Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.Beylage XIII. in den Institutionen (a), welches offenbar nicht blos Bey-spiele angeben, sondern die Fälle selbst vollständig aufzäh- len will. Cicero giebt mehrere, damit fast ganz überein- stimmende, Beyspiele an (b). Die entsprechende Stelle des Gajus enthielt auch ein vollständiges Verzeichniß, sie ist aber lückenhaft geblieben, und außerdem durch Schreib- fehler entstellt (c). Alle an diesen Orten vorkommende Fälle halten sich in den, für die b. f. actiones oben ange- gebenen Gränzen (Num. VI.). Die in den Institutionen vorkommenden Fälle lauten so: § 28. Bonae fidei sunt hae: ex empto vendito, lo- cato conducto, negotiorum gestorum (d), mandati, depositi, pro socio, tutelae, commodati, pigneraticia, familiae erciscundae, communi dividundo (e), prae- immer in den dazu angewendeten Stipulationen. (a) § 28. 29 J. de act. (4. 6.). (b) Cicero top. C. 17, de officiis III. C. 15. 17, de natura deorum III. 30, in welcher letzten Stelle sehr fein unterschieden wer- den die judicia de fide mala (welche infamiren wie tutelae u. s. w.), und reliqua quae con- tra fidem fiunt (wie emti u. s. w.) (c) Gajus IV. § 62. (d) In dieser Klage ist nun zu- gleich mit begriffen die funeraria actio, die sich ja von ihr über- haupt nur durch eine noch ausge- dehntere Macht des Judex unter- scheidet. L. 14 § 13 de relig. (11. 7.). (e) Man hat geglaubt, Dieses
habe zur Zeit des Gajus noch nicht gelten können, wegen der strengen Formel: quantum adju- dicari oportet, judex Titio ad- judicato (IV. § 42.). Vgl. Heff- ter observ. in Gajum Comm. IV. Allein daneben konnte noch sehr wohl stehen: quidquid dare facere oportet ex fide bona, condemnato. Schon Julian er- klärt jene Klage für eine b. f. actio. L. 24 pr. comm. div. (10. 3.). Die Zeugnisse des Ul- pian und Paulus (L. 4 § 2 L. 14 § 1 eod.) würden in dieser Hin- sicht allerdings Nichts beweisen. -- Die actio finium regundorum scheint nicht aus Versehen, sondern absichtlich übergangen, und der Grund möchte wohl darin liegen, Beylage XIII. in den Inſtitutionen (a), welches offenbar nicht blos Bey-ſpiele angeben, ſondern die Fälle ſelbſt vollſtändig aufzäh- len will. Cicero giebt mehrere, damit faſt ganz überein- ſtimmende, Beyſpiele an (b). Die entſprechende Stelle des Gajus enthielt auch ein vollſtändiges Verzeichniß, ſie iſt aber lückenhaft geblieben, und außerdem durch Schreib- fehler entſtellt (c). Alle an dieſen Orten vorkommende Fälle halten ſich in den, für die b. f. actiones oben ange- gebenen Gränzen (Num. VI.). Die in den Inſtitutionen vorkommenden Fälle lauten ſo: § 28. Bonae fidei sunt hae: ex empto vendito, lo- cato conducto, negotiorum gestorum (d), mandati, depositi, pro socio, tutelae, commodati, pigneraticia, familiae erciscundae, communi dividundo (e), prae- immer in den dazu angewendeten Stipulationen. (a) § 28. 29 J. de act. (4. 6.). (b) Cicero top. C. 17, de officiis III. C. 15. 17, de natura deorum III. 30, in welcher letzten Stelle ſehr fein unterſchieden wer- den die judicia de fide mala (welche infamiren wie tutelae u. ſ. w.), und reliqua quae con- tra fidem fiunt (wie emti u. ſ. w.) (c) Gajus IV. § 62. (d) In dieſer Klage iſt nun zu- gleich mit begriffen die funeraria actio, die ſich ja von ihr über- haupt nur durch eine noch ausge- dehntere Macht des Judex unter- ſcheidet. L. 14 § 13 de relig. (11. 7.). (e) Man hat geglaubt, Dieſes
habe zur Zeit des Gajus noch nicht gelten können, wegen der ſtrengen Formel: quantum adju- dicari oportet, judex Titio ad- judicato (IV. § 42.). Vgl. Heff- ter observ. in Gajum Comm. IV. Allein daneben konnte noch ſehr wohl ſtehen: quidquid dare facere oportet ex fide bona, condemnato. Schon Julian er- klärt jene Klage für eine b. f. actio. L. 24 pr. comm. div. (10. 3.). Die Zeugniſſe des Ul- pian und Paulus (L. 4 § 2 L. 14 § 1 eod.) würden in dieſer Hin- ſicht allerdings Nichts beweiſen. — Die actio finium regundorum ſcheint nicht aus Verſehen, ſondern abſichtlich übergangen, und der Grund möchte wohl darin liegen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0498" n="484"/><fw place="top" type="header">Beylage <hi rendition="#aq">XIII.</hi></fw><lb/> in den Inſtitutionen <note place="foot" n="(a)">§ 28. 29 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">J. de act.</hi></hi> (4. 6.).</note>, welches offenbar nicht blos Bey-<lb/> ſpiele angeben, ſondern die Fälle ſelbſt vollſtändig aufzäh-<lb/> len will. Cicero giebt mehrere, damit faſt ganz überein-<lb/> ſtimmende, Beyſpiele an <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Cicero</hi> top. C. 17, de<lb/> officiis III. C. 15. 17, de natura<lb/> deorum III. 30,</hi> in welcher letzten<lb/> Stelle ſehr fein unterſchieden wer-<lb/> den die <hi rendition="#aq">judicia de fide <hi rendition="#i">mala</hi></hi><lb/> (welche infamiren wie <hi rendition="#aq">tutelae</hi><lb/> u. ſ. w.), und <hi rendition="#aq">reliqua quae <hi rendition="#i">con-<lb/> tra</hi> fidem fiunt</hi> (wie <hi rendition="#aq">emti</hi> u. ſ. w.)</note>. Die entſprechende Stelle des<lb/> Gajus enthielt auch ein vollſtändiges Verzeichniß, ſie iſt<lb/> aber lückenhaft geblieben, und außerdem durch Schreib-<lb/> fehler entſtellt <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV.</hi> § 62.</note>. Alle an dieſen Orten vorkommende<lb/> Fälle halten ſich in den, für die <hi rendition="#aq">b. f. actiones</hi> oben ange-<lb/> gebenen Gränzen (Num. <hi rendition="#aq">VI.</hi>). Die in den Inſtitutionen<lb/> vorkommenden Fälle lauten ſo:<lb/><hi rendition="#et">§ 28. <hi rendition="#aq">Bonae fidei sunt hae: ex empto vendito, lo-<lb/> cato conducto, negotiorum gestorum</hi> <note place="foot" n="(d)">In dieſer Klage iſt nun zu-<lb/> gleich mit begriffen die <hi rendition="#aq">funeraria<lb/> actio,</hi> die ſich ja von ihr über-<lb/> haupt nur durch eine noch ausge-<lb/> dehntere Macht des Judex unter-<lb/> ſcheidet. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 14 § 13 <hi rendition="#i">de relig.</hi></hi><lb/> (11. 7.).</note><hi rendition="#aq">, mandati,<lb/> depositi, pro socio, tutelae, commodati, pigneraticia,<lb/> familiae erciscundae, communi dividundo</hi> <note xml:id="seg2pn_75_1" next="#seg2pn_75_2" place="foot" n="(e)">Man hat geglaubt, Dieſes<lb/> habe zur Zeit des Gajus noch<lb/> nicht gelten können, wegen der<lb/> ſtrengen Formel: <hi rendition="#aq">quantum adju-<lb/> dicari oportet, judex Titio ad-<lb/> judicato (IV. § 42.).</hi> Vgl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Heff-<lb/> ter</hi> observ. in Gajum Comm.<lb/> IV.</hi> Allein daneben konnte noch<lb/> ſehr wohl ſtehen: <hi rendition="#aq">quidquid dare<lb/> facere oportet ex fide bona,<lb/> condemnato.</hi> Schon Julian er-<lb/> klärt jene Klage für eine <hi rendition="#aq">b. f.<lb/> actio. <hi rendition="#i">L.</hi> 24 <hi rendition="#i">pr. comm. div.</hi></hi><lb/> (10. 3.). Die Zeugniſſe des Ul-<lb/> pian und Paulus <hi rendition="#aq">(L. 4 § 2 L. 14<lb/> § 1 eod.)</hi> würden in dieſer Hin-<lb/> ſicht allerdings Nichts beweiſen. —<lb/> Die <hi rendition="#aq">actio finium regundorum</hi><lb/> ſcheint nicht aus Verſehen, ſondern<lb/> abſichtlich übergangen, und der<lb/> Grund möchte wohl darin liegen,</note><hi rendition="#aq">, prae-</hi></hi><lb/><note xml:id="seg2pn_74_2" prev="#seg2pn_74_1" place="foot" n="(b)">immer in den dazu angewendeten<lb/> Stipulationen.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [484/0498]
Beylage XIII.
in den Inſtitutionen (a), welches offenbar nicht blos Bey-
ſpiele angeben, ſondern die Fälle ſelbſt vollſtändig aufzäh-
len will. Cicero giebt mehrere, damit faſt ganz überein-
ſtimmende, Beyſpiele an (b). Die entſprechende Stelle des
Gajus enthielt auch ein vollſtändiges Verzeichniß, ſie iſt
aber lückenhaft geblieben, und außerdem durch Schreib-
fehler entſtellt (c). Alle an dieſen Orten vorkommende
Fälle halten ſich in den, für die b. f. actiones oben ange-
gebenen Gränzen (Num. VI.). Die in den Inſtitutionen
vorkommenden Fälle lauten ſo:
§ 28. Bonae fidei sunt hae: ex empto vendito, lo-
cato conducto, negotiorum gestorum (d), mandati,
depositi, pro socio, tutelae, commodati, pigneraticia,
familiae erciscundae, communi dividundo (e), prae-
(b)
(a) § 28. 29 J. de act. (4. 6.).
(b) Cicero top. C. 17, de
officiis III. C. 15. 17, de natura
deorum III. 30, in welcher letzten
Stelle ſehr fein unterſchieden wer-
den die judicia de fide mala
(welche infamiren wie tutelae
u. ſ. w.), und reliqua quae con-
tra fidem fiunt (wie emti u. ſ. w.)
(c) Gajus IV. § 62.
(d) In dieſer Klage iſt nun zu-
gleich mit begriffen die funeraria
actio, die ſich ja von ihr über-
haupt nur durch eine noch ausge-
dehntere Macht des Judex unter-
ſcheidet. L. 14 § 13 de relig.
(11. 7.).
(e) Man hat geglaubt, Dieſes
habe zur Zeit des Gajus noch
nicht gelten können, wegen der
ſtrengen Formel: quantum adju-
dicari oportet, judex Titio ad-
judicato (IV. § 42.). Vgl. Heff-
ter observ. in Gajum Comm.
IV. Allein daneben konnte noch
ſehr wohl ſtehen: quidquid dare
facere oportet ex fide bona,
condemnato. Schon Julian er-
klärt jene Klage für eine b. f.
actio. L. 24 pr. comm. div.
(10. 3.). Die Zeugniſſe des Ul-
pian und Paulus (L. 4 § 2 L. 14
§ 1 eod.) würden in dieſer Hin-
ſicht allerdings Nichts beweiſen. —
Die actio finium regundorum
ſcheint nicht aus Verſehen, ſondern
abſichtlich übergangen, und der
Grund möchte wohl darin liegen,
(b) immer in den dazu angewendeten
Stipulationen.
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