Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite

Beylage X.
ipso jure frey, als vorher durch die Expromission. Da
er aber nach dem Willen des Mannes gezahlt hat, so
schützt er sich gegen dessen Schuldklage durch eine doli
exceptio,
wobey er jedoch seine Vindication des vorräthi-
gen Geldes dem Manne cediren muß. Für die Condiction
bedarf es nicht einmal einer Cession; denn da die Frau
um das consumirte (nicht etwa verschwendete) Geld durch
Vermittlung des Mannes reicher geworden ist, so hat der-
selbe gegen sie die Condiction schon unmittelbar (c). --
Dasselbe, was hier als besondere Folge der Zahlung aus
der nichtigerweise übernommenen Schuld gesagt worden
ist, muß eben so auch in dem vorher erwähnten Fall, da
die Schenkung durch Liberation der Frau bewirkt werden
sollte, gelten (Num. II.).

IV.

Dasselbe scheint nun auch gelten zu müssen, wenn der
Mann seinem Schuldner aufträgt, die Schuld an die Frau
zu zahlen, welche dadurch beschenkt werden soll; der Schuld-
ner müßte verpflichtet bleiben, und das gezahlte Geld
durch Vindication von der Frau wieder fordern. Hier ist
es jedoch anders, in Folge der freyeren Entwicklung, die
in der Lehre vom Besitz eingetreten ist. Es wird nämlich
so betrachtet, als wäre das Geld von dem Schuldner an

(c) Dieses ist der Inhalt der
merkwürdigen, von Julian her-
rührenden, L. 39 de don. int.
vir.
(24. 1.), deren erster Theil
schon in Note a benutzt wor-
den ist.

Beylage X.
ipso jure frey, als vorher durch die Expromiſſion. Da
er aber nach dem Willen des Mannes gezahlt hat, ſo
ſchützt er ſich gegen deſſen Schuldklage durch eine doli
exceptio,
wobey er jedoch ſeine Vindication des vorräthi-
gen Geldes dem Manne cediren muß. Für die Condiction
bedarf es nicht einmal einer Ceſſion; denn da die Frau
um das conſumirte (nicht etwa verſchwendete) Geld durch
Vermittlung des Mannes reicher geworden iſt, ſo hat der-
ſelbe gegen ſie die Condiction ſchon unmittelbar (c). —
Daſſelbe, was hier als beſondere Folge der Zahlung aus
der nichtigerweiſe übernommenen Schuld geſagt worden
iſt, muß eben ſo auch in dem vorher erwähnten Fall, da
die Schenkung durch Liberation der Frau bewirkt werden
ſollte, gelten (Num. II.).

IV.

Daſſelbe ſcheint nun auch gelten zu müſſen, wenn der
Mann ſeinem Schuldner aufträgt, die Schuld an die Frau
zu zahlen, welche dadurch beſchenkt werden ſoll; der Schuld-
ner müßte verpflichtet bleiben, und das gezahlte Geld
durch Vindication von der Frau wieder fordern. Hier iſt
es jedoch anders, in Folge der freyeren Entwicklung, die
in der Lehre vom Beſitz eingetreten iſt. Es wird nämlich
ſo betrachtet, als wäre das Geld von dem Schuldner an

(c) Dieſes iſt der Inhalt der
merkwürdigen, von Julian her-
rührenden, L. 39 de don. int.
vir.
(24. 1.), deren erſter Theil
ſchon in Note a benutzt wor-
den iſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0604" n="590"/><fw place="top" type="header">Beylage <hi rendition="#aq">X.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">ipso jure</hi> frey, als vorher durch die Expromi&#x017F;&#x017F;ion. Da<lb/>
er aber nach dem Willen des Mannes gezahlt hat, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chützt er &#x017F;ich gegen de&#x017F;&#x017F;en Schuldklage durch eine <hi rendition="#aq">doli<lb/>
exceptio,</hi> wobey er jedoch &#x017F;eine Vindication des vorräthi-<lb/>
gen Geldes dem Manne cediren muß. Für die Condiction<lb/>
bedarf es nicht einmal einer Ce&#x017F;&#x017F;ion; denn da die Frau<lb/>
um das con&#x017F;umirte (nicht etwa ver&#x017F;chwendete) Geld durch<lb/>
Vermittlung des Mannes reicher geworden i&#x017F;t, &#x017F;o hat der-<lb/>
&#x017F;elbe gegen &#x017F;ie die Condiction &#x017F;chon unmittelbar <note place="foot" n="(c)">Die&#x017F;es i&#x017F;t der Inhalt der<lb/>
merkwürdigen, von Julian her-<lb/>
rührenden, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 39 <hi rendition="#i">de don. int.<lb/>
vir.</hi></hi> (24. 1.), deren er&#x017F;ter Theil<lb/>
&#x017F;chon in Note <hi rendition="#aq">a</hi> benutzt wor-<lb/>
den i&#x017F;t.</note>. &#x2014;<lb/>
Da&#x017F;&#x017F;elbe, was hier als be&#x017F;ondere Folge der Zahlung aus<lb/>
der nichtigerwei&#x017F;e übernommenen Schuld ge&#x017F;agt worden<lb/>
i&#x017F;t, muß eben &#x017F;o auch in dem vorher erwähnten Fall, da<lb/>
die Schenkung durch Liberation der Frau bewirkt werden<lb/>
&#x017F;ollte, gelten (Num. <hi rendition="#aq">II.</hi>).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;cheint nun auch gelten zu mü&#x017F;&#x017F;en, wenn der<lb/>
Mann &#x017F;einem Schuldner aufträgt, die Schuld an die Frau<lb/>
zu zahlen, welche dadurch be&#x017F;chenkt werden &#x017F;oll; der Schuld-<lb/>
ner müßte verpflichtet bleiben, und das gezahlte Geld<lb/>
durch Vindication von der Frau wieder fordern. Hier i&#x017F;t<lb/>
es jedoch anders, in Folge der freyeren Entwicklung, die<lb/>
in der Lehre vom Be&#x017F;itz eingetreten i&#x017F;t. Es wird nämlich<lb/>
&#x017F;o betrachtet, als wäre das Geld von dem Schuldner an<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[590/0604] Beylage X. ipso jure frey, als vorher durch die Expromiſſion. Da er aber nach dem Willen des Mannes gezahlt hat, ſo ſchützt er ſich gegen deſſen Schuldklage durch eine doli exceptio, wobey er jedoch ſeine Vindication des vorräthi- gen Geldes dem Manne cediren muß. Für die Condiction bedarf es nicht einmal einer Ceſſion; denn da die Frau um das conſumirte (nicht etwa verſchwendete) Geld durch Vermittlung des Mannes reicher geworden iſt, ſo hat der- ſelbe gegen ſie die Condiction ſchon unmittelbar (c). — Daſſelbe, was hier als beſondere Folge der Zahlung aus der nichtigerweiſe übernommenen Schuld geſagt worden iſt, muß eben ſo auch in dem vorher erwähnten Fall, da die Schenkung durch Liberation der Frau bewirkt werden ſollte, gelten (Num. II.). IV. Daſſelbe ſcheint nun auch gelten zu müſſen, wenn der Mann ſeinem Schuldner aufträgt, die Schuld an die Frau zu zahlen, welche dadurch beſchenkt werden ſoll; der Schuld- ner müßte verpflichtet bleiben, und das gezahlte Geld durch Vindication von der Frau wieder fordern. Hier iſt es jedoch anders, in Folge der freyeren Entwicklung, die in der Lehre vom Beſitz eingetreten iſt. Es wird nämlich ſo betrachtet, als wäre das Geld von dem Schuldner an (c) Dieſes iſt der Inhalt der merkwürdigen, von Julian her- rührenden, L. 39 de don. int. vir. (24. 1.), deren erſter Theil ſchon in Note a benutzt wor- den iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/604
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 4. Berlin, 1841, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system04_1841/604>, abgerufen am 22.11.2024.