Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.Nachtrag zu § 218. Buch blos herausgegeben, so brauchte ich dein Urtheilnicht zu scheuen; ich könnte sagen, dasselbe sey unter dei- ner Würde, und nicht für dich geschrieben. Diese Ent- schuldigung entgeht mir dadurch, daß ich es dir zueigne." Er benutzt, als Ausdruck dieses Gedankens, das durchge- führte Bild eines Rechtsstreits. Die Bekanntmachung des Buchs behandelt er als eine angestellte Condiction. Dar- über könne der Kaiser nicht Richter seyn, erstlich weil er geistig zu hoch stehe; das wird so ausgedrückt, er habe einen zu hohen Census, um in diesem Album der judices stehen zu können. Zweytens, weil Plinius ihn als Richter ver- werfen könne. Dieses Alles aber falle jetzt weg, weil er den Kaiser nicht durch das Loos, sondern durch eigene Wahl (die Zueignung) zum Richter erhalten habe; jetzt sey das ganze Verhältniß nicht mehr einer Condiction, mit einem aus dem Album geloosten judex, zu vergleichen, sondern vielmehr einem Arbitrium, worin er selbst den arbiter vorgeschlagen habe. -- Hier sind die Worte, deren Sinn ich so eben dargestellt habe. Tum possem dicere, quid ista legis Imperator? Hu- mili vulgo scripta sunt ... quid te judicem facis? Cum hanc operam condicerem, non eras in hoc albo. Majorem te sciebam, quam ut descensurum huc pu- tarem. Praeterea est quaedam publica etiam erudi- torum rejectio. .... Sed haec ego mihi nunc pa- trocinia ademi nuncupatione, quoniam plurimum re- fert, sortiatur aliquis judicem, an eligat. Nachtrag zu § 218. Buch blos herausgegeben, ſo brauchte ich dein Urtheilnicht zu ſcheuen; ich könnte ſagen, daſſelbe ſey unter dei- ner Würde, und nicht für dich geſchrieben. Dieſe Ent- ſchuldigung entgeht mir dadurch, daß ich es dir zueigne.“ Er benutzt, als Ausdruck dieſes Gedankens, das durchge- führte Bild eines Rechtsſtreits. Die Bekanntmachung des Buchs behandelt er als eine angeſtellte Condiction. Dar- über könne der Kaiſer nicht Richter ſeyn, erſtlich weil er geiſtig zu hoch ſtehe; das wird ſo ausgedrückt, er habe einen zu hohen Cenſus, um in dieſem Album der judices ſtehen zu können. Zweytens, weil Plinius ihn als Richter ver- werfen könne. Dieſes Alles aber falle jetzt weg, weil er den Kaiſer nicht durch das Loos, ſondern durch eigene Wahl (die Zueignung) zum Richter erhalten habe; jetzt ſey das ganze Verhältniß nicht mehr einer Condiction, mit einem aus dem Album gelooſten judex, zu vergleichen, ſondern vielmehr einem Arbitrium, worin er ſelbſt den arbiter vorgeſchlagen habe. — Hier ſind die Worte, deren Sinn ich ſo eben dargeſtellt habe. Tum possem dicere, quid ista legis Imperator? Hu- mili vulgo scripta sunt … quid te judicem facis? Cum hanc operam condicerem, non eras in hoc albo. Majorem te sciebam, quam ut descensurum huc pu- tarem. Praeterea est quaedam publica etiam erudi- torum rejectio. .... Sed haec ego mihi nunc pa- trocinia ademi nuncupatione, quoniam plurimum re- fert, sortiatur aliquis judicem, an eligat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0658" n="644"/><fw place="top" type="header">Nachtrag zu § 218.</fw><lb/> Buch blos herausgegeben, ſo brauchte ich dein Urtheil<lb/> nicht zu ſcheuen; ich könnte ſagen, daſſelbe ſey unter dei-<lb/> ner Würde, und nicht für dich geſchrieben. Dieſe Ent-<lb/> ſchuldigung entgeht mir dadurch, daß ich es dir zueigne.“<lb/> Er benutzt, als Ausdruck dieſes Gedankens, das durchge-<lb/> führte Bild eines Rechtsſtreits. Die Bekanntmachung des<lb/> Buchs behandelt er als eine angeſtellte Condiction. 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Nachtrag zu § 218.
Buch blos herausgegeben, ſo brauchte ich dein Urtheil
nicht zu ſcheuen; ich könnte ſagen, daſſelbe ſey unter dei-
ner Würde, und nicht für dich geſchrieben. Dieſe Ent-
ſchuldigung entgeht mir dadurch, daß ich es dir zueigne.“
Er benutzt, als Ausdruck dieſes Gedankens, das durchge-
führte Bild eines Rechtsſtreits. Die Bekanntmachung des
Buchs behandelt er als eine angeſtellte Condiction. Dar-
über könne der Kaiſer nicht Richter ſeyn, erſtlich weil er
geiſtig zu hoch ſtehe; das wird ſo ausgedrückt, er habe
einen zu hohen Cenſus, um in dieſem Album der judices ſtehen
zu können. Zweytens, weil Plinius ihn als Richter ver-
werfen könne. Dieſes Alles aber falle jetzt weg, weil er
den Kaiſer nicht durch das Loos, ſondern durch eigene
Wahl (die Zueignung) zum Richter erhalten habe; jetzt
ſey das ganze Verhältniß nicht mehr einer Condiction, mit
einem aus dem Album gelooſten judex, zu vergleichen,
ſondern vielmehr einem Arbitrium, worin er ſelbſt den
arbiter vorgeſchlagen habe. — Hier ſind die Worte, deren
Sinn ich ſo eben dargeſtellt habe.
Tum possem dicere, quid ista legis Imperator? Hu-
mili vulgo scripta sunt … quid te judicem facis?
Cum hanc operam condicerem, non eras in hoc albo.
Majorem te sciebam, quam ut descensurum huc pu-
tarem. Praeterea est quaedam publica etiam erudi-
torum rejectio. .... Sed haec ego mihi nunc pa-
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