drücke provocatio und appellatio in ihrer eigenthümlichen Bedeutung streng aus einander gehalten (Note p. q.). Bald aber verschwindet diese Unterscheidung, so daß nun beide Ausdrücke als ganz gleichbedeutende Bezeichnungen eines und desselben Begriffs gebraucht werden, wie wir Dieses namentlich in unseren Rechtsquellen durchaus wahr- nehmen.
Plinius hist. nat. VI. 22 (von einem Indischen Volk): "sic quoque appellationem esse ad populum."
Gellius IV. 4: "Mamilia ad tribunos plebei pro- vocavit."
Gellius VII. 19: "Scipio Africanus fratris nomine ad collegium tribunorum provocabat."
L. 1 § 1 quae sent. (49. 8): "nec appellare necesse est, et citra provocationem corrigitur."
L. 1 § 1 a quib. app. (49. 2): "Et quidem stultum est, illud admonere, a principe appellare fas non esse, cum ipse sit qui provocatur."
XIII.
Man könnte nun glauben, neben dem neuen, in der kaiserlichen Gewalt vereinigten, Instanzenzug seyen die alten, getrennten Institute der provocatio und appellatio in ihrer Eigenthümlichkeit völlig verschwunden. Allerdings war jetzt von einer provocatio an die Volksversammlung durchaus nicht mehr die Nede. Dagegen dauerte das frühere Recht der einzelnen Volkstribunen, Appellationen
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Appellatio und Provocatio.
drücke provocatio und appellatio in ihrer eigenthümlichen Bedeutung ſtreng aus einander gehalten (Note p. q.). Bald aber verſchwindet dieſe Unterſcheidung, ſo daß nun beide Ausdrücke als ganz gleichbedeutende Bezeichnungen eines und deſſelben Begriffs gebraucht werden, wie wir Dieſes namentlich in unſeren Rechtsquellen durchaus wahr- nehmen.
Plinius hist. nat. VI. 22 (von einem Indiſchen Volk): „sic quoque appellationem esse ad populum.“
Gellius IV. 4: „Mamilia ad tribunos plebei pro- vocavit.“
Gellius VII. 19: „Scipio Africanus fratris nomine ad collegium tribunorum provocabat.“
L. 1 § 1 quae sent. (49. 8): „nec appellare necesse est, et citra provocationem corrigitur.“
L. 1 § 1 a quib. app. (49. 2): „Et quidem stultum est, illud admonere, a principe appellare fas non esse, cum ipse sit qui provocatur.“
XIII.
Man könnte nun glauben, neben dem neuen, in der kaiſerlichen Gewalt vereinigten, Inſtanzenzug ſeyen die alten, getrennten Inſtitute der provocatio und appellatio in ihrer Eigenthümlichkeit völlig verſchwunden. Allerdings war jetzt von einer provocatio an die Volksverſammlung durchaus nicht mehr die Nede. Dagegen dauerte das frühere Recht der einzelnen Volkstribunen, Appellationen
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Appellatio und Provocatio.
drücke provocatio und appellatio in ihrer eigenthümlichen
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Bald aber verſchwindet dieſe Unterſcheidung, ſo daß nun
beide Ausdrücke als ganz gleichbedeutende Bezeichnungen
eines und deſſelben Begriffs gebraucht werden, wie wir
Dieſes namentlich in unſeren Rechtsquellen durchaus wahr-
nehmen.
Plinius hist. nat. VI. 22 (von einem Indiſchen Volk):
„sic quoque appellationem esse ad populum.“
Gellius IV. 4: „Mamilia ad tribunos plebei pro-
vocavit.“
Gellius VII. 19: „Scipio Africanus fratris nomine ad
collegium tribunorum provocabat.“
L. 1 § 1 quae sent. (49. 8): „nec appellare necesse
est, et citra provocationem corrigitur.“
L. 1 § 1 a quib. app. (49. 2): „Et quidem stultum
est, illud admonere, a principe appellare fas non
esse, cum ipse sit qui provocatur.“
XIII.
Man könnte nun glauben, neben dem neuen, in der
kaiſerlichen Gewalt vereinigten, Inſtanzenzug ſeyen die
alten, getrennten Inſtitute der provocatio und appellatio
in ihrer Eigenthümlichkeit völlig verſchwunden. Allerdings
war jetzt von einer provocatio an die Volksverſammlung
durchaus nicht mehr die Nede. Dagegen dauerte das
frühere Recht der einzelnen Volkstribunen, Appellationen
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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/517>, abgerufen am 16.02.2025.
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