Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.§. 205. Klage. deren Stellen nimmt er den Ausdruck bald in der engerenBedeutung (g), bald in der weiteren (h). Paulus dehnt den Ausdruck auch auf die persecutio aus (i). Ganz un- richtig nun würde es seyn, diese Ausdehnung des Sprach- gebrauchs erst nach Papinian annehmen zu wollen. Viel- mehr zerlegt schon Gajus den Gattungsbegriff actio in zwey Arten, in personam und in rem actio (k), bey wel- cher Eintheilung offenbar schon der ausgedehntere Sprach- gebrauch zum Grunde liegt. Hieraus ist es einleuchtend, daß der Sprachgebrauch lange Zeit hindurch geschwankt hat; jedoch darf dieses nicht durchaus als Erzeugniß blo- ßer Willkühr und gänzlicher Gleichgültigkeit gegen festen Sprachgebrauch angesehen werden. Könnten wir die an- geführten Stellen in ihrem ursprünglichen Zusammenhang als Worterklärungen dienen konn- ten, und in den Titel de verbo- rum significatione gesetzt. Dem Inhalt nach hängen die angeführ- ten §§ 2. und 3 zusammen mit L. 2 § 8 cit., so wie L. 178 § 1 cit. mit L. 2 § 1. 3. 9 cit. Auch in L. 2 § 3 cit. wird die perse- cutio von den actiones wörtlich unterschieden. -- Übereinstimmend mit dem engeren Sprachgebrauch, welchen Ulpian in L. 178 § 2 cit. bezeichnet, ist eine andere Stelle desselben Juristen, L. 49 eod. (g) L. 35 § 2 L. 39 pr. de proc. (3. 3.), worin er die actio entgegensetzt den Präjudicien, In- terdicten, und prätorischen Stipu- lationen. Eben so L. 68 de R. V. (6, 1.), wo er die Interdicte den Actionen entgegensetzt. (h) L. 37 pr. de O. et A. (44. 7.). Hier sagt er, unter dem Namen actio seyen begriffen die in rem, in personam, directae, utiles, ferner die Präjudicien, In- terdicte, und prätorischen Stipula- tionen. Eben so in L. 25 pr. eod. und in den weiter unten in § 206. c. angeführten Stellen, worin über- all von in rem actiones die Rede ist. (i) L. 34 de V. S. (50. 16.). -- In L. 14 § 2 de exc. rei jud. (44. 2.). spricht er von in rem actiones. (k) Gajus IV. § 1. vgl. IV.
§ 100. 106. 107. §. 205. Klage. deren Stellen nimmt er den Ausdruck bald in der engerenBedeutung (g), bald in der weiteren (h). Paulus dehnt den Ausdruck auch auf die persecutio aus (i). Ganz un- richtig nun würde es ſeyn, dieſe Ausdehnung des Sprach- gebrauchs erſt nach Papinian annehmen zu wollen. Viel- mehr zerlegt ſchon Gajus den Gattungsbegriff actio in zwey Arten, in personam und in rem actio (k), bey wel- cher Eintheilung offenbar ſchon der ausgedehntere Sprach- gebrauch zum Grunde liegt. Hieraus iſt es einleuchtend, daß der Sprachgebrauch lange Zeit hindurch geſchwankt hat; jedoch darf dieſes nicht durchaus als Erzeugniß blo- ßer Willkühr und gänzlicher Gleichgültigkeit gegen feſten Sprachgebrauch angeſehen werden. Könnten wir die an- geführten Stellen in ihrem urſprünglichen Zuſammenhang als Worterklärungen dienen konn- ten, und in den Titel de verbo- rum significatione geſetzt. Dem Inhalt nach hängen die angeführ- ten §§ 2. und 3 zuſammen mit L. 2 § 8 cit., ſo wie L. 178 § 1 cit. mit L. 2 § 1. 3. 9 cit. Auch in L. 2 § 3 cit. wird die perse- cutio von den actiones wörtlich unterſchieden. — Übereinſtimmend mit dem engeren Sprachgebrauch, welchen Ulpian in L. 178 § 2 cit. bezeichnet, iſt eine andere Stelle deſſelben Juriſten, L. 49 eod. (g) L. 35 § 2 L. 39 pr. de proc. (3. 3.), worin er die actio entgegenſetzt den Präjudicien, In- terdicten, und prätoriſchen Stipu- lationen. Eben ſo L. 68 de R. V. (6, 1.), wo er die Interdicte den Actionen entgegenſetzt. (h) L. 37 pr. de O. et A. (44. 7.). Hier ſagt er, unter dem Namen actio ſeyen begriffen die in rem, in personam, directae, utiles, ferner die Präjudicien, In- terdicte, und prätoriſchen Stipula- tionen. Eben ſo in L. 25 pr. eod. und in den weiter unten in § 206. c. angeführten Stellen, worin über- all von in rem actiones die Rede iſt. (i) L. 34 de V. S. (50. 16.). — In L. 14 § 2 de exc. rei jud. (44. 2.). ſpricht er von in rem actiones. (k) Gajus IV. § 1. vgl. IV.
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§. 205. Klage.
deren Stellen nimmt er den Ausdruck bald in der engeren
Bedeutung (g), bald in der weiteren (h). Paulus dehnt
den Ausdruck auch auf die persecutio aus (i). Ganz un-
richtig nun würde es ſeyn, dieſe Ausdehnung des Sprach-
gebrauchs erſt nach Papinian annehmen zu wollen. Viel-
mehr zerlegt ſchon Gajus den Gattungsbegriff actio in
zwey Arten, in personam und in rem actio (k), bey wel-
cher Eintheilung offenbar ſchon der ausgedehntere Sprach-
gebrauch zum Grunde liegt. Hieraus iſt es einleuchtend,
daß der Sprachgebrauch lange Zeit hindurch geſchwankt
hat; jedoch darf dieſes nicht durchaus als Erzeugniß blo-
ßer Willkühr und gänzlicher Gleichgültigkeit gegen feſten
Sprachgebrauch angeſehen werden. Könnten wir die an-
geführten Stellen in ihrem urſprünglichen Zuſammenhang
(f)
(g) L. 35 § 2 L. 39 pr. de
proc. (3. 3.), worin er die actio
entgegenſetzt den Präjudicien, In-
terdicten, und prätoriſchen Stipu-
lationen. Eben ſo L. 68 de R.
V. (6, 1.), wo er die Interdicte
den Actionen entgegenſetzt.
(h) L. 37 pr. de O. et A.
(44. 7.). Hier ſagt er, unter dem
Namen actio ſeyen begriffen die
in rem, in personam, directae,
utiles, ferner die Präjudicien, In-
terdicte, und prätoriſchen Stipula-
tionen. Eben ſo in L. 25 pr. eod.
und in den weiter unten in § 206.
c. angeführten Stellen, worin über-
all von in rem actiones die
Rede iſt.
(i) L. 34 de V. S. (50. 16.).
— In L. 14 § 2 de exc. rei jud.
(44. 2.). ſpricht er von in rem
actiones.
(k) Gajus IV. § 1. vgl. IV.
§ 100. 106. 107.
(f) als Worterklärungen dienen konn-
ten, und in den Titel de verbo-
rum significatione geſetzt. Dem
Inhalt nach hängen die angeführ-
ten §§ 2. und 3 zuſammen mit
L. 2 § 8 cit., ſo wie L. 178 § 1
cit. mit L. 2 § 1. 3. 9 cit. Auch
in L. 2 § 3 cit. wird die perse-
cutio von den actiones wörtlich
unterſchieden. — Übereinſtimmend
mit dem engeren Sprachgebrauch,
welchen Ulpian in L. 178 § 2 cit.
bezeichnet, iſt eine andere Stelle
deſſelben Juriſten, L. 49 eod.
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