Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

§. 225. Vertheidigung. Einleitung. Duplex actio.
tritt der Klage gegenüber die Vertheidigung des Beklag-
ten, und dieses Verhältniß von Gegensätzen ist dann noch
einer ferneren Entwicklung fähig.

In der Regel nun erscheint dieses Verhältniß ganz so
einfach, wie es hier vorläufig angegeben worden ist. Dem
Kläger steht ein Beklagter gegenüber, und Jeder von Bei-
den hat diese seine Eigenschaft durch den ganzen Rechts-
streit durchzuführen. Es giebt aber auch eine kleine An-
zahl ausgenommener Fälle, worin jede Partey beide Eigen-
schaften in sich wirklich vereinigt, so daß Jeder Kläger
ist, und doch zugleich als Beklagter verurtheilt werden
kann. Diese Klagen heißen duplices actiones, duplicia
judicia,
und diejenigen unter ihnen, welche Interdicte sind,
duplicia interdicta (a); einmal werden sie auch mixtae
actiones
genannt (b). In unsren Rechtsquellen werden
nur folgende Fälle namentlich als solche bezeichnet. Erst-
lich die drey sogenannten Theilungsklagen: communi di-
vidundo, familiae herciscundae, finium regundorum
(c).
Ferner die zwey interdicta retinendae possessionis, uti
possidetis
und utrubi (d). In allen diesen Klagen also

(a) Savigny Recht des Be-
sitzes § 37. Der Ausdruck duplex
interdictum
hat aber noch eine
ganz andere Bedeutung, nämlich
die eines Interdicts, welches bald
adipiscendae, bald recuperan-
dae possessionis
ist. Ulpiani
fragm. de interdictis, L. 2 § 3
de interdictis
(43. 1.). Sa-
vigny
a. a. O., S. 481 der
6ten Ausg.
(b) L. 37 § 1 de O. et A.
(44. 7.).
(c) L. 2 § 1 comm. div. (10. 3),
L. 2 § 3 L. 44 § 4 fam. herc.
(10. 2), L. 10 fin. reg. (10. 1),
L. 37 § 1 de O. et A.
(44. 7.).
(d) Gajus IV. § 160, § 7 J. de
interd.
(4. 15), L. 2 pr. de in-
terd.
(43. 1), L. 3 § 1 uti poss.

§. 225. Vertheidigung. Einleitung. Duplex actio.
tritt der Klage gegenüber die Vertheidigung des Beklag-
ten, und dieſes Verhältniß von Gegenſätzen iſt dann noch
einer ferneren Entwicklung fähig.

In der Regel nun erſcheint dieſes Verhältniß ganz ſo
einfach, wie es hier vorläufig angegeben worden iſt. Dem
Kläger ſteht ein Beklagter gegenüber, und Jeder von Bei-
den hat dieſe ſeine Eigenſchaft durch den ganzen Rechts-
ſtreit durchzuführen. Es giebt aber auch eine kleine An-
zahl ausgenommener Fälle, worin jede Partey beide Eigen-
ſchaften in ſich wirklich vereinigt, ſo daß Jeder Kläger
iſt, und doch zugleich als Beklagter verurtheilt werden
kann. Dieſe Klagen heißen duplices actiones, duplicia
judicia,
und diejenigen unter ihnen, welche Interdicte ſind,
duplicia interdicta (a); einmal werden ſie auch mixtae
actiones
genannt (b). In unſren Rechtsquellen werden
nur folgende Fälle namentlich als ſolche bezeichnet. Erſt-
lich die drey ſogenannten Theilungsklagen: communi di-
vidundo, familiae herciscundae, finium regundorum
(c).
Ferner die zwey interdicta retinendae possessionis, uti
possidetis
und utrubi (d). In allen dieſen Klagen alſo

(a) Savigny Recht des Be-
ſitzes § 37. Der Ausdruck duplex
interdictum
hat aber noch eine
ganz andere Bedeutung, nämlich
die eines Interdicts, welches bald
adipiscendae, bald recuperan-
dae possessionis
iſt. Ulpiani
fragm. de interdictis, L. 2 § 3
de interdictis
(43. 1.). Sa-
vigny
a. a. O., S. 481 der
6ten Ausg.
(b) L. 37 § 1 de O. et A.
(44. 7.).
(c) L. 2 § 1 comm. div. (10. 3),
L. 2 § 3 L. 44 § 4 fam. herc.
(10. 2), L. 10 fin. reg. (10. 1),
L. 37 § 1 de O. et A.
(44. 7.).
(d) Gajus IV. § 160, § 7 J. de
interd.
(4. 15), L. 2 pr. de in-
terd.
(43. 1), L. 3 § 1 uti poss.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0165" n="151"/><fw place="top" type="header">§. 225. Vertheidigung. Einleitung. <hi rendition="#aq">Duplex actio.</hi></fw><lb/>
tritt der Klage gegenüber die Vertheidigung des Beklag-<lb/>
ten, und die&#x017F;es Verhältniß von Gegen&#x017F;ätzen i&#x017F;t dann noch<lb/>
einer ferneren Entwicklung fähig.</p><lb/>
            <p>In der Regel nun er&#x017F;cheint die&#x017F;es Verhältniß ganz &#x017F;o<lb/>
einfach, wie es hier vorläufig angegeben worden i&#x017F;t. Dem<lb/>
Kläger &#x017F;teht ein Beklagter gegenüber, und Jeder von Bei-<lb/>
den hat die&#x017F;e &#x017F;eine Eigen&#x017F;chaft durch den ganzen Rechts-<lb/>
&#x017F;treit durchzuführen. Es giebt aber auch eine kleine An-<lb/>
zahl ausgenommener Fälle, worin jede Partey beide Eigen-<lb/>
&#x017F;chaften in &#x017F;ich wirklich vereinigt, &#x017F;o daß Jeder Kläger<lb/>
i&#x017F;t, und doch zugleich als Beklagter verurtheilt werden<lb/>
kann. Die&#x017F;e Klagen heißen <hi rendition="#aq">duplices actiones, duplicia<lb/>
judicia,</hi> und diejenigen unter ihnen, welche Interdicte &#x017F;ind,<lb/><hi rendition="#aq">duplicia interdicta</hi> <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#g">Savigny</hi> Recht des Be-<lb/>
&#x017F;itzes § 37. Der Ausdruck <hi rendition="#aq">duplex<lb/>
interdictum</hi> hat aber noch eine<lb/>
ganz andere Bedeutung, nämlich<lb/>
die eines Interdicts, welches bald<lb/><hi rendition="#aq">adipiscendae,</hi> bald <hi rendition="#aq">recuperan-<lb/>
dae possessionis</hi> i&#x017F;t. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Ulpiani</hi><lb/>
fragm. de interdictis, <hi rendition="#i">L.</hi> 2 § 3<lb/><hi rendition="#i">de interdictis</hi></hi> (43. 1.). <hi rendition="#g">Sa-<lb/>
vigny</hi> a. a. O., S. 481 der<lb/>
6ten Ausg.</note>; einmal werden &#x017F;ie auch <hi rendition="#aq">mixtae<lb/>
actiones</hi> genannt <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 37 § 1 <hi rendition="#i">de O. et A.</hi></hi><lb/>
(44. 7.).</note>. In un&#x017F;ren Rechtsquellen werden<lb/>
nur folgende Fälle namentlich als &#x017F;olche bezeichnet. Er&#x017F;t-<lb/>
lich die drey &#x017F;ogenannten Theilungsklagen: <hi rendition="#aq">communi di-<lb/>
vidundo, familiae herciscundae, finium regundorum</hi> <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 § 1 <hi rendition="#i">comm. div.</hi> (10. 3),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 2 § 3 <hi rendition="#i">L.</hi> 44 § 4 <hi rendition="#i">fam. herc.</hi><lb/>
(10. 2), <hi rendition="#i">L.</hi> 10 <hi rendition="#i">fin. reg.</hi> (10. 1),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 37 § 1 <hi rendition="#i">de O. et A.</hi></hi> (44. 7.).</note>.<lb/>
Ferner die zwey <hi rendition="#aq">interdicta retinendae possessionis, uti<lb/>
possidetis</hi> und <hi rendition="#aq">utrubi</hi> <note xml:id="seg2pn_30_1" next="#seg2pn_30_2" place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Gajus</hi> IV. § 160, § 7 <hi rendition="#i">J. de<lb/>
interd.</hi> (4. 15), <hi rendition="#i">L.</hi> 2 <hi rendition="#i">pr. de in-<lb/>
terd.</hi> (43. 1), <hi rendition="#i">L.</hi> 3 § 1 <hi rendition="#i">uti poss.</hi></hi></note>. In allen die&#x017F;en Klagen al&#x017F;o<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0165] §. 225. Vertheidigung. Einleitung. Duplex actio. tritt der Klage gegenüber die Vertheidigung des Beklag- ten, und dieſes Verhältniß von Gegenſätzen iſt dann noch einer ferneren Entwicklung fähig. In der Regel nun erſcheint dieſes Verhältniß ganz ſo einfach, wie es hier vorläufig angegeben worden iſt. Dem Kläger ſteht ein Beklagter gegenüber, und Jeder von Bei- den hat dieſe ſeine Eigenſchaft durch den ganzen Rechts- ſtreit durchzuführen. Es giebt aber auch eine kleine An- zahl ausgenommener Fälle, worin jede Partey beide Eigen- ſchaften in ſich wirklich vereinigt, ſo daß Jeder Kläger iſt, und doch zugleich als Beklagter verurtheilt werden kann. Dieſe Klagen heißen duplices actiones, duplicia judicia, und diejenigen unter ihnen, welche Interdicte ſind, duplicia interdicta (a); einmal werden ſie auch mixtae actiones genannt (b). In unſren Rechtsquellen werden nur folgende Fälle namentlich als ſolche bezeichnet. Erſt- lich die drey ſogenannten Theilungsklagen: communi di- vidundo, familiae herciscundae, finium regundorum (c). Ferner die zwey interdicta retinendae possessionis, uti possidetis und utrubi (d). In allen dieſen Klagen alſo (a) Savigny Recht des Be- ſitzes § 37. Der Ausdruck duplex interdictum hat aber noch eine ganz andere Bedeutung, nämlich die eines Interdicts, welches bald adipiscendae, bald recuperan- dae possessionis iſt. Ulpiani fragm. de interdictis, L. 2 § 3 de interdictis (43. 1.). Sa- vigny a. a. O., S. 481 der 6ten Ausg. (b) L. 37 § 1 de O. et A. (44. 7.). (c) L. 2 § 1 comm. div. (10. 3), L. 2 § 3 L. 44 § 4 fam. herc. (10. 2), L. 10 fin. reg. (10. 1), L. 37 § 1 de O. et A. (44. 7.). (d) Gajus IV. § 160, § 7 J. de interd. (4. 15), L. 2 pr. de in- terd. (43. 1), L. 3 § 1 uti poss.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/165
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/165>, abgerufen am 25.11.2024.