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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847.

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§. 284. Rechtskraft. Formelle Bedingungen.
zelne Consularen, deren jeder für Eine Provinz besonders
ernannt wurde (g). Neben dem Kaiser aber übte ein
gleiches höchstes Richteramt jetzt auch der Senat aus (h).
Eine Berufung vom Senat an den Kaiser war unmöglich (i),
und eine Berufung vom Kaiser aufwärts mußte vollends
als eine Thorheit angesehen werden (k).

Ob diese merkwürdige Einrichtung als eine bloße Ver-
waltungsmaaßregel aufgefaßt wurde, die sich als eine natür-
liche Entwicklung der höchsten Gewalt eines Einzelnen von
selbst verstand, wissen wir nicht. Es ist aber auch sehr
möglich, daß ein Volksschluß sie eingeführt hat, etwa die
Lex Julia judiciaria. Ihre leichte und schnelle Einführung
mag wohl durch ein längst empfundenes Bedürfniß begün-
stigt worden sein, welches erst in Folge der großen poli-
tischen Umwälzung seine Befriedigung finden konnte.

Als die Instanzeneinrichtung zu voller Ausbildung ge-
langt war, wurde sie in folgender Stufenfolge zur Aus-
führung gebracht.


(g) Sueton. August. C. 33.
"Appellationes quotannis urba-
norum quidem litigatorum prae-
fecto delegabat urbis, at pro-
vincialium consularibus viris,
quos singulos cujusque pro-
vinciae negotiis praeposuisset."

Es war eine übertragene Gerichts-
barkeit, die auch in unsren Rechts-
quellen bald mandata bald dele-
gata jurisdictio
heißt. Dig. I.
21 und L. 1 de damno inf. (39. 2).
Daß aber in vielen Sachen auch
die Kaiser selbst persönlich ent-
schieden, ist aus den Digesten be-
kannt. -- Vgl. über die Ge-
schichte der Instanzen im Allgemei-
nen: Zimmern Rechtsgeschichte
B. 3 § 170. Hollweg Prozeß
B. 1 § 32.
(h) Tacitus annal. XIV. 28.
(i) L. 1 § 2 a quibus app.
(49. 2).
(k) L. 1 § 1 a quibus app.
(49. 2). "Et quidem stultum
est, illud admonere, a principe
appellare fas non esse, cum
ipse sit, qui provocatur."

§. 284. Rechtskraft. Formelle Bedingungen.
zelne Conſularen, deren jeder für Eine Provinz beſonders
ernannt wurde (g). Neben dem Kaiſer aber übte ein
gleiches höchſtes Richteramt jetzt auch der Senat aus (h).
Eine Berufung vom Senat an den Kaiſer war unmöglich (i),
und eine Berufung vom Kaiſer aufwärts mußte vollends
als eine Thorheit angeſehen werden (k).

Ob dieſe merkwürdige Einrichtung als eine bloße Ver-
waltungsmaaßregel aufgefaßt wurde, die ſich als eine natür-
liche Entwicklung der höchſten Gewalt eines Einzelnen von
ſelbſt verſtand, wiſſen wir nicht. Es iſt aber auch ſehr
möglich, daß ein Volksſchluß ſie eingeführt hat, etwa die
Lex Julia judiciaria. Ihre leichte und ſchnelle Einführung
mag wohl durch ein längſt empfundenes Bedürfniß begün-
ſtigt worden ſein, welches erſt in Folge der großen poli-
tiſchen Umwälzung ſeine Befriedigung finden konnte.

Als die Inſtanzeneinrichtung zu voller Ausbildung ge-
langt war, wurde ſie in folgender Stufenfolge zur Aus-
führung gebracht.


(g) Sueton. August. C. 33.
„Appellationes quotannis urba-
norum quidem litigatorum prae-
fecto delegabat urbis, at pro-
vincialium consularibus viris,
quos singulos cujusque pro-
vinciae negotiis praeposuisset.“

Es war eine übertragene Gerichts-
barkeit, die auch in unſren Rechts-
quellen bald mandata bald dele-
gata jurisdictio
heißt. Dig. I.
21 und L. 1 de damno inf. (39. 2).
Daß aber in vielen Sachen auch
die Kaiſer ſelbſt perſönlich ent-
ſchieden, iſt aus den Digeſten be-
kannt. — Vgl. über die Ge-
ſchichte der Inſtanzen im Allgemei-
nen: Zimmern Rechtsgeſchichte
B. 3 § 170. Hollweg Prozeß
B. 1 § 32.
(h) Tacitus annal. XIV. 28.
(i) L. 1 § 2 a quibus app.
(49. 2).
(k) L. 1 § 1 a quibus app.
(49. 2). „Et quidem stultum
est, illud admonere, a principe
appellare fas non esse, cum
ipse sit, qui provocatur.“
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[293/0311] §. 284. Rechtskraft. Formelle Bedingungen. zelne Conſularen, deren jeder für Eine Provinz beſonders ernannt wurde (g). Neben dem Kaiſer aber übte ein gleiches höchſtes Richteramt jetzt auch der Senat aus (h). Eine Berufung vom Senat an den Kaiſer war unmöglich (i), und eine Berufung vom Kaiſer aufwärts mußte vollends als eine Thorheit angeſehen werden (k). Ob dieſe merkwürdige Einrichtung als eine bloße Ver- waltungsmaaßregel aufgefaßt wurde, die ſich als eine natür- liche Entwicklung der höchſten Gewalt eines Einzelnen von ſelbſt verſtand, wiſſen wir nicht. Es iſt aber auch ſehr möglich, daß ein Volksſchluß ſie eingeführt hat, etwa die Lex Julia judiciaria. Ihre leichte und ſchnelle Einführung mag wohl durch ein längſt empfundenes Bedürfniß begün- ſtigt worden ſein, welches erſt in Folge der großen poli- tiſchen Umwälzung ſeine Befriedigung finden konnte. Als die Inſtanzeneinrichtung zu voller Ausbildung ge- langt war, wurde ſie in folgender Stufenfolge zur Aus- führung gebracht. (g) Sueton. August. C. 33. „Appellationes quotannis urba- norum quidem litigatorum prae- fecto delegabat urbis, at pro- vincialium consularibus viris, quos singulos cujusque pro- vinciae negotiis praeposuisset.“ Es war eine übertragene Gerichts- barkeit, die auch in unſren Rechts- quellen bald mandata bald dele- gata jurisdictio heißt. Dig. I. 21 und L. 1 de damno inf. (39. 2). Daß aber in vielen Sachen auch die Kaiſer ſelbſt perſönlich ent- ſchieden, iſt aus den Digeſten be- kannt. — Vgl. über die Ge- ſchichte der Inſtanzen im Allgemei- nen: Zimmern Rechtsgeſchichte B. 3 § 170. Hollweg Prozeß B. 1 § 32. (h) Tacitus annal. XIV. 28. (i) L. 1 § 2 a quibus app. (49. 2). (k) L. 1 § 1 a quibus app. (49. 2). „Et quidem stultum est, illud admonere, a principe appellare fas non esse, cum ipse sit, qui provocatur.“

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 6. Berlin, 1847, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system06_1847/311>, abgerufen am 23.11.2024.