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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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§. 227. Exceptionen. Inhalt. Arten.
dem Namen utilis exceptio bezeichnet (d), also auf gleiche
Weise wie bey den Klagen (§ 215).

Der den Inhalt der Exception bestimmende Rechts-
grund hat seinen Sitz zuweilen in Regeln des Prozes-
ses (e); häufiger aber, und mit wichtigerem Einfluß, in
materiellen Rechtsregeln. Die Exceptionen dieser zweyten
Art haben eine den Obligationen ähnliche Natur, eben so
wie die Klagen (§ 205); der Beklagte fordert von dem
Kläger, daß er sein Klagrecht nicht geltend mache. Das-
selbe materielle Recht kann, je nach dem zufälligen Be-
dürfniß, bald eine Klage, bald eine Exception veranlassen,
und es ist über das Verhältniß, worin diese beide Gestal-
ten der Rechtsverfolgung zu einander stehen, folgende Re-
gel zu bemerken. Wer ein Klagrecht hat, kann den Grund
desselben, wo er es bedarf, stets auch als Exception gel-
tend machen (f). Man kann aber nicht auch umgekehrt
sagen, daß aus dem Daseyn einer Exception stets auch

(d) L. 21 de praescr. verb.
(19. 5.). "Quotiens deficit actio
vel exceptio, utilis actio vel
exceptio est.
"
Der Ausdruck hat
jedoch hier lediglich den Sinn
einer Ausdehnung (§ 215), eine
Fiction kam bey den Exceptionen
gewiß nicht vor, die ja auch zu
ihrer ohnehin thatsächlichen Fas-
sung gar nicht gepaßt haben würde
(Note b.). -- In den meisten Stel-
len freylich heißt utilis exceptio
nicht eine ausgedehnte, sondern
eine wirksame, gültige Exception.
Vgl. L. 41 de minor. (4. 4.).
L. 19 § 5 ad Sc. Vell. (16. 1.),
L. 5 C. de usuris
(4. 32.).
(e) Dahin gehört die exceptio
fori, procuratoria, cognitoria,
praejudicialis
u. s. w. Vgl. Al-
brecht
Exceptionen. S. 211.
(f) L. 1 § 4 de superf. (43.
18.) "cui damus actionem, ei-
dem et exceptionem competere
multo magis quis dixerit."
Die-
selbe Stelle steht nochmals in
L. 156 § 1 de R. J. (50. 17.).

§. 227. Exceptionen. Inhalt. Arten.
dem Namen utilis exceptio bezeichnet (d), alſo auf gleiche
Weiſe wie bey den Klagen (§ 215).

Der den Inhalt der Exception beſtimmende Rechts-
grund hat ſeinen Sitz zuweilen in Regeln des Prozeſ-
ſes (e); häufiger aber, und mit wichtigerem Einfluß, in
materiellen Rechtsregeln. Die Exceptionen dieſer zweyten
Art haben eine den Obligationen ähnliche Natur, eben ſo
wie die Klagen (§ 205); der Beklagte fordert von dem
Kläger, daß er ſein Klagrecht nicht geltend mache. Daſ-
ſelbe materielle Recht kann, je nach dem zufälligen Be-
dürfniß, bald eine Klage, bald eine Exception veranlaſſen,
und es iſt über das Verhältniß, worin dieſe beide Geſtal-
ten der Rechtsverfolgung zu einander ſtehen, folgende Re-
gel zu bemerken. Wer ein Klagrecht hat, kann den Grund
deſſelben, wo er es bedarf, ſtets auch als Exception gel-
tend machen (f). Man kann aber nicht auch umgekehrt
ſagen, daß aus dem Daſeyn einer Exception ſtets auch

(d) L. 21 de praescr. verb.
(19. 5.). „Quotiens deficit actio
vel exceptio, utilis actio vel
exceptio est.
Der Ausdruck hat
jedoch hier lediglich den Sinn
einer Ausdehnung (§ 215), eine
Fiction kam bey den Exceptionen
gewiß nicht vor, die ja auch zu
ihrer ohnehin thatſächlichen Faſ-
ſung gar nicht gepaßt haben würde
(Note b.). — In den meiſten Stel-
len freylich heißt utilis exceptio
nicht eine ausgedehnte, ſondern
eine wirkſame, gültige Exception.
Vgl. L. 41 de minor. (4. 4.).
L. 19 § 5 ad Sc. Vell. (16. 1.),
L. 5 C. de usuris
(4. 32.).
(e) Dahin gehört die exceptio
fori, procuratoria, cognitoria,
praejudicialis
u. ſ. w. Vgl. Al-
brecht
Exceptionen. S. 211.
(f) L. 1 § 4 de superf. (43.
18.) „cui damus actionem, ei-
dem et exceptionem competere
multo magis quis dixerit.”
Die-
ſelbe Stelle ſteht nochmals in
L. 156 § 1 de R. J. (50. 17.).
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[171/0185] §. 227. Exceptionen. Inhalt. Arten. dem Namen utilis exceptio bezeichnet (d), alſo auf gleiche Weiſe wie bey den Klagen (§ 215). Der den Inhalt der Exception beſtimmende Rechts- grund hat ſeinen Sitz zuweilen in Regeln des Prozeſ- ſes (e); häufiger aber, und mit wichtigerem Einfluß, in materiellen Rechtsregeln. Die Exceptionen dieſer zweyten Art haben eine den Obligationen ähnliche Natur, eben ſo wie die Klagen (§ 205); der Beklagte fordert von dem Kläger, daß er ſein Klagrecht nicht geltend mache. Daſ- ſelbe materielle Recht kann, je nach dem zufälligen Be- dürfniß, bald eine Klage, bald eine Exception veranlaſſen, und es iſt über das Verhältniß, worin dieſe beide Geſtal- ten der Rechtsverfolgung zu einander ſtehen, folgende Re- gel zu bemerken. Wer ein Klagrecht hat, kann den Grund deſſelben, wo er es bedarf, ſtets auch als Exception gel- tend machen (f). Man kann aber nicht auch umgekehrt ſagen, daß aus dem Daſeyn einer Exception ſtets auch (d) L. 21 de praescr. verb. (19. 5.). „Quotiens deficit actio vel exceptio, utilis actio vel exceptio est.” Der Ausdruck hat jedoch hier lediglich den Sinn einer Ausdehnung (§ 215), eine Fiction kam bey den Exceptionen gewiß nicht vor, die ja auch zu ihrer ohnehin thatſächlichen Faſ- ſung gar nicht gepaßt haben würde (Note b.). — In den meiſten Stel- len freylich heißt utilis exceptio nicht eine ausgedehnte, ſondern eine wirkſame, gültige Exception. Vgl. L. 41 de minor. (4. 4.). L. 19 § 5 ad Sc. Vell. (16. 1.), L. 5 C. de usuris (4. 32.). (e) Dahin gehört die exceptio fori, procuratoria, cognitoria, praejudicialis u. ſ. w. Vgl. Al- brecht Exceptionen. S. 211. (f) L. 1 § 4 de superf. (43. 18.) „cui damus actionem, ei- dem et exceptionem competere multo magis quis dixerit.” Die- ſelbe Stelle ſteht nochmals in L. 156 § 1 de R. J. (50. 17.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/185>, abgerufen am 23.12.2024.