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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. IV. Verletzung.
erst durch spätere Gesetze. Die ersten gehen durch die
Verjährung ipso jure unter, die anderen per exceptionem.
Sein Hauptgrund liegt darin, daß bey jenen Klagen das
Edict zu sagen pflegt: intra annum actionem dabo, wor-
aus Donellus schließt, daß nach Ablauf des Jahres nulla
actio
vorhanden, also die bis dahin geltende ipso jure
aufgehoben sey (l). Wie wenig dieser Ausdruck entscheidet,
zeigt das Beyspiel von zwey Senatusconsulten, worin die
Ungültigkeit mit demselben Ausdruck bezeichnet wird, und
doch Niemand zweifeln kann, daß es eine bloße Ungültig-
keit per exceptionem ist (m). Die Sache selbst aber wird
völlig widerlegt durch den Umstand, daß gerade auch bey
den prätorischen Annalklagen die Verjährung durch eine
annua exceptio geltend gemacht wird (§ 247. g.). Und gesetzt

(l) Einen anderen Grund setzt Do-
nellus in die L. 6 de O. et A. (44. 7.):
"In omnibus temporalibus ac-
tionibus
, nisi novissimus totus
dies compleatur, non finit obli-
gationem.
"
Zuerst ist aber auf
den Ausdruck finit obligationem
gar nicht das Gewicht zu legen,
als ob er eine Aufhebung ipso
jure
bezeichnete. Zweytens erklärt
Donellus ganz willkührlich tem-
poralis actio
für die von ihm
bezeichnete Klasse von Klagen, da
doch dieser Ausdruck vielmehr ur-
sprünglich eine überhaupt verjähr-
bare Klage bezeichnete, im neue-
sten Recht auf eine kürzere als
dreyßigjährige zu beziehen ist (pr.
J. de perpet.
4. 12.). Die rei
vindicatio
war lange Zeit ganz
unverjährbar gewesen, und erst
spät wurde dafür die longi tem-
poris praescriptio
eingeführt;
seitdem ist sie gewiß eine tempo-
ralis actio
gewesen, obgleich der
von Donellus willkührlich ange-
nommene Sinn dieses Kunstaus-
drucks auf sie nicht paßt. Bey
ihr hätte also nach L. 6 de O. et
A.
(die Erklärung von Donellus
bey dieser Stelle vorausgesetzt) die
Verjährung ipso jure wirken müs-
sen, welches doch augenscheinlich
nicht der Fall ist.
(m) L. 2 § 1 ad Sc. Vell. (16.
1.) "... ne eo nomine ab his
petitio, neve in eas actio detur
..."
Eben so heißt es in L. 1
pr. de Sc. Mac. (14. 6.) ne cui
.. actio petitioque daretur."

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung.
erſt durch ſpätere Geſetze. Die erſten gehen durch die
Verjährung ipso jure unter, die anderen per exceptionem.
Sein Hauptgrund liegt darin, daß bey jenen Klagen das
Edict zu ſagen pflegt: intra annum actionem dabo, wor-
aus Donellus ſchließt, daß nach Ablauf des Jahres nulla
actio
vorhanden, alſo die bis dahin geltende ipso jure
aufgehoben ſey (l). Wie wenig dieſer Ausdruck entſcheidet,
zeigt das Beyſpiel von zwey Senatusconſulten, worin die
Ungültigkeit mit demſelben Ausdruck bezeichnet wird, und
doch Niemand zweifeln kann, daß es eine bloße Ungültig-
keit per exceptionem iſt (m). Die Sache ſelbſt aber wird
völlig widerlegt durch den Umſtand, daß gerade auch bey
den prätoriſchen Annalklagen die Verjährung durch eine
annua exceptio geltend gemacht wird (§ 247. g.). Und geſetzt

(l) Einen anderen Grund ſetzt Do-
nellus in die L. 6 de O. et A. (44. 7.):
„In omnibus temporalibus ac-
tionibus
, nisi novissimus totus
dies compleatur, non finit obli-
gationem.
Zuerſt iſt aber auf
den Ausdruck finit obligationem
gar nicht das Gewicht zu legen,
als ob er eine Aufhebung ipso
jure
bezeichnete. Zweytens erklärt
Donellus ganz willkührlich tem-
poralis actio
für die von ihm
bezeichnete Klaſſe von Klagen, da
doch dieſer Ausdruck vielmehr ur-
ſprünglich eine überhaupt verjähr-
bare Klage bezeichnete, im neue-
ſten Recht auf eine kürzere als
dreyßigjährige zu beziehen iſt (pr.
J. de perpet.
4. 12.). Die rei
vindicatio
war lange Zeit ganz
unverjährbar geweſen, und erſt
ſpät wurde dafür die longi tem-
poris praescriptio
eingeführt;
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ralis actio
geweſen, obgleich der
von Donellus willkührlich ange-
nommene Sinn dieſes Kunſtaus-
drucks auf ſie nicht paßt. Bey
ihr hätte alſo nach L. 6 de O. et
A.
(die Erklärung von Donellus
bey dieſer Stelle vorausgeſetzt) die
Verjährung ipso jure wirken müſ-
ſen, welches doch augenſcheinlich
nicht der Fall iſt.
(m) L. 2 § 1 ad Sc. Vell. (16.
1.) „… ne eo nomine ab his
petitio, neve in eas actio detur
…”
Eben ſo heißt es in L. 1
pr. de Sc. Mac. (14. 6.) ne cui
.. actio petitioque daretur.”
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[372/0386] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. IV. Verletzung. erſt durch ſpätere Geſetze. Die erſten gehen durch die Verjährung ipso jure unter, die anderen per exceptionem. Sein Hauptgrund liegt darin, daß bey jenen Klagen das Edict zu ſagen pflegt: intra annum actionem dabo, wor- aus Donellus ſchließt, daß nach Ablauf des Jahres nulla actio vorhanden, alſo die bis dahin geltende ipso jure aufgehoben ſey (l). Wie wenig dieſer Ausdruck entſcheidet, zeigt das Beyſpiel von zwey Senatusconſulten, worin die Ungültigkeit mit demſelben Ausdruck bezeichnet wird, und doch Niemand zweifeln kann, daß es eine bloße Ungültig- keit per exceptionem iſt (m). Die Sache ſelbſt aber wird völlig widerlegt durch den Umſtand, daß gerade auch bey den prätoriſchen Annalklagen die Verjährung durch eine annua exceptio geltend gemacht wird (§ 247. g.). Und geſetzt (l) Einen anderen Grund ſetzt Do- nellus in die L. 6 de O. et A. (44. 7.): „In omnibus temporalibus ac- tionibus, nisi novissimus totus dies compleatur, non finit obli- gationem.” Zuerſt iſt aber auf den Ausdruck finit obligationem gar nicht das Gewicht zu legen, als ob er eine Aufhebung ipso jure bezeichnete. Zweytens erklärt Donellus ganz willkührlich tem- poralis actio für die von ihm bezeichnete Klaſſe von Klagen, da doch dieſer Ausdruck vielmehr ur- ſprünglich eine überhaupt verjähr- bare Klage bezeichnete, im neue- ſten Recht auf eine kürzere als dreyßigjährige zu beziehen iſt (pr. J. de perpet. 4. 12.). Die rei vindicatio war lange Zeit ganz unverjährbar geweſen, und erſt ſpät wurde dafür die longi tem- poris praescriptio eingeführt; ſeitdem iſt ſie gewiß eine tempo- ralis actio geweſen, obgleich der von Donellus willkührlich ange- nommene Sinn dieſes Kunſtaus- drucks auf ſie nicht paßt. Bey ihr hätte alſo nach L. 6 de O. et A. (die Erklärung von Donellus bey dieſer Stelle vorausgeſetzt) die Verjährung ipso jure wirken müſ- ſen, welches doch augenſcheinlich nicht der Fall iſt. (m) L. 2 § 1 ad Sc. Vell. (16. 1.) „… ne eo nomine ab his petitio, neve in eas actio detur …” Eben ſo heißt es in L. 1 pr. de Sc. Mac. (14. 6.) ne cui .. actio petitioque daretur.”

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/386>, abgerufen am 09.11.2024.