein fortlaufendes eigenes Bank- und Commissions-
geschäft (argentaria). Aus dieser Uebersicht ergiebt es sich,
daß sowohl eigene, als fremde Geschäftsführung diesen
Gerichtsstand begründen kann, ferner sowohl ein Vertrag,
als ein Quasicontrakt, welcher der fremden Geschäftsführung
zum Grunde liegt. Die wesentliche Voraussetzung besteht
nur darin, daß die fortgehende Geschäftsführung an eine
bestimmte Oertlichkeit bleibend geknüpft ist (l). In den

(i) L. 19. § 1 de jud. (5. 1),
L. 36 § 1 L. 45 pr. eod., L. 4 § 5
de ed. (2. 13), L. 54 § 1 de proc.
(3. 3), L. 1. 2 C. ubi de ratio-
cin.
(3. 21). -- Der Grund der
freiwilligen Unterwerfung wird aus-
drücklich angegeben bei der nego-
tiorum gestio in L. 36 § 1 de
jud.
(5. 1) "non debet judicium
recusare ... cum sua sponte
sibi hanc obligationem con-
traxerit".
(k) Nicht jedes Mandat, und
nicht jede negotiorum gestio ge-
hören in diese Kategorie; denn
beide können auch ein einzelnes,
vorübergehendes Geschäft zum Ge-
genstand haben, wovon hier nicht
die Rede ist.
(l) L. 19 § 1 de jud. (5. 1)
Si quis tutelam ... vel quid
aliud, unde obligatio oritur,
certo loci administravit, etsi
ibi domicilium non habuit, ibi
se debebit defendere".

§. 370. III. Obligationenrecht. Gerichtsſtand der Obligation.
wie ſie in unſeren Rechtsquellen erwähnt werden, mit An-
erkennung des dadurch begründeten Gerichtsſtandes, wird
die Sache anſchaulich machen (i).

Es gehören dahin folgende Fälle. Die Tutel über Un-
mündige, ſo wie jede Art von Curatel. Ferner die Be-
ſorgung der Geſchäfte eines Anderen, ſey es aller ſeiner
Geſchäfte (Generalmandat), ſey es einer gewiſſen Klaſſe
derſelben, etwa einer Fabrik, Handlung u. ſ. w.; ſey es
in Folge eines Vertrags (Mandat oder operae locatae),
oder aber aus einſeitigem Willen (negotiorum gestio) (k).
Endlich ein fortlaufendes eigenes Bank- und Commiſſions-
geſchäft (argentaria). Aus dieſer Ueberſicht ergiebt es ſich,
daß ſowohl eigene, als fremde Geſchäftsführung dieſen
Gerichtsſtand begründen kann, ferner ſowohl ein Vertrag,
als ein Quaſicontrakt, welcher der fremden Geſchäftsführung
zum Grunde liegt. Die weſentliche Vorausſetzung beſteht
nur darin, daß die fortgehende Geſchäftsführung an eine
beſtimmte Oertlichkeit bleibend geknüpft iſt (l). In den

(i) L. 19. § 1 de jud. (5. 1),
L. 36 § 1 L. 45 pr. eod., L. 4 § 5
de ed. (2. 13), L. 54 § 1 de proc.
(3. 3), L. 1. 2 C. ubi de ratio-
cin.
(3. 21). — Der Grund der
freiwilligen Unterwerfung wird aus-
drücklich angegeben bei der nego-
tiorum gestio in L. 36 § 1 de
jud.
(5. 1) „non debet judicium
recusare … cum sua sponte
sibi hanc obligationem con-
traxerit“.
(k) Nicht jedes Mandat, und
nicht jede negotiorum gestio ge-
hören in dieſe Kategorie; denn
beide können auch ein einzelnes,
vorübergehendes Geſchäft zum Ge-
genſtand haben, wovon hier nicht
die Rede iſt.
(l) L. 19 § 1 de jud. (5. 1)
Si quis tutelam … vel quid
aliud, unde obligatio oritur,
certo loci administravit, etsi
ibi domicilium non habuit, ibi
se debebit defendere“.
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[217/0239] §. 370. III. Obligationenrecht. Gerichtsſtand der Obligation. wie ſie in unſeren Rechtsquellen erwähnt werden, mit An- erkennung des dadurch begründeten Gerichtsſtandes, wird die Sache anſchaulich machen (i). Es gehören dahin folgende Fälle. Die Tutel über Un- mündige, ſo wie jede Art von Curatel. Ferner die Be- ſorgung der Geſchäfte eines Anderen, ſey es aller ſeiner Geſchäfte (Generalmandat), ſey es einer gewiſſen Klaſſe derſelben, etwa einer Fabrik, Handlung u. ſ. w.; ſey es in Folge eines Vertrags (Mandat oder operae locatae), oder aber aus einſeitigem Willen (negotiorum gestio) (k). Endlich ein fortlaufendes eigenes Bank- und Commiſſions- geſchäft (argentaria). Aus dieſer Ueberſicht ergiebt es ſich, daß ſowohl eigene, als fremde Geſchäftsführung dieſen Gerichtsſtand begründen kann, ferner ſowohl ein Vertrag, als ein Quaſicontrakt, welcher der fremden Geſchäftsführung zum Grunde liegt. Die weſentliche Vorausſetzung beſteht nur darin, daß die fortgehende Geſchäftsführung an eine beſtimmte Oertlichkeit bleibend geknüpft iſt (l). In den (i) L. 19. § 1 de jud. (5. 1), L. 36 § 1 L. 45 pr. eod., L. 4 § 5 de ed. (2. 13), L. 54 § 1 de proc. (3. 3), L. 1. 2 C. ubi de ratio- cin. (3. 21). — Der Grund der freiwilligen Unterwerfung wird aus- drücklich angegeben bei der nego- tiorum gestio in L. 36 § 1 de jud. (5. 1) „non debet judicium recusare … cum sua sponte sibi hanc obligationem con- traxerit“. (k) Nicht jedes Mandat, und nicht jede negotiorum gestio ge- hören in dieſe Kategorie; denn beide können auch ein einzelnes, vorübergehendes Geſchäft zum Ge- genſtand haben, wovon hier nicht die Rede iſt. (l) L. 19 § 1 de jud. (5. 1) Si quis tutelam … vel quid aliud, unde obligatio oritur, certo loci administravit, etsi ibi domicilium non habuit, ibi se debebit defendere“.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 8. Berlin, 1849, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system08_1849/239>, abgerufen am 22.11.2024.