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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Die Condictionen. XV.
haupt nicht als eine besondere Klage behandelt, und mit
einem eigenen Namen belegt worden seyn, wenn nicht fol-
gender Umstand diese Behandlung nöthig gemacht hätte.
Das Bedürfniß und die Möglichkeit der Condiction ist nach
allgemeinen Regeln dadurch bedingt, daß der Beklagte
nicht mehr die Sache selbst besitzt, weil außerdem die Vin-
dication ausreicht, und das dare, als Gegenstand der Con-
diction, unmöglich ist. (Num. V.) Eigentlich also müßte
der Bestohlene zuerst genau untersuchen, ob das gestohlene
Geld noch unvermischt vorhanden ist, und wenn er es
hierin versieht, so wird er wegen der unrichtig gewählten
Klage abgewiesen werden; ja die größte Vorsicht kann
ihn hierin nicht sichern, da es in der Willkühr des Diebes
steht, das Geld noch jetzt augenblicklich auszugeben oder
mit anderem Geld zu vermischen. Da es nun sehr billig
ist, den Bestohlenen, dem Diebe gegenüber, von dieser
Verlegenheit und Gefahr zu befreyen, so ist für diesen
Fall, ausnahmsweise, die Condiction gestattet worden,
auch wenn die Sache noch vorhanden ist, so daß deshalb
auch die Vindication möglich gewesen wäre (d). In dieser

(d) Gajus IV. § 4. "... certum
est, non posse nos rem nostram
ab alio ita petere: si paret
eum dare oportere, nec enim,
quod nostrum est, nobis dari
potest ... Plane odio furum,
quo magis pluribus actionibus
teneantur, effectum est, ut ...
ex hac actione etiam tenean-
tur: si paret eos dare opor-
tere: quamvis sit etiam ad-
versus eos haec actio, qua rem
nostram esse petimus." § 14
J. de act. (4. 6.), L 1 § 1 de
cond. trit.
(13. 3.). -- Der Vor-
theil, der dem Bestohlenen durch
die Zulassung dieser Klage zuge-
wendet werden soll, muß auf die
oben im Text entwickelte Weise ge-
dacht werden, nicht als ob es ihm,

Die Condictionen. XV.
haupt nicht als eine beſondere Klage behandelt, und mit
einem eigenen Namen belegt worden ſeyn, wenn nicht fol-
gender Umſtand dieſe Behandlung nöthig gemacht hätte.
Das Bedürfniß und die Möglichkeit der Condiction iſt nach
allgemeinen Regeln dadurch bedingt, daß der Beklagte
nicht mehr die Sache ſelbſt beſitzt, weil außerdem die Vin-
dication ausreicht, und das dare, als Gegenſtand der Con-
diction, unmöglich iſt. (Num. V.) Eigentlich alſo müßte
der Beſtohlene zuerſt genau unterſuchen, ob das geſtohlene
Geld noch unvermiſcht vorhanden iſt, und wenn er es
hierin verſieht, ſo wird er wegen der unrichtig gewählten
Klage abgewieſen werden; ja die größte Vorſicht kann
ihn hierin nicht ſichern, da es in der Willkühr des Diebes
ſteht, das Geld noch jetzt augenblicklich auszugeben oder
mit anderem Geld zu vermiſchen. Da es nun ſehr billig
iſt, den Beſtohlenen, dem Diebe gegenüber, von dieſer
Verlegenheit und Gefahr zu befreyen, ſo iſt für dieſen
Fall, ausnahmsweiſe, die Condiction geſtattet worden,
auch wenn die Sache noch vorhanden iſt, ſo daß deshalb
auch die Vindication möglich geweſen wäre (d). In dieſer

(d) Gajus IV. § 4. „… certum
est, non posse nos rem nostram
ab alio ita petere: si paret
eum dare oportere, nec enim,
quod nostrum est, nobis dari
potest … Plane odio furum,
quo magis pluribus actionibus
teneantur, effectum est, ut …
ex hac actione etiam tenean-
tur: si paret eos dare opor-
tere: quamvis sit etiam ad-
versus eos haec actio, qua rem
nostram esse petimus.” § 14
J. de act. (4. 6.), L 1 § 1 de
cond. trit.
(13. 3.). — Der Vor-
theil, der dem Beſtohlenen durch
die Zulaſſung dieſer Klage zuge-
wendet werden ſoll, muß auf die
oben im Text entwickelte Weiſe ge-
dacht werden, nicht als ob es ihm,
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[553/0567] Die Condictionen. XV. haupt nicht als eine beſondere Klage behandelt, und mit einem eigenen Namen belegt worden ſeyn, wenn nicht fol- gender Umſtand dieſe Behandlung nöthig gemacht hätte. Das Bedürfniß und die Möglichkeit der Condiction iſt nach allgemeinen Regeln dadurch bedingt, daß der Beklagte nicht mehr die Sache ſelbſt beſitzt, weil außerdem die Vin- dication ausreicht, und das dare, als Gegenſtand der Con- diction, unmöglich iſt. (Num. V.) Eigentlich alſo müßte der Beſtohlene zuerſt genau unterſuchen, ob das geſtohlene Geld noch unvermiſcht vorhanden iſt, und wenn er es hierin verſieht, ſo wird er wegen der unrichtig gewählten Klage abgewieſen werden; ja die größte Vorſicht kann ihn hierin nicht ſichern, da es in der Willkühr des Diebes ſteht, das Geld noch jetzt augenblicklich auszugeben oder mit anderem Geld zu vermiſchen. Da es nun ſehr billig iſt, den Beſtohlenen, dem Diebe gegenüber, von dieſer Verlegenheit und Gefahr zu befreyen, ſo iſt für dieſen Fall, ausnahmsweiſe, die Condiction geſtattet worden, auch wenn die Sache noch vorhanden iſt, ſo daß deshalb auch die Vindication möglich geweſen wäre (d). In dieſer (d) Gajus IV. § 4. „… certum est, non posse nos rem nostram ab alio ita petere: si paret eum dare oportere, nec enim, quod nostrum est, nobis dari potest … Plane odio furum, quo magis pluribus actionibus teneantur, effectum est, ut … ex hac actione etiam tenean- tur: si paret eos dare opor- tere: quamvis sit etiam ad- versus eos haec actio, qua rem nostram esse petimus.” § 14 J. de act. (4. 6.), L 1 § 1 de cond. trit. (13. 3.). — Der Vor- theil, der dem Beſtohlenen durch die Zulaſſung dieſer Klage zuge- wendet werden ſoll, muß auf die oben im Text entwickelte Weiſe ge- dacht werden, nicht als ob es ihm,

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/567>, abgerufen am 23.11.2024.