Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 239. Klagverjährung. Bedingungen. Actio nata.
selben. So lange kein Klagrecht vorhanden ist, kann
dasselbe nicht versäumt, also auch nicht durch Versäumniß
verloren werden. Es muß daher Actio nata seyn, wenn
eine Verjährung anfangen soll (b).

Jedes Klagrecht aber hat zwey Bedingungen (§ 205):
Erstlich, ein wirkliches, gegenwärtiges, verfolgbares Recht,
und wo es an diesem fehlt, ist noch keine Verjährung
möglich. Darum kann sie bey einer bedingten, oder auf
einen Zeitpunkt ausgesetzten Obligation erst anfangen, wenn
die Bedingung erfüllt, oder der Zeitpunkt eingetreten ist (c).
-- Zweytens eine Rechtsverletzung, eine Störung, welche
den Berechtigten zur Klage veranlaßt. Es kommt Alles
darauf an, diese, die Klage bedingende, Rechtsverletzung
richtig aufzufassen; die meisten Streitigkeiten in dieser Lehre
entstehen aus Misverständnissen über die Natur derselben,
und wenn es gelingt, hierüber eine Verständigung her-
bey zu führen, so möchten wohl jene Streitigkeiten über
den Anfangspunkt der Verjährung verschwinden.

Wird nun hier der Anfang der Verjährung in das

(b) L. 1 § 1 C. de ann. exc.
(7. 40.) ".. sed ex quo ab ini-
tio competit, et semel nata est
..". L. 3 C. de praescr. XXX.
(7. 39.) "actiones XXX. anno-
rum jugi silentio, ex quo jure
competere coeperunt,
vivendi
ulterius non habeant faculta-
tem." L. 30 C. de j. dot. (5. 12.)
"ea mulieribus ex eo tempore
opponatur, ex quo possunt ac-
tiones movere.
"
In dieser letzten
Stelle ist von Usucapion und
Klagverjährung zugleich die Rede.
(c) L. 7 § 4 C. de praescr.
XXX.
(7. 39.) "... in omnibus
contractibus, in quibus sub ali-
qua conditione vel sub die ...
pacta ponuntur, post conditio-
nis exitum, vel .. diei .. lap-
sum, praescriptiones XXX vel
XL annorum ... initium acci-
piunt."

§. 239. Klagverjährung. Bedingungen. Actio nata.
ſelben. So lange kein Klagrecht vorhanden iſt, kann
daſſelbe nicht verſäumt, alſo auch nicht durch Verſäumniß
verloren werden. Es muß daher Actio nata ſeyn, wenn
eine Verjährung anfangen ſoll (b).

Jedes Klagrecht aber hat zwey Bedingungen (§ 205):
Erſtlich, ein wirkliches, gegenwärtiges, verfolgbares Recht,
und wo es an dieſem fehlt, iſt noch keine Verjährung
möglich. Darum kann ſie bey einer bedingten, oder auf
einen Zeitpunkt ausgeſetzten Obligation erſt anfangen, wenn
die Bedingung erfüllt, oder der Zeitpunkt eingetreten iſt (c).
— Zweytens eine Rechtsverletzung, eine Störung, welche
den Berechtigten zur Klage veranlaßt. Es kommt Alles
darauf an, dieſe, die Klage bedingende, Rechtsverletzung
richtig aufzufaſſen; die meiſten Streitigkeiten in dieſer Lehre
entſtehen aus Misverſtändniſſen über die Natur derſelben,
und wenn es gelingt, hierüber eine Verſtändigung her-
bey zu führen, ſo möchten wohl jene Streitigkeiten über
den Anfangspunkt der Verjährung verſchwinden.

Wird nun hier der Anfang der Verjährung in das

(b) L. 1 § 1 C. de ann. exc.
(7. 40.) „.. sed ex quo ab ini-
tio competit, et semel nata est
..”. L. 3 C. de praescr. XXX.
(7. 39.) „actiones XXX. anno-
rum jugi silentio, ex quo jure
competere coeperunt,
vivendi
ulterius non habeant faculta-
tem.” L. 30 C. de j. dot. (5. 12.)
„ea mulieribus ex eo tempore
opponatur, ex quo possunt ac-
tiones movere.
In dieſer letzten
Stelle iſt von Uſucapion und
Klagverjährung zugleich die Rede.
(c) L. 7 § 4 C. de praescr.
XXX.
(7. 39.) „… in omnibus
contractibus, in quibus sub ali-
qua conditione vel sub die …
pacta ponuntur, post conditio-
nis exitum, vel .. diei .. lap-
sum, praescriptiones XXX vel
XL annorum … initium acci-
piunt.”
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0295" n="281"/><fw place="top" type="header">§. 239. Klagverjährung. Bedingungen. <hi rendition="#aq">Actio nata.</hi></fw><lb/>
&#x017F;elben. So lange kein Klagrecht vorhanden i&#x017F;t, kann<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe nicht ver&#x017F;äumt, al&#x017F;o auch nicht durch Ver&#x017F;äumniß<lb/>
verloren werden. Es muß daher <hi rendition="#aq">Actio nata</hi> &#x017F;eyn, wenn<lb/>
eine Verjährung anfangen &#x017F;oll <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1 § 1 <hi rendition="#i">C. de ann. exc.</hi><lb/>
(7. 40.) &#x201E;.. sed ex quo ab ini-<lb/>
tio competit, <hi rendition="#i">et semel nata est</hi><lb/>
..&#x201D;. <hi rendition="#i">L.</hi> 3 <hi rendition="#i">C. de praescr. XXX.</hi><lb/>
(7. 39.) &#x201E;actiones XXX. anno-<lb/>
rum jugi silentio, <hi rendition="#i">ex quo jure<lb/>
competere coeperunt,</hi> vivendi<lb/>
ulterius non habeant faculta-<lb/>
tem.&#x201D; <hi rendition="#i">L.</hi> 30 <hi rendition="#i">C. de j. dot.</hi> (5. 12.)<lb/>
&#x201E;ea mulieribus ex eo tempore<lb/>
opponatur, <hi rendition="#i">ex quo possunt ac-<lb/>
tiones movere.</hi>&#x201D;</hi> In die&#x017F;er letzten<lb/>
Stelle i&#x017F;t von U&#x017F;ucapion und<lb/>
Klagverjährung zugleich die Rede.</note>.</p><lb/>
            <p>Jedes Klagrecht aber hat zwey Bedingungen (§ 205):<lb/>
Er&#x017F;tlich, ein wirkliches, gegenwärtiges, verfolgbares Recht,<lb/>
und wo es an die&#x017F;em fehlt, i&#x017F;t noch keine Verjährung<lb/>
möglich. Darum kann &#x017F;ie bey einer bedingten, oder auf<lb/>
einen Zeitpunkt ausge&#x017F;etzten Obligation er&#x017F;t anfangen, wenn<lb/>
die Bedingung erfüllt, oder der Zeitpunkt eingetreten i&#x017F;t <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 7 § 4 <hi rendition="#i">C. de praescr.<lb/>
XXX.</hi> (7. 39.) &#x201E;&#x2026; in omnibus<lb/>
contractibus, in quibus sub ali-<lb/>
qua conditione vel sub die &#x2026;<lb/>
pacta ponuntur, post conditio-<lb/>
nis exitum, vel .. diei .. lap-<lb/>
sum, praescriptiones XXX vel<lb/>
XL annorum &#x2026; initium acci-<lb/>
piunt.&#x201D;</hi></note>.<lb/>
&#x2014; Zweytens eine Rechtsverletzung, eine Störung, welche<lb/>
den Berechtigten zur Klage veranlaßt. Es kommt Alles<lb/>
darauf an, die&#x017F;e, die Klage bedingende, Rechtsverletzung<lb/>
richtig aufzufa&#x017F;&#x017F;en; die mei&#x017F;ten Streitigkeiten in die&#x017F;er Lehre<lb/>
ent&#x017F;tehen aus Misver&#x017F;tändni&#x017F;&#x017F;en über die Natur der&#x017F;elben,<lb/>
und wenn es gelingt, hierüber eine Ver&#x017F;tändigung her-<lb/>
bey zu führen, &#x017F;o möchten wohl jene Streitigkeiten über<lb/>
den Anfangspunkt der Verjährung ver&#x017F;chwinden.</p><lb/>
            <p>Wird nun hier der Anfang der Verjährung in das<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0295] §. 239. Klagverjährung. Bedingungen. Actio nata. ſelben. So lange kein Klagrecht vorhanden iſt, kann daſſelbe nicht verſäumt, alſo auch nicht durch Verſäumniß verloren werden. Es muß daher Actio nata ſeyn, wenn eine Verjährung anfangen ſoll (b). Jedes Klagrecht aber hat zwey Bedingungen (§ 205): Erſtlich, ein wirkliches, gegenwärtiges, verfolgbares Recht, und wo es an dieſem fehlt, iſt noch keine Verjährung möglich. Darum kann ſie bey einer bedingten, oder auf einen Zeitpunkt ausgeſetzten Obligation erſt anfangen, wenn die Bedingung erfüllt, oder der Zeitpunkt eingetreten iſt (c). — Zweytens eine Rechtsverletzung, eine Störung, welche den Berechtigten zur Klage veranlaßt. Es kommt Alles darauf an, dieſe, die Klage bedingende, Rechtsverletzung richtig aufzufaſſen; die meiſten Streitigkeiten in dieſer Lehre entſtehen aus Misverſtändniſſen über die Natur derſelben, und wenn es gelingt, hierüber eine Verſtändigung her- bey zu führen, ſo möchten wohl jene Streitigkeiten über den Anfangspunkt der Verjährung verſchwinden. Wird nun hier der Anfang der Verjährung in das (b) L. 1 § 1 C. de ann. exc. (7. 40.) „.. sed ex quo ab ini- tio competit, et semel nata est ..”. L. 3 C. de praescr. XXX. (7. 39.) „actiones XXX. anno- rum jugi silentio, ex quo jure competere coeperunt, vivendi ulterius non habeant faculta- tem.” L. 30 C. de j. dot. (5. 12.) „ea mulieribus ex eo tempore opponatur, ex quo possunt ac- tiones movere.” In dieſer letzten Stelle iſt von Uſucapion und Klagverjährung zugleich die Rede. (c) L. 7 § 4 C. de praescr. XXX. (7. 39.) „… in omnibus contractibus, in quibus sub ali- qua conditione vel sub die … pacta ponuntur, post conditio- nis exitum, vel .. diei .. lap- sum, praescriptiones XXX vel XL annorum … initium acci- piunt.”

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/295
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/295>, abgerufen am 26.11.2024.