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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. IV. Verletzung.
Beklagte dem Kläger 25 Sesterze unter der Bedingung,
daß der Kläger Eigenthümer wäre, versprochen hatte (f).

Der Besitz des Beklagten als Bedingung der petitoria
formula
wurde in der Intentio gar nicht erwähnt, sondern
lediglich officio judicis geprüft und im Urtheil beachtet (g).
Wenn daher wegen des Mangels dieses Besitzes die Klage
abgewiesen wurde, so konnte dieser Grund der Entschei-
dung nicht aus der Vergleichung des Urtheils mit der
formula erkannt werden. Daher pflegte dieser Grund der
Entscheidung, wie es mehrere Stellen der Römischen Ju-
risten geradezu erwähnen, in dem Urtheil selbst ausgedrückt
zu werden (h).

Auch noch in mehreren anderen Stellen werden Urtheile
erwähnt, in welchen Entscheidungsgründe unmittelbar aus-
gedrückt sind (i). Schwerlich ist hierüber ein ganz gleich-
förmiges Verfahren in allen Urtheilen beobachtet worden.



(f) Gajus IV. § 93. 94. --
In der Behandlung dieses Falles
liegt zugleich einer der vollständig-
sten Beweise der oben aufgestellten
Behauptung, daß überhaupt im
Römischen Recht die Rechtskraft
auch auf die Gründe der Entschei-
dung bezogen worden ist. Vgl.
oben § 291. h. -- Eben weil in
dem Fall der certi condictio aus
einer Geldstipulation die bloße In-
tentio
keinen Aufschluß über die
Natur und den Grund des An-
spruchs gab, so mußte bei dieser
Klage neben der actio auch die
vollständige stipulatio edirtwerden.
L. 1 § 4 de edendo (2. 13).
(g) L. 9 de rei vind. (6. 1).
(h) Vgl. oben § 291. f. i.
(i) L. 1 § 1 quae sent. sine
app.
(49. 8). (Macer) "Item si
calculi error in sententia esse
dicatur, appellare necesse non
est: veluti si judex ita pro-
nuntiaverit: Cum constet, Titium
Sejo ex illa specie quinquaginta,
item ex illa specie viginti quin-
que debere; idcirco Lucium Ti-
tium Sejo centum condemno.

Nam quoniam error computa-

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
Beklagte dem Kläger 25 Seſterze unter der Bedingung,
daß der Kläger Eigenthümer wäre, verſprochen hatte (f).

Der Beſitz des Beklagten als Bedingung der petitoria
formula
wurde in der Intentio gar nicht erwähnt, ſondern
lediglich officio judicis geprüft und im Urtheil beachtet (g).
Wenn daher wegen des Mangels dieſes Beſitzes die Klage
abgewieſen wurde, ſo konnte dieſer Grund der Entſchei-
dung nicht aus der Vergleichung des Urtheils mit der
formula erkannt werden. Daher pflegte dieſer Grund der
Entſcheidung, wie es mehrere Stellen der Römiſchen Ju-
riſten geradezu erwähnen, in dem Urtheil ſelbſt ausgedrückt
zu werden (h).

Auch noch in mehreren anderen Stellen werden Urtheile
erwähnt, in welchen Entſcheidungsgründe unmittelbar aus-
gedrückt ſind (i). Schwerlich iſt hierüber ein ganz gleich-
förmiges Verfahren in allen Urtheilen beobachtet worden.



(f) Gajus IV. § 93. 94. —
In der Behandlung dieſes Falles
liegt zugleich einer der vollſtändig-
ſten Beweiſe der oben aufgeſtellten
Behauptung, daß überhaupt im
Römiſchen Recht die Rechtskraft
auch auf die Gründe der Entſchei-
dung bezogen worden iſt. Vgl.
oben § 291. h. — Eben weil in
dem Fall der certi condictio aus
einer Geldſtipulation die bloße In-
tentio
keinen Aufſchluß über die
Natur und den Grund des An-
ſpruchs gab, ſo mußte bei dieſer
Klage neben der actio auch die
vollſtändige stipulatio edirtwerden.
L. 1 § 4 de edendo (2. 13).
(g) L. 9 de rei vind. (6. 1).
(h) Vgl. oben § 291. f. i.
(i) L. 1 § 1 quae sent. sine
app.
(49. 8). (Macer) „Item si
calculi error in sententia esse
dicatur, appellare necesse non
est: veluti si judex ita pro-
nuntiaverit: Cum constet, Titium
Sejo ex illa specie quinquaginta,
item ex illa specie viginti quin-
que debere; idcirco Lucium Ti-
tium Sejo centum condemno.

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[376/0394] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung. Beklagte dem Kläger 25 Seſterze unter der Bedingung, daß der Kläger Eigenthümer wäre, verſprochen hatte (f). Der Beſitz des Beklagten als Bedingung der petitoria formula wurde in der Intentio gar nicht erwähnt, ſondern lediglich officio judicis geprüft und im Urtheil beachtet (g). Wenn daher wegen des Mangels dieſes Beſitzes die Klage abgewieſen wurde, ſo konnte dieſer Grund der Entſchei- dung nicht aus der Vergleichung des Urtheils mit der formula erkannt werden. Daher pflegte dieſer Grund der Entſcheidung, wie es mehrere Stellen der Römiſchen Ju- riſten geradezu erwähnen, in dem Urtheil ſelbſt ausgedrückt zu werden (h). Auch noch in mehreren anderen Stellen werden Urtheile erwähnt, in welchen Entſcheidungsgründe unmittelbar aus- gedrückt ſind (i). Schwerlich iſt hierüber ein ganz gleich- förmiges Verfahren in allen Urtheilen beobachtet worden. (f) Gajus IV. § 93. 94. — In der Behandlung dieſes Falles liegt zugleich einer der vollſtändig- ſten Beweiſe der oben aufgeſtellten Behauptung, daß überhaupt im Römiſchen Recht die Rechtskraft auch auf die Gründe der Entſchei- dung bezogen worden iſt. Vgl. oben § 291. h. — Eben weil in dem Fall der certi condictio aus einer Geldſtipulation die bloße In- tentio keinen Aufſchluß über die Natur und den Grund des An- ſpruchs gab, ſo mußte bei dieſer Klage neben der actio auch die vollſtändige stipulatio edirtwerden. L. 1 § 4 de edendo (2. 13). (g) L. 9 de rei vind. (6. 1). (h) Vgl. oben § 291. f. i. (i) L. 1 § 1 quae sent. sine app. (49. 8). (Macer) „Item si calculi error in sententia esse dicatur, appellare necesse non est: veluti si judex ita pro- nuntiaverit: Cum constet, Titium Sejo ex illa specie quinquaginta, item ex illa specie viginti quin- que debere; idcirco Lucium Ti- tium Sejo centum condemno. Nam quoniam error computa-

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/394>, abgerufen am 24.11.2024.