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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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§. 218. Judicia, arbitria. Stricti juris, bonae fidei actiones.
§. 218.
Arten der Klagen. Judicia, arbitria. Stricti juris,
bonae fidei
(*).

Die bisher versuchte Darstellung der älteren Klagfor-
men sollte den Weg bahnen zum Verständniß einiger Arten
der Klagen, deren wichtige Verschiedenheiten noch im Ju-
stinianischen Recht sehr häufig erwähnt werden. Es sind
dieses die stricti juris und bonae fidei actiones, die Con-
dictionen, und die arbitrariae actiones.

Cicero sagt, es gebe überhaupt zweyerley Klagen, ju-
dicia
und arbitria (a). In jenen werde der Rechtsstreit
streng und buchstäblich behandelt, in diesen milde und mit
freyer Rücksicht auf Billigkeit. Gleich nachher scheint er
denselben Gegensatz durch die Ausdrücke judicia legitima
und arbitria honoraria zu bezeichnen (b). In anderen

(*) Vgl. hierüber im Allgemei-
nen die Beylagen XIII. XIV. Es
dürfte zum leichteren Verständniß
der Sache beytragen, die ausführ-
lichen Beylagen zuerst zu lesen, da
die zusammengedrängte Darstel-
lung in diesem und den folgenden
Paragraphen, ihrer Natur nach,
weniger faßlich ausfallen muß.
(a) Cicero pro Roscio Co-
moedo C. 5 "Aliud est judi-
cium, aliud arbitrium ... Quid
est in judicio? directum, aspe-
perum, simplex: Si paret HS.
ICCC dari oportere .. Quid est
in arbitrio? mite, moderatum:
Quantum aequius et melius, id
dari.
(b) Cicero ib. C. 5 "perinde
ac si in hanc formulam omnia
judicia legitima, omnia arbi-
tria honoraria,
omnia officia
domestica conclusa et compre-
hensa sint, perinde dicemus."

Diese rhetorische Stelle macht of-
fenbar keinen Anspruch auf wissen-
schaftliche Präcision, der Sinn aber
ist dieser: "alle judicia, das heißt
die Civilklagen, eben so alle arbi-
tria,
das heißt die prätorische
Klagen." Die Beywörter haben
also eine erklärende, nicht ein-
§. 218. Judicia, arbitria. Stricti juris, bonae fidei actiones.
§. 218.
Arten der Klagen. Judicia, arbitria. Stricti juris,
bonae fidei
(*).

Die bisher verſuchte Darſtellung der älteren Klagfor-
men ſollte den Weg bahnen zum Verſtändniß einiger Arten
der Klagen, deren wichtige Verſchiedenheiten noch im Ju-
ſtinianiſchen Recht ſehr häufig erwähnt werden. Es ſind
dieſes die stricti juris und bonae fidei actiones, die Con-
dictionen, und die arbitrariae actiones.

Cicero ſagt, es gebe überhaupt zweyerley Klagen, ju-
dicia
und arbitria (a). In jenen werde der Rechtsſtreit
ſtreng und buchſtäblich behandelt, in dieſen milde und mit
freyer Rückſicht auf Billigkeit. Gleich nachher ſcheint er
denſelben Gegenſatz durch die Ausdrücke judicia legitima
und arbitria honoraria zu bezeichnen (b). In anderen

(*) Vgl. hierüber im Allgemei-
nen die Beylagen XIII. XIV. Es
dürfte zum leichteren Verſtändniß
der Sache beytragen, die ausführ-
lichen Beylagen zuerſt zu leſen, da
die zuſammengedrängte Darſtel-
lung in dieſem und den folgenden
Paragraphen, ihrer Natur nach,
weniger faßlich ausfallen muß.
(a) Cicero pro Roscio Co-
moedo C. 5 „Aliud est judi-
cium, aliud arbitrium … Quid
est in judicio? directum, aspe-
perum, simplex: Si paret HS.
ICCC dari oportere .. Quid est
in arbitrio? mite, moderatum:
Quantum aequius et melius, id
dari.
(b) Cicero ib. C. 5 „perinde
ac si in hanc formulam omnia
judicia legitima, omnia arbi-
tria honoraria,
omnia officia
domestica conclusa et compre-
hensa sint, perinde dicemus.”

Dieſe rhetoriſche Stelle macht of-
fenbar keinen Anſpruch auf wiſſen-
ſchaftliche Präciſion, der Sinn aber
iſt dieſer: „alle judicia, das heißt
die Civilklagen, eben ſo alle arbi-
tria,
das heißt die prätoriſche
Klagen.“ Die Beywörter haben
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[101/0115] §. 218. Judicia, arbitria. Stricti juris, bonae fidei actiones. §. 218. Arten der Klagen. Judicia, arbitria. Stricti juris, bonae fidei (*). Die bisher verſuchte Darſtellung der älteren Klagfor- men ſollte den Weg bahnen zum Verſtändniß einiger Arten der Klagen, deren wichtige Verſchiedenheiten noch im Ju- ſtinianiſchen Recht ſehr häufig erwähnt werden. Es ſind dieſes die stricti juris und bonae fidei actiones, die Con- dictionen, und die arbitrariae actiones. Cicero ſagt, es gebe überhaupt zweyerley Klagen, ju- dicia und arbitria (a). In jenen werde der Rechtsſtreit ſtreng und buchſtäblich behandelt, in dieſen milde und mit freyer Rückſicht auf Billigkeit. Gleich nachher ſcheint er denſelben Gegenſatz durch die Ausdrücke judicia legitima und arbitria honoraria zu bezeichnen (b). In anderen (*) Vgl. hierüber im Allgemei- nen die Beylagen XIII. XIV. Es dürfte zum leichteren Verſtändniß der Sache beytragen, die ausführ- lichen Beylagen zuerſt zu leſen, da die zuſammengedrängte Darſtel- lung in dieſem und den folgenden Paragraphen, ihrer Natur nach, weniger faßlich ausfallen muß. (a) Cicero pro Roscio Co- moedo C. 5 „Aliud est judi- cium, aliud arbitrium … Quid est in judicio? directum, aspe- perum, simplex: Si paret HS. ICCC dari oportere .. Quid est in arbitrio? mite, moderatum: Quantum aequius et melius, id dari. (b) Cicero ib. C. 5 „perinde ac si in hanc formulam omnia judicia legitima, omnia arbi- tria honoraria, omnia officia domestica conclusa et compre- hensa sint, perinde dicemus.” Dieſe rhetoriſche Stelle macht of- fenbar keinen Anſpruch auf wiſſen- ſchaftliche Präciſion, der Sinn aber iſt dieſer: „alle judicia, das heißt die Civilklagen, eben ſo alle arbi- tria, das heißt die prätoriſche Klagen.“ Die Beywörter haben alſo eine erklärende, nicht ein-

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/115>, abgerufen am 23.12.2024.